Dec 25, 2010

Letzter Aufstieg des Jahres auf den Puig Soler

Ich weiss nicht wie oft wir dieses Jahr auf dem Puig Soler waren. Zu Beginn des Jahres hatte ich mir vorgenommen jeden Monat einmal dort hochzugehen, was irgendeinen Monat nicht geklappt hatte. Im Schnitt waren wir aber sicherlich einmal monatlich oben...

Ich glaube, die hier geposteten Fotos sind vom 24.12. 2010 - auf jeden Fall sind sie vom Tag unseres letzten Aufstiegs des Jahres 2010 auf unseren Hausberg.

Dec 9, 2010

Von Mura nach Hause

Zum ersten Mal in meinem Leben kann ich mich Eigentümer (nicht nur Besitzer) eines Fotoapperats nennen. Pentax W90 heisst das gute Stück, und gestern haben Elisabet und ich es auf einer Wanderung zum ersten Mal ernsthaft ausprobiert. Der Weg führte uns vom "Puig de la Bauma" in der Nähe des schönen Dorfs Mura durch "unseren" Naturpark nach Hause, wobei es sich um einen Weg handelt, den ich eigentlich schon seit Längerem mit dem Fahrrad ausprobieren wollte.
Blick zurück auf den Montcau
Da wir nicht genau wussten wie lang und schwierig er sein würde, liessen wir mein Auto in Mura, um es dort später abzuholen, was uns sowohl eine Hin- und Zurückwanderung sparte, als auch die Abhängigkeit von einem Taxiservice.

Zunächst gewinnt der Weg sehr rasch an Höhe, was etwas antrengend ist, doch ist der erste Bergkamm erstmal überwunden, sieht man bereits den Montserrat am Horizont womit die grobe Marschrichtung klar ist. Ein weiteres, nicht zu übersehenes Referenzmerkmal ist die Hochspannungsleitung, die parallell zum Weg verläuft, denn sie führt sowohl direkt am Farrell vorbei, wie auch am Puig Soler, unserem Hausberg. Besser ausgedrückt galt es also den Weg zu finden, der sich nicht zu weit von der Hochspannungslinie entfernt, was aber auch kein grosses Problem darstellt. Vom ersten Bergkamm aus geht es fast ausschliesslich bergab und zwar durch eine Landschaft, die abgesehen von Piste und Strommasten sehr naturbelassen und somit bestechend schön ist.
Blühender Rosmarin
Neben der üppigen Vegetation sind dabei insbesondere die meist nahezu trockenen Flussbetten in der Landschaft hevorzuheben in denen auch gestern, nach einer eher regnerischen Nacht nur stellenweise Wasser zu sehen war. Es handelt sich um diese Art von Flüssen, die vielleicht nur einmal in 20 Jahren wirklich viel Wasser führen, dann jedoch zu reissenden Strömchen anschwellen und selbst grössere Felsblöcke mitreissen, die ansonsten die meiste Zeit irgendwo auf dem Trockenen liegen. Teilweise hatten wir den Eindruck, dass unsere Wanderkarte in jenem Bereich nicht sehr detailgetreu ist. An einem Punkt, an dem wir zwar wussten wo wir uns in der Landschaft befanden, nicht jedoch wo auf der Karte (nein, wir waren nicht verloren) überraschte uns urplötzlich ein uns bekanntes Schild, womit klar war, dass wir diesen Punkt bereits von Sant Vicenç her kommend kennen. Nach weniger als zwei Stunden gemütlichen Wanderns befanden wir uns bereits in der Nähe des Farrell. Obwohl uns zwar noch immer mehr als die Hälfte des Weges bevorstand hatten wir deshalb bereits das Gefühl, gleich zu Hause zu sein. Da wir nun keine Eile mehr hatten liessen wir uns dazu hinreissen schöne Steine zu bewundern und zu sammeln, sowie die Landschaft zu fotografieren und ein bisschen mit der Kamera zu experimentieren, was sehr lustig war.Vom Farrell führte der Weg uns wieder etwas steiler hinab, und nachdem wir das Bett des Hauptflusses ein weiteres Mal kreuzten, stand der Aufstieg zu Sant Jaume de Vallhonesta an, der jedoch im Vergleich zum ersten Anstieg des Tages ein Klacks ist.
Blick zurück auf den Farrell mit maximalem optischen Zoom
Oben, an der Ruine des alten Hostals angekommen, wurden wir mit dem gewohnt schönen Blick auf den Montserrat belohnt.
Sant Jaume de Vallhonesta
Der Rest des Weges führt nun wieder bergab, an Sant Pere de Vallhonesta vorbei (wo wir Elisabets Vater auf seiner täglichen Route trafen) und in Richtung Sant Vicenç de Castellet.Nach etwa 5 Stunden kamen wir zu Hause an und haben nun, da wir nun den Schwierigkeitsgrad der Wanderung kennen, Lust, den Weg dahingehend zu modifizieren, dass er weniger Piste und mehr Schleichweg beinhaltet - ein weiteres Projekt.

