Aug 29, 2006

3 Jahre

Seit Sonntag den 27.08. sind Lisa und ich 3 Jahre zusammen. Drei lange Jahre, ach, wie sich die Zeit manchmal in die Länge zieht, nicht wahr? Uff, können 3 Jahre lang sein. Kennt Ihr das Gefühl, wenn der Zahnarztbesuch einem unendlich erscheint?
Ich persönlich kenne das nur vom Zahnarzt, denn mit Elisabet mache ich immer so viele tolle Sachen, dass flux und eh man sich versieht 3 Jahre um sind und die Geheimratsecken sich im Nacken vereinen.
Am Jubiläumswochenende fröhnten wir uns wieder unserer Freizeit, nämlich kaufte Elisabet sich letzte Woche ein tolles Fahrrad, und auch ich liess meins auf Vordermann bringen. Nun sah die Idee vor, einen der "grünen Wege" (vias verdes) zu machen - das sind alte, nicht mehr genutzte Bahnstrecken, die wieder etwas hergerichtet wurden, und auf denen man nun radeln kann. Was in Deutschland bei Weitem nichts Besonderes ist (ich fuhr mein Leben lang auf dem Hein-Hollenbeck-Weg Rad), das ist in Spanien seit Kurzem der letzte Schrei, und man findet hier nichts Seltsames daran, für eine solche Radtour 100km mit den Rädern auf dem Auto zu machen. Genau so weit hatten wir es etwa um nach Bescanó zu gelangen, wo wir unsere Tour am Samstag um 16.00 Uhr am Kilometer 6 begannen. Vor uns lagen 48km bis nach Olot. Dort wollten wir irgendwo zelten und am nächsten Tag wieder zurückfahren.
Ab einem Dorf namens Amer wurde der Weg wirklich schön. Man fährt dort nicht mehr neben der Landstrasse, sondern in einem Wald entlang und kreuzt immer mal wieder kleine Dörfer in denen man man meist schön restaurierte alte Bahnhöfe zu Gesicht kriegt. An einigen Stellen hat man sowohl zur Rechten als auch zur Linken Felswände um sich, und man sieht klar, dass der Weg vor vielen Jahren extra aus dem Fels herausgeschlagen oder -gesprengt wurde.
Etwas ab dem Kilometer 27 ging es bergauf. Da es sich um um eine Bahnstrecke handelt, war der Anstieg nicht besonders steil, wohl aber anhaltend - etwa 12 Kilometer lang. Das machte besonders Lisa zu schaffen, die zwar in ihrer Kindheit Fahrrad fuhr, jedoch nie das Fahrrad als Transportmittel nutzte, so wie ich es zu pflegen tat bevor ich nach Katalonien kam, was nicht heissen soll, dass nicht auch ich meine Beine und Po nur zu gut spürte.
Drei Kilometer vor Olot liegt ein Dorf namens Les Preses. Hier kamen wir an, als es gerade dunkel wurde. Da es über einen Campingplatz verfügt, auf dem es gerade noch eine freie Parzelle für ein Zelt gab, blieben wir dort. Nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, suchten wir uns ein Restaurant in dem uns leckere Batzen totgeschlagener Tiere serviert wurden, die wir zusammen mit einem Liter Rotwein verschlangen. Als Nachtisch wählte ich Tortell d'Olot, denn qui no ha menjat tortell d'Olot, no ha menjat tortell en lloc oder so ähnlich. Trotz der Klänge des Tanzfestivals, das bis morgens um 6 in nächster Nachbarschaft zum Campingplatz veranstaltet wurde schliefen wir prima.
Am nächsten ging es zurück richtung Girona, zunächst ein Stück bergauf, doch dann kilometer- und kilometerweit bergab. Super das!
Nach 3,5 Stunden kamen wir wieder in Bescanó an.

