Sep 28, 2009

Perillos

Am Freitag den 25.09. fuhren Joan, Asun, Nuria und ich um 16:00 Uhr gen Frankreich in die Nähe des schönen Dorfes Opoul-Perillos über das man auf Anfrage bei Fräulein Pedia erfährt, dass es das nördlichste Dorf des französischen Teils Kataloniens ist. Gern hätte ich etwas über den Flugzeugabsturz erfahren, der dort am 11.01.1963 passierte, doch Vicky ist ja nun auch kein Plappermaul. Etwas interessanter ist da die Perillos Societé, bei der es Dieses, nicht sonderlich Informatives zu lesen gibt.

Aber bleiben wir beim Ausflug. Wir hätten gern die mir bereits bekannte Höhle „Hydre“ in Angriff genommen – eine 400m tiefe Höhle mit vielen kurzen und wenigen tiefen Schächten, die ich vor einigen Jahren bis in etwa 275m Tiefe besuchte, doch waren wir dafür dieses Mal zu wenig Personen, da während der Planung des Ausflugs immer mehr Leute absprangen. Weil es jedoch viele Höhlen in jener Region zu begutachten gibt, änderte sich zumindest nicht der ganze Plan.

Nachdem wir unseren Kram in einer verlassenen Steinhütte ohne Fenster und Türen untergebracht und unsere Schlafgemächer vorbereitet hatten, machten wir zu Fuss einen Ausflug nach Perillos – dem verlassenen Teil des Dorfes, der etwas oberhalb unserer Hütte liegt. Es gibt Dort nur 2 verschlossene Häuser, die scheinbar gerade restauriert werden, eine Kirche mit klitzekleinem Friedhof und eine halbe Mauer einer ehemaligen Burg. Alles in Allem eine interessante Nachtwanderung, die besonders auf dem Friedhof etwas lustig war.

Zurück an der Hütte trafen wir nicht ganz ohne Zufall auf Juanjo und Marina, die sich ebenfalls übers Wochenende in der Zone aufhielten, und die uns während des Abendessens erzählten, dass am nächsten Tag auch noch Vanesa und Antonio kämen. Während wir gemeinsam Pläne fürs Wochenende machten kam zwar noch einige Male der Name Hydre auf - genug Seile und Karabiner hatten wir schliesslich dabei - jedoch entschieden wir uns letztendlich für mehrere kleinere Höhlen, von denen ich noch keine kannte und liessen Hydre für ein anderes Mal.

Avenc del Plà de Perrillos:

Juanjo und Marina, die sich bereits seit Donnerstag in der Zone aufhielten hatten diese Höhle bereits am Freitag Abend installiert und Asun und ich hatten auch durchaus Lust sie sofort nach dem Abendessen am Tage unserer Ankunft zu besuchen, doch liessen wir uns von Joan und Nuria breitschlagen, die sich zu jenem Zeitpunkt nicht mehr aufraffen wollten und gingen stattdessen früh schlafen. Ich verlagerte mein Lager dafür nach draussen, da der klare Himmel einen schönen Blick auf die Sterne versprach. Das Versprechen hielt er auch, jedoch liess mich die örtliche Faune nicht zur Ruhe kommen. Ständig raschelten irgendwelche Tiere in meiner Nähe und ich malte mir aus, wie ich mich erschrecken würde, wenn ich von einem neugieren Wildschwein geweckt würde. Auch mein kleiner Munitionsvorrat an Steinen beruhigt mich kaum, so dass ich morgens beschloss, die nächste Nacht auf jeden Fall in der Hütte zu verbringen.

Am Samstag seilte ich mich gegen 10 Uhr als erster in die Höhle ein. Nach einer etwa 20 Meter langen Rampe im Einstiegstrichter kam ein senkrechter 20 Meter Abseiler, der mich in einem ziemlich grossen Saal platzierte, dem ich grob einen Durchmesser von 100 bis 150 Metern bescheinigen würde, wobei er natürlich nicht exakt rund ist. Nachdem wir 4 uns im Inneren befanden, begann eine akribische Erkundung des Saales, sowie sämtlicher Nebengalerien. Erst als wir ganz sicher waren, dass wie nicht ein einziges enges, schlammiges Kriechloch ausgelassen hatten, traten wir den Rückzug an. Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass besonders Asun einen regelrechten Eifer entwickelte sich selbst in die kleinste Öffnung zu zwängen, wodurch sie die Höhle von uns Vieren am Besten kennenlernte.