Nov 21, 2010

La Sima de San Pedro

Einmal in der Höhle ist der Ausgang leicht wiederzufinden
2004 wurde mir von einer Höhle erzählt, die anders ist als alle anderen. Ein riesiges Loch in der Landschaft, etwa 100 Meter im Durchmesser und ebenso tief, als sei dort ein Meteorit eingeschlagen. "Sima de San Pedro" solle sie heissen und im mir damals völlig unbekannten Teruel liegen. Worte die sich mir seit damals ins Hirn gebrannt haben. Mir war klar, dass ich irgendwann unbedingt mal die Sima de San Pedro besuchen müsse.
Den grössten Teil des Bodens bedeckt ein 20m tiefer See
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, dass Teruel nicht nur Stadt, sondern auch Provinz ist, eine der arragonesischen Provinzen nämlich, und damit gar nicht soooo weit von hier entfernt, und das es wirklich existiert. Ausserdem wusste ich mittlerweile, dass man sich keine 100m abseilt, sondern derer nur 86, meine Lust die Sima zu besuchen verringerte sich dadurch aber nicht. Heute war es soweit. Gestern (Samstag) Nachmittag traf ich mich mit Niko und Joan, und mit meinem Wagen fuhren wir zunächst nach Alcañiz, was mir gar nichts sagte, obwohl dort dieses Jahr ein Formel 1 Rennen stattgefunden hatte. In jener Stadt (mit sehr schönem Stadtkern) schliefen wir eine Nacht in einem Hostal, oder zumindest jenen kleinen Teil der Nacht, den wir nicht in den örtlichen, auf's Nachtleben spezialisierten öffentlichen Etablissments verbrachten. Gegen 11.00 Uhr des Sonntags standen wir trotz beträchtlicher Kopfschmerzen auf und machten uns nach einem Kaffee auf den Weg in Richtung Oliete zur Sima.
Ein Loch in der Landschaft, links die Plattform
Dort angekommen enttäuschte mich ihr Anblick nicht im Geringsten, und nach einer Runde um dieses riesige Loch boten sich uns keine weiteren Möglichkeiten Zeit zu schinden um dem Unausweichlichen doch noch irgendwie zu entgehen.
Gute Aussicht
Ich seilte mich als erster ab und muss gestehen, dass mich dieses perfekt ausgeleuchtete und sichtbare Loch unter meinem Po durchaus nervös machte, als ich über die Absperrung der Plattform kletterte (die zu betreten aus Gründen der Sicherheit verboten ist).

Ich seilte mich langsam ab, damit sich der Stop nicht zu sehr erhitze, und einige Zeit schien es, als würde sich der See am Boden der Sima mir gar nicht nähern, obwohl meine Blicke nach oben mir durchaus bestätigten, dass ich mich immer weiter vertikal von meinen Begleitern entfernte. Die Abseilung selbst war ein Genuss, da das Seil vom ersten Moment an ohne Probleme durch den Stop flutschte.
Joan kurz vor der Landung
Unten angekommen konnte ich zunächst Niko, dann Joan beim Abseilen zusehen und danach erkundeten wir ein wenig die Bereiche der Sima, die nicht vom See eingenommen sind, wobei ganz besonders Niko eine Vielzahl von Fossilien fand.
Ein freundlicher Herr machte ein Bild von uns
Nachdem wir ein paar Steine in den See geschmissen hatten gab es nichts weiter zu unternehmen, so dass wir uns an den Aufstieg machten, für den wir etwa 15 Minuten pro Person benötigten während derer wir weitere Fossilien in den zerklüfteten Wänden der Sima bestaunen konnten.
Schade für Joan, dass Niko keinen Minirock trug
Es stimmt schon, dass der Aufwand ziemlich gross ist, von hier aus die Sima de San Pedro zu besuchen, und dass ihre Erkundung ausserdem recht kurz ist; für mich hat es sich jedoch trotzdem gelohnt und in guter Gesellschaft würde es mir nichts ausmachen diese Erfahrung zu wiederholen.

(zwei der Bilder sowie das Video sind vom Joan geklaut)

Sep 28, 2010

Pont de Gerbaux - Pène Blanque

Am Freitag um 17.00 Uhr holte Joan mich am Büro ab und wir fuhren nach Bellpuig, wo wir uns eine Stunde später mit David und Eva trafen. Ohne weitere Zeit zu verlieren machten wir uns auf den Weg nach Fougaron. Kurz hinter der spanisch-französischen Grenze hielten wir kurz an, um eine Pizza zu essen.