Nun fuhren wir schnell nach St. Vicenç von wo aus wir nach einer Dusche ohne Zeit zu verlieren nach Manresa aufbrachen, denn um 22.00 Uhr begann im Rahmen des alljährlichen Stadtfestes das Feuerwerk im Parc de l'Agulla. Dieses Feuerwerk hat für Lisa und mich eine ganz besondere Bedeutung, denn genau dadurch fing vor drei Jahren alles an (obwohl es 2003 wegen eines infernalen Wolkenbruchs ausfiel) aber das ist eine andere Geschichte.
Ein gutes Feuerwerk, das teilweise erstaunlich gut zur begleitenden Musik passte. Danach dann ging die Party in Manresas Zentrum weiter.
Am nächsten Tag, Montag den 28.08. (wegen des Stadtfestes ein Feiertag in Manresa) machten Lisa und ich nachmittags den dritten der 100 Gipfel. Die 1104m hohe Mola im Naturpark St. Llorenç. Es handelt sich wirklich um keine Meisterleistung, da man das Auto sehr nah parken kann (einfach in Matadepera so weit wir möglich nach oben fahren) aber dennoch um einen schönen Weg. Ich sollte ihn mal mit meinen Eltern machen, wenn die mich mal wieder besuchen kommen. Oben angekommen befindet man sich auf einem Hochplateau mit einer super Aussicht. Bei gutem Wetter kann man von dort aus angeblich bis nach Mallorca gucken. Die obligatorische Kirche mit Kloster und ein Restaurant runden das Bild ab.
Rund um die Mola gibt es viele kleine Höhlen. Die Codoleda und die 700m lange Cova de Manel zum Beispiel, in der ich meine ersten Höhlenerfahrungen machte. Auch der immerhin 90m tiefe Avenc del Club ist dort, aber den habe ich bisher noch nicht erkundet.
Nach diesem kleinen Ausflug fuhren wir wieder nach Manresa, wo wir um 21.00 Uhr bei Dani und Angels eingeladen waren den diesjährigen coorefoc von ihrem Balkon aus zu begutachten, wie es mittlerweile fast Tradition ist. Dafür sollte ich erläutern, was ein correfoc ist:
es handelt sich dabei um eine Art Strassenfeuerwerk mit sehr langer Tradition. Ich glaube es kommt aus dem Mittelalter. Grosse phantasiehafte Tierskulpturen - z.B. Drachen - werden dabei nachts durch die Strassen getragen, und an den Skulpturen sin Makrowunderkerzen befestigt, die sehr viele Funken versprühen. Auf einem Platz, brechend voll mit Menschen stelle man sich nun diese Tiere vor, wie sie sich um ihre eigene Achse drehen, unvorhersehbar wenden, nach vorne schnellen und wieder zu wirbeln beginnen, während das Volk unter dem Funkenregen fürchterlich potenten Knallfröschen auszuweichen versucht, die in die Menge geschleudert werden. Als wäre das nicht genug explodieren die Wunderkerzen zum Schluss mit einem ohrenbetäubenden Knall auf Kopfhöhe der Meute und je nach Pech unter anderem direkt vor dem (vermummten) Gesicht oder neben dem Ohr. Einmal explodiert werden sie selbstverständlich sofort durch neue ersetzt, und weiter gaht der Spass. Das ganze Spektakel wird untermalt von lauter, traditioneller Musik (die heutzutage von CD kommt und aus Lautsprechern schallt, die sich auf Autodächern extra dafür besorgter Lieferwagen befinden), zu der ein gebürtiger Manresaner sich ganz genau zu bewegen weiss. Das schlimmste aber sind die Funkenräder, die wild wirbelnd Funken vesprühen, dann wild und völlig unkontrolliert explodieren und dadurch auch noch Balkone im dritten Stock erreichen. Ausserdem wurden dieses Jahr quer über den Platz "Funkengardinen" gespannt, die ausser der gleissend hellen Funken ganz besonders viel Rauch produzieren.
Der correfoc dauert 3 Stunden lang und zieht von Platz zu Platz durch die ganze Manresaner Altstadt, wobei auf jedem der Plätze zu anderer Musik gesprungen und getanzt wird.
Ich stand also auf Danis Balkon und hielt mir die meiste Zeit über die Augen zu, da ich Angst vor den Explosionen der Funkenräder hatte. Und noch heute (Dienstag) habe ich schwarze Popel in der Nase.
Eigentlich sollte ich das im nächsten Jahr mal filmen (den correfoc, nicht die Popel) und hier via YouTube präsentieren. Heute las ich übrigens, dass es dieses Jahr 81 Verletzte gab, die behandelt werden mussten.
In Berga gibt es eine Extremversion dieses Festes - La Patum. Da gibt es zwar nur 3 kritische Minuten, die jedoch sind äusserst kritisch. Jenes Fest ist übrigens seit etwa einem Jahr UNESCO Kulturerbe.
Okay, nach dem correfoc gingen wir zum Rathausplatz, wo wir bis um 3 dem traditionellem Konzert der Mitjanit beiwohnten.
Auf viele weitere Jahre!

