Ebenfalls dummerweise fanden wir einen auf der Wanderkarte verzeichneten Weg im Gelände nicht, so dass wir der Piste letztendlich bis zur Berghütte folgten.
Dort kamen wir nachmittags an, mittlerweile ziemlich genervt vom Pistenlatschen, da es einfach sehr viel erholsamer ist, sich auf kleinen Wanderpfaden inmitten der Natur fortzubewegen.
Die Amitges Berghütte ist eine der grössten oder gar die grösste der Pyrinäen. Wir beide würden uns unseren voll belegten Schlafsaal mit 90 anderen Personen teilen müssen. Doch zunächst strolchten wir noch etwas in der Nähe herum. Der kleine Stausee und ein kleines Gipfelchen mit guter Sicht auf die Agulles d'Amitges hielten uns bis zum Abendessen beschäftigt.
Am uns zugeteilten Tisch sassen auch eine Frau und ihre etwa 14 jährige Tochter, und es stellte sich heraus, dass die beiden am nächsten Tag genau den gleichen Ausflug machen wollten, wie wir: den Tuc de la Ratera. Dieser laut Beschreibung leicht zu erklimmende, 2863m hohe Berg ist kein 3000er, es handelt sich ebensowenig um einen 100cim, doch ist er so gelegen, dass man von seinem Gipfel aus in drei Täler hinabblicken kann. Ganz besonders der Blick in den Circ de Colomers war uns dabei wichtig, denn dort machten Elisabet und ich 4 Jahre zuvor unseren ersten, gemeinsamen Bergausflug. Dort gibt es eine Vielzahl von kleinen und mittelgrossen Bergseen, die es nun galt von oben zu bewundern.
Zunächst jedoch stand uns die Nacht bevor, und die stellte sich als sehr lang heraus, denn unsere 90 Zimmergenossen schienen allesamt Schnarcher zu sein. Das war eine Scheisse wie ein Klavier würden die Spanier sagen. Und das sagen sie nicht, weil sie keine Klaviere mögen, sondern weil Klaviere gross und schwer sind.Mir kamen in jener Nacht seltsame Ideen mich an den anderen Zimmergenossen zu rächen, für das, was sie mir seit Stunden antaten und auch Elisabet erzählte mir am nächsten Tag ähnliches. Im Gegensatz zu ihr schlief ich zumindest einmal 5 Sekunden lang, doch da selbst ich aus unerklärlichen Gründen schnarchte (das tu ich fast nie) knuffte sie mir ins Gesicht. Mit all den anderen tat sie das nicht. La confianza da asco!
Nach dem Frühstück, das wir so lang wie möglich rausschoben, machten wir uns also auf den Weg zum am Vortag bereits lokalisierten Gipfel.
Nach etwa 1,5 Stunden trafen wir an dessen Fuss unsere Bekannten aus Madrid, mit denen wir nun den etwa 30 Minuten langen Aufstieg begannen.
Nach einer Vielzahl von Fotos und einem Picknick ging es dann wieder hinab bis zur Hütte. Hier lasen wir den zweiten Rucksack auf und machten uns an den Abstieg. Dieses Mal fanden wir von Beginn an den richtigen, abseits der Piste gelegenen Pfad, der so klein und schmal war, das er teilweise gar nicht sichtbar war. In den nächsten Stunden sahen wir in dieser quasi jungfräulichen Natur nur 3 Personen und hatten dafür einen super Ausblick auf den Estany de St. Maurici und den Doppelgipfel der Encantats. Woa, welch Unterschied zum Vortag!