Für französische Verhältnisse kamen wir sicherlich spät am Hostal an, in dem wir zwei Zimmer reserviert hatten. Ich glaube es war etwa 22.45 Uhr, nach zunächst zaghaften, dann stärkerem Klopfen machte eine recht alte aber sehr nette Frau uns jedoch trotzdem die Tür auf. Wir verabredeten uns mit ihr gegen 08.00 Uhr zum Frühstück. Nach dem Frühstück machten wir uns sofort auf den Weg zur Gouffre "Pont de Gerbaux" (PdG). Den Zugang zum Wald und auch die Parkmöglichkeit für Joans Auto fanden wir problemlos. Gegen 09.45 waren wir höhlenmässig eingekleidet und machten uns zu Fuss, mit Seilen und anderem Höhlenmaterial bepackt, an den Fussweg. Da wir wegen der schlechten Wegbeschreibung und vieler umgefallener Bäume zunächst nicht die entscheidende Abzweigung zur Höhle fanden, brauchten wir etwas länger als geplant, doch um 11.30 Uhr standen wir am Rand der recht grossen Doline der PdG, an der ich mich vor 4,5 Jahren schonmal befunden hatte, als wir die Tour Trou Mile - PdG gemacht hatten.
In der Doline der Pont de Gerbaux
Gegen 12.00Uhr fing David an, das erste Seil zu installieren und zwei Stunden später befanden wir uns bereits120m tiefer in der Verbindungsgalerie mit dem Rest des Höhlensystems namens Felix Trombe, das übrigens über mindestens 50 Zugänge und 104km bekannter unterirdischer Galerien verfügt. Es ist zudem 1004m tief (!). Bis hierhin benötigten wir zwei Seile (100m, 60m) und 13 Karabiner. Ösen tun nicht not, da sie fest installiert sind. Am Fusse des letzten Schachts liessen wir bis zum nächsten Tag 80m Seil und etwa 15 Karabiner zurück, die wir mitgenommen hatten, da wir nicht genau wussten, was wir bis hier an Material benötigen würden. Ab hier ging es darum möglichst wenig bepackt den Weg fortzusetzen.

Wir hatten vor, uns zum Höhlenausgang Pène Blanque zu begeben und planten dafür mindestens 10 Stunden Weg ein. An Material hatten wir nun nur noch zwei Seile (30m, 35m), Neoprenanzüge, solchen Kram wie Ersatzbatterien, Messer und Erste-Hilfe-Kit und etwas Essen sowie Trinken dabei.

Der erste grosse Zweifel bezüglich des richtigen Weges übekam uns bereits hier. Meine Erinnerung sagte mir klar, dass wir nach "links" müssen, doch der auf unserem Topografieplan eingezeichnete Weg stimmte nicht mit ihr überein. Nach einer ausgiebigen Prospektion nach "rechts" und langen Minuten des Diskutierens entschieden wir uns dann doch für "links", hatten jedoch fast eine Stunde verloren. Genau diese Art von Zweifel begleitete uns während des gesamten Ausflugs. Fast nie hatten wir eine genaue Idee davon, wo genau wir uns auf dem Plan des Höhlensystems befinden, weshalb wir immer froh waren, wenn die schriftliche Beschreibung der Tour mit dem von uns Vorgefundenem übereinstimmte.
Die Tour selbst stellte uns vor wenig technische Schwierigkeiten. In der Gallerie am Fusse der PdG gilt es den einen oder anderen Schacht mit Hilfe horizontaler Fixseilstrecken zu überqueren und sich einige Male wenige Meter abzuseilen und schon erreicht man den Abstieg zum aktiven Höhlenteil. Am Eingang des vom Fluss durchflossenen Tunnels tauscheten wir unseren warmen, inneren Höhlenanzug aus Fleece gegen einen aus Neopren, und begaben uns in den nassen Teil. Zunächst durchwateten wir in einem etwa einen Meter breiten Tunnel, der sich allerdings immer mal wieder nach links und rechts öffnet in knie- bis hüfttiefem Wasser. Schon bald jedoch gelangten wir zu den ersten Schächten, die wir uns mit einem Wasserfall teilten. Wir versuchten hier zwar noch so trocken wie möglich zu bleiben, doch war das immer nebensächlicher, je weiter wir in die Höhle vordrangen. Mitunder stand uns nun das Wasser bis zum Hals und an einigen Punkten konnten wir gerade noch mit dem Kopf über Wasser unter Felsvorsprüngen hindurch. Bei geringfügig höherem Wasserstand hätten uns 3 oder 4 Punkte vor ernste Probleme gestellt.
Unterhalb zweier etwas tieferer Wasserfälle war es ziemlich leidvoll, darauf zu warten, dass sich alle 4 Personen abgeseilt haben, um dann das Seil einzuholen da die Luft voller Gischt war und es stark windete. Genau diese Kombination saugt einem förmlich die Körperwärme aus dem Leib und man fängt schnell an sehr zu zittern. Nach 5 Stunden, die wir im Wasser verbrachten führte uns der Weg endlich wieder in fossile Höhlenregionen, was mich sehr beruhigte. Sollten wir hier irgendein Problem haben, so könnte man zumindest ausruhen, warten oder es zumindest in Ruhe lösen - Dinge die im nassen Höhlenteil ohne Risiko definitiv nicht möglich sind. Zunächst zogen tauschten wir wieder Neopren gegen Fleece zurück und machten eine ausgiebige Pause.