Aug 23, 2006

100 cims - St. Jeroni

Am Sonntag, den 20.08. wollten Lisa und ich unseren zweiten Gipfel aus dem Katalog der 100 cims machen. Und zwar wählten wir dafür St Jeroni aus, den mit 1237 Metern höchsten Punkt des Montserrats, jenem total irren Berg gleich hier um die Ecke. Total im Gegensatz zu allen ungeschriebenen Exkursionsrichtlinien machten wir uns mit sommerlicher, urbaner Strassenkleidung erst kurz vor einbrechender Dunkelheit auf den Weg und hatten ausserdem nur eine Stirnlampe dabei.
Wir fuhren zunächst ins von St. Vicenç 6km entfernt gelegene Monistrol de Montserrat und ab dort die Strasse zum 500m höher liegenden Kloster hinauf. Hier parkten wir. Es dämmerte bereits.
Der Weg zum Gipfel ist total einfach, denn es geht hauptsächlich Treppen hinauf. Für die, die es nicht wissen, Montserrat ist durch seine erstaunlichen Formen und das riesige Kloster da oben ein absoluter Touristenmagnet. Und da viele der Touris schon seit vielen Jahren zum Gipfel wollen, gibt es einen ganz einfachen Weg dort hinauf, was natürlich nicht heisst, dass die 1350 Stufen dank derer man die 517 zu überbrückenden Höhenmeter macht, nicht trotzdem anstrengend sein können. Der Montserrat ist wirklich kein normaler Berg und ich rate ausdrücklich jedem Barcelonatouri mit minimalen Natur- und Landschaftsinteresse zu einem mindestens zweitägigen Ausflug dorthin. Das dachten sich wohl auch die beiden ausländischen Kletterer, die uns auf den Treppen entgegenkamen und uns fragten, wann wohl der letzte Zug nach Barcelona fahre. Wir wussten es nicht, und schon eilten die beiden weiter hinab.
Wir setzten den Weg mit eingeschalteter Stirnlampe fort als Elisabet Probleme mit ihrer linken Kontaktlinse hatte, die so tat als wolle sie flüchten und das Auge zum Tränen brachte. Naja, im Endeffekt liessen wir den Gipfel sein und kehrten um.
Bereits wieder mit dem Auto hinunterfahrend überholten wir die beiden Kletterer, die Richtung Dorf gingen - jedoch fehlten ihnen dafür bestimmt noch 1,5 Stunden. Wir nahmen sie mit runter, wofür sie kompliziert über die Vordersitze die Rückbank erklettern mussten, denn, wie jeder aufmerksame Leser dieses blogs weiss, man kann die hinteren Türen meines Autos nicht öffnen. (Ihr kennt die Serie "Ein Duke kommt selten allein"?)
Vom Dorf fehlt nochmal ein ganzes Ende bis zum Bahnhof, jedenfalls, wenn man zu Fuss unterwegs wäre. Es fuhr kein Zug mehr nach Barcelona. Ich nahm die beiden mit nach Hause. Mittlerweile kannten wir uns ja gut - sie heissen Dasa und Michal und kommen aus Prag.
Den gleichen Gefallen, den Niko aus Hannover mir im Jahre 2003 machte konnte ich nun also an Dasa und Michal weitergeben.
Abends tranken wir noch Wein und redeten bis um 2 Uhr morgens; das war echt nett. Morgens dann fuhr ich sie zum Bahnhof, und irgendwann werde ich sie mit Lisa in Prag besuchen. Das meine ich ernst.
Okay, aber den Gipfel wollten wir trotzdem machen.
Am 22.08. versuchten wir es nochmal.
Nach der Arbeit fuhr ich ganz kurz nach Hause um meine Stirnlampe einzupacken und dann schnurstracks nach St Vicenç um Elisabet abzuholen. Dieses Mal parkten wir etwa eine halbe Stunde, bevor es dämmerte. Das die Alpinakarte begleitende Heftchen kündigt für den Aufstieg 1 Stunde und 17 Minuten an, ganz schön wenig, aber ungefähr genau so lange brauchten wir tatsächlich (5-10 Minuten weniger), wobei ich festhalten möchte, dass wir wirklich schnell gingen. Oben windete es und wir hatten eine spektakuläre Aussicht über beleuchtete Städte und Dörfer von Berga bis nach Barcelona, wo man genau sehen konnte wo die letzten Lichter die Küste markieren.
Den Abstieg machten wir mit Hilfe der Stirnlampen und um 22.30 waren wir wieder am Auto. Fotos haben wir keine gemacht, doch das internet dürfte derer voll sein.
Achja, ich möchte noch erwähnen, dass ich während der Travessa de Montserrat des Jahres 2004 bereits einmal auf dem Gipfel war. Damals mit Olli dem Briten, der übrigens bald wieder nach Spanien kommt - er wird in Oviedo arbeiten. Während des Marsches verfehlten wir einen Abzweig und folgten dem Weg bis zum Gipfel, wo wir mangels Fortsetzung des Weges unseren Irrtum bemerkten.

Aug 16, 2006

A la sombra de la Pica d'Estats...


...heisst die Rundtour, die Lisa und ich vom Donnerstag den 10.08.2006 bis zum darauffolgenden Sonntag machten. Übersetzen kann man es auch: "Im Schatten der Pica d'Estats". Wenn man ausserdem noch weiss, dass die Pica mit 3147m der höchste Berg Kataloniens ist, dann hat man schon eine etwaige Vorstellung worum es hier geht. Wir waren in den Bergen.

Hier gibt es eine schöne Zeitschrift namens 'Pirineos', die letztes Jahr in einer Extraausgabe 30 Rundtouren präsentierte. Unser Plan sah vor, diese dreitägige Tour um einen Tag auszubauen, und so eventuell die Pica zu besteigen, doch wie sollte es anders sein - es kam natürlich nicht genau so, wie wir es geplant hatten.

Laut Plan hätten wir das Auto etwas oberhalb des Dorfes Tavascan gelassen, wären zur nicht bewirtschafteten Berghütte Broate gegangen, hätten von dort aus am nächsten Tag versucht die Pica über einen relativ schwierigen und äusserst luftigen Weg zu besteigen (meiner Meinung nach der absolute Schwachpunkt des Plans), hätten nach dem Abstieg nochmal in Broate genächtigt, wären dann zur bewirtschafteten Hütte von Certascan gegangen, hätten dort abermals übernachtet und wären dann zurück zum Auto gegangen.