Von unserer Gruppe machte nur Joan Fotos. Da ich ihm nicht alle Fotos aus seinem blog klauen möchte, werde ich nur wenige präsentieren und an dieser Stelle stattdessen auf seinen Artikel unseres Ausflugs verweisen.

Als wir wieder am Ausgang ankamen, seilten sich gerade die anderen, mittlerweile 4 Personen ab, die uns zunächst verwundernd anschauten, dann aber respektvoll zugaben, dass sie es sicherlich nicht schaffen würden sich derart einzusauen.

Nachdem wir unsere Aufstiegsapparate, Zähne und Augenlider vom gröbsten Dreck gereinigt hatten, und ich mich versichert hatte, dass Antonio diesmal nicht vorhatte im Ausstieg steckenzubleiben, machten wir uns an den Aufstieg.

Später fanden wir 8 uns zusammen um uns möglichst praktisch zu organisieren, wobei wir entschieden, dass jede Gruppe am Nachmittag je eine Höhle installieren würde. Die Wahl fiel auf die Höhlen "Avenc d’en Joan" und "Gran Barrenc de Perillos", die sich in etwa 200 Meter Entfernung unserer Hütte und relativ nah zueinander befinden. Wir würden sie installiert lassen um am nächsten Tag die jeweils andere zu besuchen und erst dann die Seile wieder auszubauen.

Avenc d’en Joan:

Es handelt sich hierbei um keine besonders interessante Höhle. Schacht an Schacht reihen sich aneinander und ab etwa 90 Metern Tiefe führt ein recht enges, schlammiges Loch bis auf -94,8m hinab, wo es jäh endet. Zwei Schächte sind zwar hübsch versintert, jedoch nicht dermassen, dass sich eine Reise lohnen würde, wenn es nur diese Höhle zu besuchen gäbe. Joan installierte mit seinem jungfräulichen 100m Seil und fix ging es Stufe um Stufe hinab. Ein Pendel in etwa 55m Tiefe raubte Nuria sämtliche Kraft und Nerven, so dass sie beschloss an diesem Punkt umzudrehen, Das Seilende nutzten wir für einen Überholvorgang und ich installierte den Rest bis nach unten. Ohne weitere Vorkommnisse ging es nach einem Müsliriegel wieder nach oben, wo Nuria, inzwischen wieder gut gelaunt, auf uns wartete. Da ihr Geburtstag war, beschlossen wir, nach Opoul zu fahren und in einer kuriosen, konkurrenzlosen Bar gemeinsam etwas Bier zu trinken was auch ganz lustig war.

Gran Barrenc de Perillos:

Nuria hatte am Sonntag, nach einer weitern, kurzen Nacht keine Lust auf Höhlen und blieb stattdessen in ihrem Schlafsack. Ich seilte mich als erster ein. Die Höhle ist mit -101m zwar nicht wesentlich tiefer als die zweite des Vortages, jedoch komplexer und dadurch interessanter. Auch gibt es zusätzlich zu den vielen Sinterinformationen seitliche Galerien und Kamine, die wir jedoch nur teilweise erforschten. Besonders der letzte Schacht ist wegen seines grossen Querschnitts eindrucksvoll und als kleines Schmankerl gibt es an seinem Boden eine Sinterformation, die wie eine zum Sitzen einladende Bank geformt ist. Während des Wiederaufstiegs baute ich die ersten beiden Seile aus. Dann überholte ich Joan und machte mich, in seiner Nähe bleibend, mit dem vollen Schleifsack auf den Weg nach oben, wobei dieser mich an 2 oder 3 etwas engeren Stellen durchaus störte. Draussen warteten bereits Asun, aber auch die anderen 4 auf uns, so dass wir sofort damit beginnen konnten, das ausgetauschte, vermischte Installationsmaterial wieder an die Besitzer zu verteilen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu den Autos wo wir uns bis zum nächsten Mal von Juanjo, Marina, Vanesa und Antonio verabschiedeten.

Nach dem Mittagessen beschlossen wir Übrigen noch etwas Tourismus zu machen, wofür wir in das Dorf Cotllioure fuhren, das in der Nähe Perpignans an der Mittelmeerküste liegt. Endlich gab es mal wieder richtigen Kaffee zu trinken!

Nach einer Erkundung der verschiedenen Teile der Strandpromenade mit Befestigungsanlagen und ein paar Fotos ging es ohne Eile zurück nach Hause.