Obwohl die Zweifel bezüglich des Weges wieder häufiger wurden fanden wir stets den richtigen Weg, der uns nun hauptsächlich bergauf führte, wobei wir mithilfe teilweise spektakulärer Fixseilinstallationen Schluchten und Schächte überquerten, weitläufige Hallen kreuzten aber auch Engstellen durchkrochen und -kletterten. In einem weitläufigen Tunnel durch den man bequem mit einer U-Bahn fahren könnte, stiessen wir auf eine Art Streifenhörnchen. Obwohl es zunächst schien dass es sich hierher verlaufen haben muss, machte es einen quickfidelen Eindruck. Ich vermute, dass es einen bislang unentdeckten, kleinen Höhleneingang kennt, der näher an der Galerie liegt als unser Ein- oder Ausgang (10h hinter bzw. 4,5 Stunden vor uns).

Je weiter wir fortschritten, desto schmutziger wurde es in der Höhle, wodurch sich andeutete, dass wir uns dem Ausgang näherten. Nach einem letzten Aufseilen durch einen engen Schacht und weiteren Fixseilen gelangten wir letztendlich in den "laminador" der mir bereits Angst bereitet hatte, bevor wir uns morgens einseilten. Nach 14 Stunden in der Höhle kann aber auch das Kriechen durch einen niedrigen Tunnel einen nicht mehr beeindrucken, wenn man weiss, dass sich am anderen Ende der Ausgang befindet. Ausserdem handelt es sich gar nicht um einen richtiegen Kriechtunnel. Er ist gerade so hoch, dass es zu ungemütlich ist, sich gebückt fortzubewegen und man schliesslich doch lieber auf allen Vieren kriecht.

Am Ausgang wurden wir von vielen Fledermäusen und strömenden Regen empfangen. Wir hatten mit 14,5 Stunden etwa 2 Stunden länger für die Höhlentour gebraucht, als wir für den Idealfall angenommen hatten. Zumindest ich bin damit durchaus zufrieden, da ich denke, dass es wesentlich einfacher ist, sich in der Höhle zu verlaufen und den Ausgang nicht (auf Anhieb) zu finden, als umgekehrt.
David, Eva, ich am Höhlenausgang (Pène Blanque)
Ein etwa 1,5 stündiger, grösstenteils sehr ungemütlicher Fussmarsch führte uns zurück zum Auto. Hier zogen wir endlich unsere mittlerweile ekelhaften Höhlenklamotten aus, zogen uns trockene, wärmende Kleidung an. aasen die letzten, übriggebliebenen Stücke Pizza des Vortages und fuhren zurück zum Hostal.

Wie abgemacht fanden wir die Eingangstür nicht abgeschlossen vor und gaben uns um Punkt 05.00 Uhr dem wohlverdienten Schlaf hin.

Um 09.00 Uhr weckte David mich bereits wieder auf, um die Seile auszubauen, an denen wir uns am Vortag in PdG abgeseilt hatten. Eine Arbeit, für die ich mich freiwillig meldete, wobei Joan und David mich allerdings sehr sehr freundlicherweise begleiteten. (Eva war anscheinend noch müde)

Zwei Momente sind erwähnenswert: der, an dem ich merkte, dass ich meinen Pantin am Tag zuvor verloren hatte, und der, in dem ich in die ekelhaftesten, nassesten Klamotten stieg, die ich je am Leib getragen habe.

Etwa 6 Stunden später waren wir wieder am Hostal und traten den Nach-Hause-Weg an, wo ich um 00.00 Uhr mit einem Grinsen im Gesicht ankam.
Joan, Eigentümer der hier dargestellten Fotos, und zusammen mit Eva Organisator des Ausflugs

Aug 9, 2010

T1 - Santa Helena: Die Rückkehr

Ziemlich genau vor 5 Jahren machte ich mit T1 - Santa Elena meine erste Integralhöhle., doch zunächst möchte ich das Drumherum erklären: Eine Intergralhöhlentour ist eine, bei der man die Höhle durch einen Ausgang verlässt, der nicht der Eingang ist. Bei vertikalen Höhlen hat dies den Vorteil, dass man die nötigen Seile nicht fest einbaut, wie man es tun würde, wenn man wieder zum Eingang zurückgelangen muss, sondern nach jeder Abseilstelle das Seil von unter her einholt. Dadurch benötigt man viel weniger Seile (im Prinzip würde eines ausreichen) und Karabiner und ist ergo weniger bepackt unterwegs. Der Nachteil liegt natürlich darin, dass es kein Zurück gibt, sobald das erste Seil eingeholt wurde.