Als wir in der Hütte von Certascan anriefen um für den Samstag 2 Schlafplätze zu reservieren, da fragte uns der Mensch überraschenderweise gleich, ob wir die Rundroute aus der Pirineos-Zeitschrift machen wollten. Er sagte uns, dass wir zwischen den beiden Hütten einen Abstieg zu bewältigen hätten, der über keinen markierten Weg verfügt, und an dem es ausserordentlich leicht sei, sich vor unüberwinbaren Abgründen wiederzufinden, so dass man wieder aufsteigen müsse bis man letztendlich einen möglichen Abstieg finde. Er sagte, dass einige Leute dort einen ganzen Tag suchend zugebracht hätten, man dieses Problem allerdings überwinden könne, wenn man die Route anders herum mache, so dass man es mit einem wesentlich besser überschaubaren Aufstieg zu tun hätte. Gut, wir machten die Route also andersrum.
Um 13.00 Uhr gingen wir am Auto auf etwa 1400m Höhe los. Die ersten drei Stunden ging es zwar durch schöne Landschaft, jedoch auf einer Piste entlang, was irgendwie weniger schön ist, da sich dieses outback-Gefühl nicht richtig entfalten kann. Ab und zu überholten uns auch ein paar LandRover, mit denen zahlende Kunden nach weiter oben gekarrt wurden.
Nach einer ganzen Weile nahmen wir einen Abzweig, der uns schon bald zum ersten See führte. Hier hörte dann auch die Piste auf und es ging endlich auf einem Wanderpfad weiter. Im zweiten, wesentlich grösseren See badete Lisa sich im eiskalten Wasser. Nun fehlte noch etwa eine Stunde, bis wir urplötzlich das in Wolken gehüllte Refugio Certascan vor uns hatten.
Wir machen die Tür auf und vor mir steht Lourdes, ein Mädel, dass ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe (das letzte Mal, als Michel mich in Manresa besuchen kam und wir am St Patrick's Day ein Bier in einem Pub trinken gingen). Lourdes ist Ullis Exfreundin und ich lernte sie während des Solarprojekts kennen, durch das ich vor fast 5 Jahren zum ersten Mal hier nach Katalonien kam. Sie war damals Hüttenwärtin im Refugio de la Sierra d'Ensija und arbeitet heute als Bergführerin.
Man trifft immer viele interessante Menschen in den Hütten, so auch einen Kerl aus Andorra, der unsere Tour in umgekehrter Richtung machte (ohne von der Zeitschrift zu wissen) und uns bat, am nächsten Tag in der Broate Hütte nach einer Stirnlampe Ausschau zu halten. Und ein sehr nettes Päärchen aus Barcelona, die uns während des Abendessens gegenüber sassen und echt witzig waren.
Der nächste Tag sollte etwas anstrengender werden. Nach dem Frühstück - jedoch ohne Stress - verliessen wir die Hütte um ersteinmal zum 5 Minuten höher gelegenen See von Certascan zu gehen. Dabei handelt es sich um den grössten See der Pyrinäen. In Wirklichkeit stellte er sich als ein zwar natürlicher See heraus, der aber zusätzlich über eine kleine Staumauer verfügt und dadurch auch Stauseecharakter hat und ausserdem sooo gross nun auch wieder nicht ist. Selbst in den Pyrinäen habe ich schon mindestens einen grösseren Stausee gesehen (den am Carlit). Mit Stauseecharakter meine ich hauptsächlich die Wasserstandslinie am Ufer, an der man genau sehen kann, wie hoch der See sich manchmal staut. Naja, um einen Norddeutschen mit Seen zu beeindrucken bedarf es da schon ein bisschen mehr.
Mit Bergen beeindruckt man uns. Das wiederum geht leicht.
Nachdem ich einen kleinen Kampf mit einem Maultier hatte, dass unsere Karte fressen wollte (das blöde Vieh machte sich am Abend zuvor schon an meinem Rucksack zu schaffen und frass dann, nachdem ich auch diesen erfolgreich zurückerobert hatte, genüsslich, und zähneknirschenderweise die Steinkohlevorräte der Berghütte), führte uns der Weg an zwei weiteren Seen vorbei, letzterer ebenfalls ein Stausee.
Hier galt es nun die Staumauer zu überqueren um dann dem dort entspringenden Fluss zu folgen.
Etwas weiter flussabwärts kam nun der anstrengende Teil, denn wir mussten nach links abbiegen und einen sehr steilen, langen Aufstieg bewältigen, der uns von XXXm bis zu einem Sattel auf 2600m Höhe brachte. Dazu brauchten wir fast 4 Stunden. Zunächst gab es keinen markierten Weg, doch später fanden wir grüne Markierungen und Steinmännchen, die uns zu einem Hochplateau führten. Hier bogen wir nach rechts ab, um zum Sattel aufzutsteigen, während die Markierungen weiter geradeaus verliefen.
Nun sollten wir laut Karte dem Grat folgen und diesen vor einem Zwischengipfel auf der linken Seite flankieren um zum 2730m hohen Cap de Broate zu gelangen, doch war die Verbindung so angsteinflössend luftig und kluftig, dass wir uns nicht trauten. Nach einer Krisenbesprechung mit topographischer Bestandsaufnahme der Umgebung entschlossen wir uns, uns einen eigenen Weg zur Broate Hütte, die wir tief unter bereits sehen konnten, zu erfinden.
Es folgten zwei Stunden, während derer wir nicht wussten, ob wir unten ankommen würden, denn in dem steilen Gelände konnte man nie besonders weit den geeignetesten Weg verfolgen und oft hatten wir an Steilwände im Weg, die es zu umgehen galt. Ich versuchte stets dem höchsten Gelände zu folgen, da wir so auf Felsen gelangten, von denen aus man möglichst viel der Umgebung inspizieren konnte um den besten Weg auszuwählen. Wir hätten auch den Gräben eines der Flussbetten folgen können, die schnurstracks ins Tal laufen, doch hat aus einer engen Schlucht heraus eben keinen guten Überblick über das Gelände und könnte so urplötzlich an einen unüberwindbaren Wasserfall gelangen, was einen Wideraufstieg nötig täte. Zweimal zwang uns das Gelände jedoch ins Flussbett doch zum Glück erforderte die schwierigste Stelle, mit der wir konfrontiert wurden, lediglich, dass ich Lisa beim Abstieg half. Zum Glück ging alles gut, so dass wir um etwa 20.00 Uhr in der Hütte ankamen, die von einem netten, furchtlosen französischem Päärchen behaust wurde. Die total verrückten hatten einen ähnlichen Abstieg vom Sotllo hinter sich, doch wesentlich schwieriger und ganz bestimmt sehr gefährlich. Da sie den Grat auf 3000m Höhe nicht überwinden konnten um zum Abstiegsweg zu gelangen und sich auch nicht trauten wieder umzukehren beschlossen die beiden Irren sich einen Abstieg direkt an der Steilwand zu erfinden. Und tatsächlich kamen sie lebendig unten an - wofür sie bestimmt Todesängste auszustehen hatten. Nunja, ein guter Teil ihres Weges wäre ungefähr auch unserer für den Folgetag gewesen um die Pica zu besteigen, die auf der Kontinuation des Grats liegt. Natürlich wären wir "auf" dem Weg gegangen und nicht wie die beiden einige hundert Meter daneben, und wir hätten nicht den Grat gemacht, der die beiden verschreckt hatte, sondern wären auf der anderen Seite des Grats etwa 200m abgestiegen um auf den Normalweg zu gelangen, der von einer anderen, in Frankreich gelegenen Hütte namens Pinet kommt, doch ihr Bericht reichte, um Lisa völlig zurecht zu verunsichern. Wir brauchten eine Planänderung.
Ich schlug vor, am nächsten Tag den Cap de Broate zu besteigen, um uns von dort aus den Weg anzugucken, den wir uns nicht getraut hatten zu machen - so sollte es sein. Die beiden Franzosen wollten zur Certascan-Hütte und ein Blick auf ihre Karte zeigte uns, dass unser Abstieg vom Vortag gar nicht schlecht gewählt war, denn sie hatten einen ähnlich verlaufenden Weg eingezeichnet. Der in unserer Karte verzeichnete Weg jedoch existierte in ihrer nicht.
Nach dem gemeinsamen Frühstück trennten sich unsere Wege, obwohl wir die beiden noch eine ganze Weile in der Ferne dabei beobachten konnten, wie sie Aufstiegsmöglichkeiten suchten. Unser Weg führte uns zu einem auf etwa 2600m Höhe gelegenen Bergsee. Von hier aus ging es rechts zum Pic de Broate und weiter links war der 25 Meter höhere Cap de Broate, den wir allerdings noch nicht sehen konnten, da er durch seine Nachbarn verdeckt wurde. Der Grat zwischen den beiden Gipfeln war durch eine eindrucksvolle Bresche zerschnitten. Wir stiegen zunächst nach rechts auf um uns von weiter oben ainen überblick zu verschaffen, doch wir konnten den Cap de Broate bis fast zum höchsten Punkt unserer Seite nicht ausmachen. Erst ganz oben angelangt sah man, dass der Grat zum Cap vom ersten Gipfel jenseits der Bresche aus ganz leicht ansteigt, um etwa 200m weiter hinten seinen durch ein grosses Steinmännchen markierten Höchstpunkt erreichte. Sicherlich schön, doch auch nicht besser als unsere Seite.
Auf der anderen Seite des Grats ging es hunderte von Metern senkrecht hinab. Hier machten wir ein Picknick. Von hier aus konnten wir fast den kompletten Verlauf der Exkursion beobachten und ganz in der Ferne sah man den See von Certascan.
Den Cap de Broate beschlossen wir nicht mehr zu machen, denn das hätte einen relativ weiten Abstieg erfordert, doch ich machte mich kurz davon um den Gipfel des Pic de Broate zu erwandern.
Auf dem Rückweg machten wir vom See aus einen Schlenker zum Coll de Broate, einem weiteren Sattel auf dessen anderer Seite wir einen sich in der Ferne verlierenden Weg sahen, der vermutlich zur Pinet-Hütte führt. Da er in unserer Karte nicht verzeichnet ist, müssen wir nochmal zurückkehren um dieses Rätsel zu lösen. Führte er zu Pinet, so könnte man von dort aus problemlos die Pica machen - eine wunderbare Idee für einen zukünftigen Ausflug.
Wir machten ein Wettrennen gegen den Regen und kamen glücklicherweise als erste an der Hütte an, in der sich in der Zwischenzeit ein weiteres von einem Hund begleitetes französisches Paar eingenistet hatte, dieses jedoch um die 60 Jahre alt. Sie kamen von der Hütte Baborte und waren, wie auch die beiden anderen Paare mit denen wir uns bisher gekreuzt hatten, seit fast 2 Wochen in den Bergen. Sie hatten unterwegs sogar Blaubeermarmelade gemacht wofür sie sich extra 750g Zucker eingepackt hatten!
(!!!)
Sie erzählten uns, dass sie eigentlich viel lieber zelten, als in Hütten zu schlafen, da die Hütten, besonders die spanischen, immer so laut sind. Aber hier waren sie ja fast alleine. Gerade, als sie sich um 19.00 Uhr bettklar machten trat ein triefnasser Spanier (Katalone) ein. Elisabet übersetzte die französische Frau mit "huch, der kommt aber spät". Wir beide nutzten den Lärm, den der Neue produzierte, zum Kochen. Nach unserem Abendessen - die Franzosen lagen bereits im Bett - kamen drei nicht weniger durchnässte, katalanische Herren. Eigentlich würde ich sie freaks nennen, doch wenn die beiden weniger freakigen bereits freaks sind, dann fehlt ein passendes Wort für den Übrigen. PARTY!
Naja, keine richtige Party, aber laut ging's trotzdem her. Lustiges Abendessen, Witze, Geschichten von früher und vom Tramper kurz zuvor, der es nicht mehr bei ihnen im Auto aushielt und es vorzog mitten im Nichts auszusteigen ... die Franzosen fanden es sicherlich grossartig den Katalanen zu horchen und kein Wort zu verstehen. Der Mann stand nochmal auf um den sehr gut erzogenen Hund ein letztes Mal rauszulassen und nutzte die Gelegenheit, die Hütte auszufegen. Es ging aber so gut her in der Hütte, dass zwei weitere (triefende Katalanen) sich ebenfalls dazu hinreissen liessen bei uns einzukehren, wodurch sowohl Schallpegel, als auch die Enthropie in unmittelbarer Nähe des Fussbodens wieder zunahmen. Es dauerte bis etwa 23.00 Uhr, dass Ruhe in unsere Hütte einkehrte, die nun mit 10 Personen wirklich voll war. (Es gibt 3 dreistöckige Betten und jede Matratze bietet Platz für 1,5 Personen, wodurch sich eine Notfallkapazität für 18 Personen ergibt.)
Lisa und ich hatten für den folgenden Tag eigentlich geplant Zur Baborte-Hütte (Notfallkapazität: 12) zu gehen, da wir noch einen Tag Zeit hatten, jedoch wollten 3 der abends Hereingeschneiten ebenfalls dorthin. Da Samstag war und sich die Berge samstags füllen (um genau zu sein freitagabends, wie wir nun wussten) und bereits mindestens drei Leute nach Baborte wollten die allerdings bei Weitem nicht über den Normalweg dorthin wollten liessen wir den Plan morgens fallen und machten uns stattdessen auf den Rückweg zum Auto.
Ein wunderschöner Weg am Fluss entlang. Absolut wunderschön. Michél, den hätten wir mal machen sollen anstatt des Ausfluges nach Ordesa! Wenn Du also mal auf die Pica d'Estats willst ... ich hab da schon eine Idee.
Mit dem Auto fuhren wir nun nach Arties im Vall d'Aran, wo wir auf einem uns bereits gut bekannten Campingplatz zelteten. Von hier aus machten wir am Montag einen Kurzausflug zum Estanho d'Escunhau, dem See, an dem wir einige Wochenenden zuvor das Basiscamp für die Höhlenforschung hatten. Ich zeigte Lisa die Situation und wir lasen am See "The Blind Watchmaker", ein bislang äusserst empfehlenswertes Buch von Richard Dawkins, dass die Evolutionstheorie erklärt. Abends dann fuhren wir nach Bossost, wo wir in einer Jugendherberge übernachteten und am nächsten Tag hatte Elisabet im selben Dorf zwei Konzerte mit ihrem vocal group Oktett. Die Konzerte fanden in einer ganz ganz alten ganz ganz romanischen Kirche statt. Die Kirche heisst Sta Maria de Bossóst, und da am 15.08. der St-Maria-Tag ist, veranstaltet jenes Dorf alljährlich ein Fest. Genau jenes Festes wegen trat Elisabet dort in der Kirche auf.
Ich fuhr bereits nach dem ersten der beiden schönen Konzerte nach Hause und kam so in den Genuss eines mich stundenlang begleitenden Regengusses, wie ich bislang noch keinen anderen erlebt habe. Kurz vor Alfarras war die Strasse dann gesperrt, da gleich zwei plötzlich entstandene Flüsse die Gelegenheit nutzten sich auf ihr miteinander zu kreuzen. Alle umliegenden Felder waren zu Seen angeschwollen und am Strassenrand lag 20 cm hoher Schnee, der sich bei genauerem Hinsehen als akkumulierte Bleibsel eines Hagelsturms herausstellte, dessen einzelne Hagelkörner die Grösse von Wallnüssen erreichten. blablabla