Im, bzw. unter dem Nationalpark Ordesa befindet sich das "Arañonera Höhlensystem" das insgesamt über etwa 43km unterirdischer Galerien mit einem Höhenunterschied von mehr als 1300m verfügt. Insgesamt sind 9 begehbare Zugänge bekannt. Der am niedrigsten gelegene ist die "Cueva Sta. Elena" und der zweitniedrigste nennt sich "Grallera del Turbon", ist jedoch besser bekannt unter der Bezeichnung T1.
Höhenprofil der unterschiedlichen Eingänge des Höhlensystems
Nur zwischen diesen beiden Zugängen sind sämtliche Schächte der Höhle mit solchen Verankerungen ausgestattet, die es erlauben das Seil "doppelt" zu installieren. Doppelt bedeutet, das beide Seilenden bis zum Schachtboden reichen. An einem Ende kann man sich abseilen, doch wenn man am anderen Ende zieht, holt man das Seil ein. (Sich an diesem Ende abzuseilen hätte dementsprechend einen Sturz zur Folge)
Im Prinzip hatten sich 8 Personen (Núria (aus Mallorca), Eva (Tarragona), Iñaki (Bilbao), Vicente (Alicante), Joan, Niko, Ángel und ich (Raum Barcelona)) zusammengefunden um die Höhle zu machen, doch noch vor dem Aufstieg zur T1 entschied Núria sich um.
In weniger als 2 Stunden machten wir die etwas mehr als 700 Höhenmeter des Aufstiegs bis zur T1. Hier angekommen ruhten wir uns etwas aus, stärkten uns und kleideten uns für die Tour ein. Da wir 7 Personen waren, hatten wir uns dafür entschieden 3 Seile von 60, 55 und 40 Metern Länge mitzunehmen, sowie eine 40m Schnur, an der man sich zwar nicht abseilen kann, die jedoch beim Seileinholen nützlich sein kann. Zusammen mit den normalen Höhlenutensielien wie z.B. Helm, innerer und äusserer Höhlenanzug, Abseilapparate und Klettergurt, der Verpflegung und besonders dem Neoprenanzug trugen wir dennoch ziemlich volle Rucksäcke mit uns herum.
Gegen 13:00 Uhr waren wir ausgeruht, gestärkt und eingekleidet und seilten uns durch das kleinere der beiden Löcher im Boden in die Höhle ab. Die erste Hälfte der Höhle ist mit einem Höhenunterschied von 450m vertikal ausgeprägt, während der zweiten Hälfte legt man auf 1750m Strecke nur noch 110 Höhenmeter zurück. Die Route ist normalerweise als 10 - 12 Stundentour ausgeschrieben, wobei meine Gruppe vor 5 Jahren jedoch 18 Stunden benötigte, und auch Vicente, der die Tour mit einer Gruppe von Freunden vor 6 Wochen durchführte hatte dazu 16 Stunden gebraucht.
Direkt nach dem Einseilen ist es erstmal sehr sehr kalt, da man sich bis in etwa 100 Meter Tiefe auf einer schneebedeckten Rampe befindet und in den so genannten "Windröhren" von einem eisigen Wind empfangen wird. Weiter unten jedoch lässt das Lüftchen nach und die Rampe ist schneefrei. In etwa 160 Metern Tiefe endet die Rampe. Hier befindet man sich an der "Bifurcación", der Verbindung mit den oberen Eingängen des Höhlensystems, die jedoch alle sehr, sehr weit weg sind. Zum ersten mal geht es nun zu Fuss weiter und schnell befanden wir uns an einem 9m tiefen Schacht (P9), in dem wir ein Fixseil vorfanden. Niko, Ángel, Iñaki und ich gingen bereits weiter zum P29. Dies war der letzte Schacht, in dem wir eines unserer Seile installieren mussten, denn in allen folgenden Schächten fanden wir ebenfalls Fixseile vor. Während Niko hier auf den Rest der Gruppe wartete, folgten wir anderen 3 der Route durch einen recht engen Mäander, der zunächst zu einem P30 und später zu einer Reihe von Fixseilen führt. Diese verlaufen erst horizontal über eine Spalte hinweg und gewinnen etwas