Aug 8, 2006

100 cims - Puig Soler


Yepp, doch dieses Mal handelt es sich um eine andere Aktion, die ich kurz beschreiben möchte, denn möglicherweise wird es eventuell in Zukunft vielleicht hoffentlich, könnte jedenfalls sein, den einen oder anderen Folgepost geben. Die katalanische Bergföderation FEEC hat am 01.07.06 etwas ganz gutes ins Leben gerufen. Es handelt sich um einen Katalog wichtiger katalanischer Berge, die es (im Laufe des Rests des Lebens) zu besteigen gilt. Es handt sich bei Weitem nicht um die höchsten Berge Kataloniens (obwohl natürlich auch einige der höchsten im Katalog enthalten sind), sondern um besonders emblematische Gipfel, sei es wegen ihrer Höhe, Schönheit, geschichtlichen Bedeutung oder geografischen Lage. Der niedrigste ist zum Beispiel nur 40 Meter hoch, und erreicht damit nur etwa ein Drittel der Höhe des weltberühmten Bungsberges (der, wenn mich nicht alles täuscht 164m misst). Ausserdem sind auch nicht alle diese Gipfel in Katalonien, sondern der Katalog beinhaltet auch Berge in Andorra und dem in Frankreich liegenden Landstrich Nordkataloniens.
Bei der 100 Gipfel Aktion geht es nicht um einen Wettkampf, sondern darum, schöne Ecken Kataloniens kennenzulernen und zu lernen, dass ein Berg nicht 3000 Meter hoch sein muss, um schön zu sein. Der Weg ist quasi das Ziel - ehrlich gesagt etwas, was ich noch lernen muss, denn für mich gilt stets je grösser, desto toller.
Nun gut, am Sonntag den 06.08.06 gingen Lisa und ich zu wiederholtem Male auf den Puig Soler, ein 525 Meter hoher Gipfel in der Nähe von St. Vicenç del Castellet - praktisch, denn so konnten wir von Elisabets Wohnung aus in nur eineinhalb Stunden den ersten unserer 100 Gipfel machen.
Eventuell kommen wir am Wochenende bereits zum zweiten Gipfel des Kataloges, denn im Prinzip wollen wir versuchen die Pica d'Estats zu besteigen, den mit 3147m höchsten Berg Kataloniens. Ja, ich weiss, dass das mit dem zuvor Geschriebenen im Widerspruch steht aber nebenbei will ich ja ausserdem so viele pyrinäische 3000er wie möglich bezwingen.
Die Fotos sind übrigens schon ein Jahr alt. Dieses Mal hatten wir keine Kamera dabei.

Aug 1, 2006

Höhlenforschung

hinten: Cesar, Victorcin, Castaño, Lluiseta, Gregori, Yolanda, Victor, Jordi, Marisa, Jordi V., ?, Neus
vorne: Joan, Toni, Mireia, Lluisa, Javier, ich, Hund, Kind, Josep, Jesus

Nun kann ich zum ersten Mal behaupten, an einer Höhlenforschung teilgenommen zu haben. Im zweiten Satz sollte ich jedoch klarstellen, dass ich dabei nicht forschte – ich brachte am vergangenen Sonntag lediglich Material zum Biwack, von dem aus dieser Tage versucht wird, das System der Bargadera (zur Zeit mit -400m Kataloniens tiefstes bekanntes Höhlensystem) mit einem Kollektor zu verbinden; ich glaube, das heisst, dass man den unterirdischen Fluss sucht, durch den das Wasser aus der Höhle abfliesst.

Doch erstmal eine Einführung:
Die Gruppe GIEG aus Granollers forscht nun seit genau 20 Jahren an der sich im Vall d’Aran befindlichen Bargadera. Zunächst gab es auf einem Berg in 2200m Höhe ein Loch namens C6, das wohl relativ schnell erforscht wurde, doch dann fand man bei einer Kletterei an einem Berghang in einer in der Nähe gelegenen Felsspalte auf etwa 2050m Höhe unverhoffterweise den Einstieg zu einer etwa 240m tiefen Höhle. Dieser Einstieg heisst heute Bargadera. Direkt nach dem Einstieg zu ebendieser Höhle gab es auch aufsteigende Kamine zu höher gelegenen Galerien zu erklettern, die sich zunächst jedoch im Nichts zu verlieren schienen. Da die Leute des CIEG über die Jahre hinweg nicht richtig weiterkamen, beschloss irgendwer, dass meine Sektion ihnen bei der weiteren Erforschung helfe. Das war, glaube ich, vor zwei Jahren, also noch vor meiner Zeit. Letztes Jahr im Sommer ward dann ein Kamin in einer der oberhalb der Bargadera gelegenen Galerien erklettert der die erhoffte Verbindung zu dem von der C6 kommenden Loch offenbarte. Durch diese Verbindung und der nachfolgenden topographischen Bestandsausnahme stellte sich herraus, dass man von der C6 zur etwa 150 m tiefer gelegenen Bargadera caven konnte und von dort aus wiederrum bis in einen kleinen Saal, der weitere 240m tiefer liegt. Von diesem Saal aus führt eine lange, ekelig enge Röhre weitere 10 m hinab, bevor sie von Geröll verstopft an einer besonders windigen Stelle jedwedes weitere Vordringen vereitelt. Der neue Rekord von -400m war geschafft!

Dieses Jahr wird das Höhlensystem an drei Stellen angegriffen: In der engen Röhre um Tiefe zu gewinnen, in einem aufsteigenden, zu erkletternden Kamin noch oberhalb der C6 um Höhe zu gewinnen und in einer in der Nähe gelegenden Doline auf ebenfalls etwa 2200m Höhe, um eventuell eine völlig neue Verbindung zur bereits bekannten Höhle zu finden.

Am Freitag fuhr ein Haufen Leute ins Vall d’Aran, um dort auf 1900m das Basiscamp zu errichten. Dieses Jahr handelt es sich um eine Luxusforschungsreise: Helikoptertransport von ca. 800kg Material zum Ort des zu errichtenden Basislagers und eine Köchin für das Basislager! (Neus aus Granollers)

Ich fuhr am Samstag hinterher, zusammen mit Jordi V., Lluisa, Lluiseta, Joan, Gregori, Castaño und Cesar. Nach etwa 4 Stunden Fahrt machten wir uns an den 1,5 stündigen Aufstieg zum Basislager. Was ich sah ist schwer zu beschreiben: mitten in der schönen Berglandschaft, neben einem schönen Berglandschaftsbergsee namens Estanhot d'Escunhau gelegen stand ein ordentlich gegen Kühe eingezäuntes Zeltlager, bestehend aus 3 wirklich grossen Zelten (Logistikzelt mit Sitzplätzen für 20 Personen, whiteboard und Glühbirnen, Küchenzelt mit wohlgefüllter Speisekammer inklusive komplettem Schinken und Lagerzelt für den ganzen Höhlenkrams und den Dieselgenerator) und bestimmt 10 Personenzelten. Etwas abseits gab es eine Dusche, die ihr Wasser aus einer etwa 100 m entfernten Quelle bezog. Die Dusche war mit einem dunklen 50l Behältnis ausgestattet, in der sich das Wasser etwas aufwärmen konnte.

Die etwa 20 Leute, die ich im Lager antraf hatten alle das offizielle T-shirt der Bargadera an und mit ebendiesem als Geschenk wurde ich im Lager begrüsst. Viele Leute kannte ich dort nicht (einen), denn die allermeisten kamen aus Granollers.