später an Höhe, wodurch dieses Stück recht kräftezehrend resultiert, doch Iñaki, Ángel und ich brachten es dennoch schnell hinter uns. Da wir nun keinen akustischen Kontakt mehr zum Rest der Gruppe hatten, beschlossen wir auf diesen zu warten, womit wir erstaunlicherweise an die 40 Minuten verbrachten, und das, obwohl wir später erfuhren, dass die anderen gar nicht getrödelt hatten. Nach 3 weiteren Schächten und kurzen waagerechten Stücken erreichten wir schliesslich den P90, den mit Abstand eindrucksvollsten der Schächte: durch ein Loch knapp unterhalb der Decke gelangt man in einen riesigen, 90m tiefen Saal. Den Höhenunterschied überbrückt man in drei Abschnitten, deren erster nicht nur 40 Meter hinab geht, sondern ausserdem über 10 Meter seitwärts, wobei man sich von einem gespannten Seil führen lässt. Unten angekommen findet man eine Art kleinen Strand vor, und das Plätschern eines unterirdischen Flusses lässt uns wissen, dass nun der aquatische Teil der Höhle ansteht. Laut Routenbeschreibung benötigt man bis hier in einer Vierergruppe zwischen 5 und 8 Stunden - wir hatten zu siebt 5 Stunden gebraucht und waren allerseits bester Laune. Nach etwa einer Stunde hatten wir alle etwas gegessen und - wichtiger - uns die Neoprenanzüge angelegt. Was folgt ist ein laaanges auf und ab über Steinblöcke, Bergen von Blöcken, Hindurchkriechen unter Bergen von Blöcken, Gehen zwischen Bergen von Blöcken und Durchwaten des Flusses, wobei das Wasser meist nur bis zum Knie reicht. Ab und zu jedoch, und zwar praktischerweise immer dann, wenn man im Neoprenanzug an Hitzestau leidet, reicht das Wasser doch mal bis zur Brust. An solchen Stellen sind zwar horizontale Seile oberhalb des Wasserspiegels gespannt, an den man sich auf kräftezehrende Weise fortbewegen kann, ohne sich zu baden, doch ist man im Neopren besser beraten einfach durchs Wasser zu waten. Schneller ist es ausserdem. Irgendwann kommt man an einer Abzweigung vorbei aus der ein anderer, rauschender Zufluss kommt. Ein Blick auf den Topographieplan verrät, dass wir uns an der "Via Mojada" befinden und somit fast das Ende des Flusses erreicht haben. Kurze Zeit später verlassen wir das Wasser, klettern über einen letzten Berg von Steinblöcken und befinden uns am aufsteigenden P20. Auch der ist dank der Fixseile schnell überwunden. Nun fehlen lediglich 250 meist ungemütliche Meter durch niedrige Galerien, die durchkrochen werden wollen und ein stetig stärker werdender Rück-, bzw. Po- oder Fusswind, da wir schliesslich kriechen, kündigt den Ausgang an. Hier bläst es so stark, dass selbst kleine Steinchen vom Wind mitgerissen werden, wobei diese meist genau in die Nase und Augen fliegen, wenn man nach hinten guckt und versucht den Rucksack zu lösen, der sich beim Hinterherschleifen mit einer Schnalle an einem Felsvorsprung verheddert hat. Und plötzlich Liegt man unter freiem Himmel und hat gerade T1 - Santa Elena gemacht. In 9 Stunden und 20 Minuten, ohne Eile und zu siebt. 12 Stunden, wenn man den Aufstieg dazu zählt. Was fehlt ist ein etwa halbstündiger Weg durch den Wald hinab zur Strasse, die man nicht weit vom Campingplatz entfernt erreicht. Dort wiederum hatte sogar die Bar noch halbwegs geöffnet, deren griesgrämiges Personal uns murrend 7 Tortillasandwiches zubereitete und 14 Bier verkaufte, die wir glücklich, mitten in der Nacht auf der Strasse sitzend - da mittlerweile vom Platz verwiesen - verspeisten.