Nachdem auch wir unsere Zelte aufgebaut hatten wurde der Plan für den nächsten Tag gemacht: Zwei Kletterfreaks würden in die C6 gehen, von dort aus in eine höher gelegene Galerie vordringen und dort einen bislang noch nicht erkletterten Kamin erklimmen um oben angekommen eine Fortsetzung der Höhle zu finden. Lluísa und ihre Tochter Lluiseta würden sich die erwähnte Doline vornehmen um sie von Geröll zu befreien, um dann ein riesiges System im sich auftuenden Loch zu entdecken. Gleich morgens würden Jordi V. und ich mit Jesus und Jordi aus Granollers durch die Bargadera in den Saal auf -240m hinuntersteigen, um diesen mit Material für das Biwack auszustatten. Jordi aus Granollers und ich würden dann wieder aufsteigen um bereits die Heimreise anzutreten, während die anderen beiden sich bis zur Fertigstellung des Biwacks an den Aufstieg machen würden. Etwas später dann würden Castaño, Victorcin und noch einer nach unten klettern. Diese drei würden das erste Team bilden, das am Ende der ekeligen, engen Röhre Neuland erwühlt. Spät gegen Abend würde Javi sich mit Mireia aus Granollers und wahrscheinlich noch jemandem nach unten begeben um die anderen drei abzulösen, die sich dann im Biwack schlafen legen. Dieses zweite Team würde die Nacht durcharbeiten oder zumindest einige Stunden, um dann morgens wieder vom Team um Castaño abgelöst zu werden.
So weit zum Plan, der vorsah, mindestens bis Donnerstag ständig ein arbeitendes Team in der Röhre zu haben.

Um zum Eingang der Bargadera zu kommen mussten wir zunächst eine eine etwa 100m hohe Felsspalte erklimmen, in der die Anderen am Vortag bereits fixe Seile installiert hatten. Nun ging es also los. Direkt am Eingang fanden wir Schnee. Mir wurde gesagt, dass es dort das ganze Jahr lang Schnee gäbe. Unser Weg führte uns in einen Tunnel der nach nur etwa 15m zu einer sehr engen, senkrechten Spalte wurde. Hier „kletterten“ wir ein paar Meter hinunter, wobei klettern etwas viel gesagt ist – Wenn man sich so dünn wie irgend möglich machte, dann konnte man gerade so nach unten rutschen. Ui, dachte ich – da wird es später nur sehr schwer hochzukommen sein. Auf diese Weise gelangt man auf einen in der Spalte feststeckenden Stein, von dem aus man über ein unendlich tiefes Loch mit einem Schritt auf einen weiteren Fels gelangt. Hier öffnet sich die Spalte nun, und man findet die ersten Seile vor, um sich abzuseilen. Die ganze Höhle ist, um sie mit wenigen Worten zu beschreiben, hässlich, eng, kalt, dreckig, nass, finster und ungemütlich und das caven in ihr äusserst anstrengend – also eine Höhle wie alle anderen. Super, weiter geht’s.

„Komisches Hobby“ denke ich manchmal.

Die Seile, die nun seit einem Jahr dort hängen sind bereits sehr aufgedunsen, doch meisten kam man doch ganz gut an ihnen hinunter. Den längsten Schacht jedoch (54m, glaube ich) reinstallierte Jordi, als wir später wieder hochkletterten.

Nach 2 oder 3 Stunden kamen wir im Biwacksaal an, der eigentlich auch nur eine Spalte ist. Er ist etwa 10m lang, vielleicht 30m hoch und nur etwa 2m breit – obwohl das in der Bargadera aber schon relativ viel ist. In etwa 3 Metern Höhe waren zickzackförmig Kabel von einer Wand zur anderen gespannt, über die Jordi V. und Jesus nun anfingen mittels einer grossen Plastikplane ein Dach zu bauen. Später würden sie dann ein ein Zelt aufbauen und dieses auf den Kabeln, unter dem Plastikdach stationieren. Während sie damit beschäftigt waren sauberten der andere Jordi und ich den Boden, indem wir grosse, flache Felsen so über das Geröll legten, dass eine relativ saubere und möglichst ebene Plattform entstand.

Nach 1,5 Stunden machten wir uns jedoch schon an den Aufstieg, währenddessen wir uns mit Castaños Team kreuzten. Oben hatte ich in der engen Spalte wie befürchtet einige Probleme mit der Überwindung selbiger. Hier trafen wir uns unerwarteterweise mit Joan, Cesar und den beiden Kletterern, die zwar 10m des Kamins erklettert hatten, das Vorhaben dann jedoch ersteinmal aufgeben mussten, da der Fels so bröselig war, dass sie keine Verankerungen anbringen konnten. Sie sind allerdings eh der Meinung, dass dort kein Weiterkommen möglich ist.

Gut, wir tranken etwas und seilten uns mittlerweile unter freiem Himmel die fixen Seile hinunter. Wir waren etwa 8 Stunden in der Höhle gewesen, und das, obwohl wir eigentlich nicht getrödelt hatten. Draussen schien die spanische Sommersonne, die einige der anderen zum Baden im Bergsee einlud, mich allerdings nicht überzeugen konnte.

Ich habe etwas dazugelernt: ab nun werde ich mir in grösseren Höhlen neben der normalen, dicken Socken auch noch Neoprensocken anziehen. Ich hatte in der Bargadera nicht einmal kalte Füsse – ein für mich typisches Problem: seit der Besteigung des Gran Paradisos Ende Mai habe ich im linken grossen Zeh noch immer nicht ganz das Gefühl zurückerlangt.