Ein Blick auf die obere Grafik mit den unterschiedlichen Zugängen des Höhlensystems macht nun klar, wie riesig dieses ist, wenn man sich vor Augen hält dass man für das Stückchen zwischen T1 und Santa Elena zwischen 8 und 18 Stunden benötigt.

So weit ich weiss sind all die schönen Fotos von Joan.

Jul 27, 2010

Menorca

Elisabet redete bereits seit etwas länerer Zeit von Menorca als mögliches Ziel für einen Kurzurlaub. Kurzfristig organisierte sie dann tatsächlich ein bezahlbares Hotel, einen Flug und einen Mietwagen und am 20.07. flogen wir mit vueling von Barcelona nach Mao. Trotz des Fluglotsenstreiks gab es am Flughafen keinerlei Probleme.
Obwohl die Insel hauptsächlich für ihre vielen, meist kleinen und schönen Strände bekannt ist, entschieden wir uns meist für andere Beschäftigungen, denn weder Elisabet noch ich halten uns sonderlich gern an sonnigen Stränden auf. Am Dienstag besichtigten wir zunächst Maos Innenstadt, bevor wir uns etwas später mit Xenia und Fermin zu einem Bier trafen. Da Fermin Menorquí ist und einen lobenswert engen Kontakt zu Freunden und Familie pflegt, halten sich die beiden öfter mal auf der Insel auf. Mittwoch stand dann der erste Kontakt mit Menorcas längst vergangener talaiotischer Kultur an. Nach ausgiebigstem Frühstück besichtigten wir zunächst Torretrencada, ein prehistorisches Dorf, das mir sehr gut gefallen hat, und danach ausserdem die "Naveta des Tudons", die im Gegensatz zu den Bauten Torretrencadas sehr gut erhalten ist.
Zum Mittagessen verabredeten wir uns mit Fermin und Xenia in Ciutadella. Die beiden wurden von Arantxa und Joan begleitet. Joan war uns zwar unbekannt, mit Arantxa zusammen nahmen wir jedoch vor einigen Jahren an der Travessa de Montserrat teil, wodurch wir uns bereits flüchtig kannten, auch wenn wir uns seitdem nicht wieder gesehen hatten. Nach dem Mittagessen und etwas Tourismus trennten sich die beiden Insulaner Fermin und Joan von uns, während wir restlichen 4 zu einem Strand namens "Son Saura" fuhren. Zum Abendessen fuhren wir dann nochmal nach Ciutadella.
Am Donnerstag machten Elisabet und ich Ausflüge zu zwei verschiedenen Leuchttürmen. Zunächst zum "Far de Favàritx" im Nordosten der Insel - sehr sehenswert, auch deshalb, weil er in einem Naturpark liegt - und nach einem Abstecher ins Dorf Fornells, wo wir unter Anderem an einem alten Aussichtsturm verweilten, zum "Far del Cap de Cavalleria", der nördlichsten Spize Menorcas. Auch dieser ist wirklich einen Ausflug wert, besonders wegen der Tatsache, dass er direkt an einer beeindruckenden Steilküste liegt. Nichtsdestotrotz irritierten mich die Menschenmassen, die wir dort - und in geringerem Masse überall - antrafen. Natürlich kann man auf einer Baleareninsel während des Julis erwarten, auf Menschen zu treffen, doch geht dies nicht mit dem Ruhe- und Naturimage einher, mit dem sich Menorca so gern identifiziert. Vor einigen Jahren waren Elisabet und ich ebenfalls im Juli auf Ibiza - einer als Partylocation verrufenen Insel und trafen dort während unser Erkundungen kaum auf Menschen, während es auf Menorca unmöglich ist ihnen zu entgehen.Als nächstes begaben wir uns zu einem Strand in der Nähe des nördlichen Kaps, wo wir erst badeten und dann auf den Sonnenuntergang warteten, den uns jedoch eine Wolke im allerletzten Moment doch noch versaute. Zum Abendessen trafen wir uns mit Xenia und Fermin in Es Mercadal - Fermins Heimatdorf.
Den Freitag verbrachten wir zunächst mit einer näheren Erkundung Maos. Später fuhren wir in Richtung Ciutadella zum grössten bisher entdeckten und ausgegrabenen talaiotischen Dorf namens "Torre d'en Galmés" um unser neu erworbenes Wissen der talaiotischen Kultur um ein vielfaches zu vertiefen. Das Kontrastprogramm des Tages war der Besuch der "Lítica", eines zu einem Freilichtmuseum und -bühne umgewandelten, alten Steinbruchs. Hier trat um 21.30 Uhr der World Youth Choir auf, ein aus 80 Personen im alter von 17 - 26 Jahren bestehender Chor, dessen Integranten aktuell aus 38 Ländern kommen. Das Konzert war mit 30 Euro pro Person zwar nicht billig, lohnte sich aber absolut. Ein unvergessliches Erlebnis!
Auch am letzten kompletten Tag sollte uns nicht langweilig werden. Nach einem zwar etwa 4 Stunden langen aber dennoch leider viel zu kurzem Besuch der Mola, einer riesigen Festung aus dem 19 Jahrhundert, begaben wir uns nach Es Mercadal um Xenia und Fermin abzuholen. Zusammen ging es weiter nach Miami, wobei es sich um einen Bootsschuppen handelt, der einem Freund der beiden gehört und in dem sich mit bis zu 30 Personen feiern lässt. Hier trafen wir auch Joan wieder, der als Freizeitkoch eine hervorragende Paella für 25 Personen zubereitete. Auch für Wein, Salate und sonstige Apettitmacher war gesorgt worden. Das war echt sehr schön dort mit all den netten Leuten, dem guten Essen und dem vielen Wein. Wäre es nach mir gegangen, wären wir nicht mehr nach Fornells gefahren, wo das alljährliche Dorffest stattfand.
Man mag meinen Menorcer seien nur auf Steine fixiert, doch trifft es das nicht ganz. Pferde sind ihre zweite grosse Leidenschaft. Während des Jaleos reiten Leute auf Pferden mitten in die Menschenmasse, die dann dem Pferd hilft sich auf die Hinterbeine zu stellen und so lang wie möglich genau so zu verharren ..... eine Sache, die nicht ganz ungefährlich aussieht, wenn man bedenkt dass da viele viele betrunkende Leute unter den Vorderbeinen des Pferdes stehen, während selbiges versucht ihnen diese um die Ohren zu hauen. Naja, man muss es gesehen haben um's zu verstehen. Zu Trinken gibts übrigens Pomada - Gin mit Zitronensaft, Zucker und Minze. Bevor man vom Gin etwas merkt hat man als Nicht-Vorgewarnter bereits soviel getrunken, dass einem ein Hufabdruck am Kopf eh nichts mehr ausmacht.
Am Tage des Abflugs sahen wir uns noch ein weiteres talaiotisches Dorf an, bevor wir uns zum Flughafen begaben, auf dem wir wegen des gecancelten Rückflugs 6 Stunden länger aufhielten, als ursprünglich geplant. Aber eigentlich war das auch wieder nicht so schlimm., da wir stundenlang den Shufflepucktisch besetzten.
In diesem Dorf kauften wir Käse

Jul 9, 2010

Signalkuppe - 4559m

Blick von der Zumsteinspitze auf die Signalkuppe
Dieses Jahr hat es wieder geklappt, und ich fuhr mit Xavi in die Alpen. Craig, unsere schottisch-südafrikanische Verstärkung des letzten Jahres, hatte leider andere Pläne und wollte uns nicht begleiten, und das, obwohl unter Anderem ein Aufstieg zur berühmten Signalkuppe mit der Capanna Regina Margherita anstand! Die Wetteraussichten waren blendend und wie auch im letzten Jahr schlief ich während der letzten Nacht zu Hause wenig, da Elisabet wieder ein nächtliches Konzert in L'Ametlla del Vallès gab, das ich - nicht zuletzt wegen der guten Bewirtschaftung dort - auf keinen Fall verpassen wollte.

Eine Stunde später als verabredet - um 10.00 Uhr - holte ich Xavi in Terrassa ab und flux machten wir uns auf in Richtung französischer Grenze. Erstaunlicherweise kamen wir gut an Montmeló vorbei, wo nur wenige Stunden später die MotoGP Rennen stattfanden. Das Glück verliess uns jedoch rund 8 Stunden später kurz vor Turin, wo wir mitten in den Wochenend-Heimkehr-Verkehr gerieten, der uns bestimmt eine Extraautostunde einbrachte. Am frühen Abend aassen wir eine leckere Pizza in der durchaus empfehlenswerten Bar New York in Pont Saint Martin und irgendwo auf einem Stück Grün neben der Strasse ins nicht mehr weit entfernte Staffal zelteten wir dann. Wie bereits die zwei vorherigen Nächte konnte ich kaum schlafen. Das richtige Anseilen und die Vorgehensweise zur Gletscherbergung liessen mir keine Ruhe.
Die Kirche von Gressoney Trinité

Morgens fuhren wir weiter in RichtungS Staffal, und ein Dorf vorher, in Gressoney, frühstückten wir und kauften uns topographische Karten des Monte Rosa Massivs. Nach den letzten Vorbereitungen ging es nun zur Seilbahn, die uns in zwei Etappen zum auf 2950m Höhe gelegenen Paso di Salati brachte. Ab hier ging es dann zu Fuss und meist über Schnee in Richtung Gnifetti-Berghütte weiter, wo wir einige Stunden später ankamen. Erwähnenswert auf diesem Stück ist eine Art Klettersteig durch den man schnell und einfach einen steilen Anstieg überwindet. Nachdem wir je ein Bett (in einem Viererzimmer!) zugeweisen bekommen hatten, bereiteten wir unser Seil vor und übten ein wenig die Gletscherbergung, wobei wir allerdings der Einfachheit halber auf den Teil verzichteten, bei dem der zu Bergende bewusstlos oder verletzt ist.


Die erste Nacht in der auf 3645m Höhe gelegenen Hütte schlief ich abermals äusserst schlecht , wobei ich in diesem Fall durchaus das Gefühl hatte, dass dies an der Höhe lag. Dementsprechend schwer fiel mir das morgendliche Aufstehen. Mein Frühstück bestand hauptsächlich aus Ibuprofen, wie die folgenden Frühstücke übrigens auch.

Morgens. gegen halb 7 machten wir uns - nun angeseilt - daran, mindestens zwei 4000er zu bezwingen, und je höher wir Aufstiegen, desto besser ging es mir. Bald befanden wir uns auf der Angriffsposition des ersten Gipfels, bei dem es sich um die 4215m hohe Vincentpyramide handelte. Es ist ein Berg, auf dem man einfach hinaufgehen kann und der keinerlei technische Schwierigkeit bereithält. Lediglich den schneidenden Wind galt es auszustehen. Die Ankunft auf dem Gipfel markierte sowohl für Xavi als auch für mich einen neuen Höhenrekord. Da es ausser Schnee nichts zu fotografieren gab, begaben wir uns in Richtung zur Punta Giordani, mussten aber feststellen, dass sich diese zu weit entfernt und in entgegengesetzter Richtung der anderen bereits anvisierten 4000er befindet, weshalb wir bald beschlossen zu diesen umzukehren.

Als nächstes stand nun das 4167m hohe Balmenhorn an, auf dem sich zwei überaus markante Merkmale befinden. Zum Einen ist dies eine mittelgrosse, metallische Biwackschachtel mit Notlager für sechs Personen und zum Anderen eine überdimensionale Jesusstatue, die die dortige Aussicht geniesst, und die uns in der Sonne blitzend, von Weitem bereits zuwinkte, weshalb wir ihr einen Besuch abstatten wollten. Über einen kurzen Klettersteig ist Jesus recht einfach zu erreichen und schnell wardt auch jemand gefunden, der fotografisch festhielt, wie der gute Herr uns segnete. Beim Balmenhorn, so wurde uns später mitgeteilt, handelt es sich allerdings gar nicht um einen ofiziellen 4000er, da es eine zu geringe Schartenhöhe aufweist. Wikipedia sagt dazu, dass es auf der Liste der sekundären Gipfel steht. Nichtsdestotrotz ist es gut für einen interessanten und dennoch lohnenden Aufstieg.


Da wir der 4000er noch nicht leid waren, wanderten unsere Blicke als nächstes zum nahe gelegenen, 4322m hohen Schwarzhorn, das bereits deutlich schwieriger zu bezwingen aussah. Je weiter wir es allerdings an seiner linken Flanke umrundeten, desto leichter schien der Aufstieg jedoch, bis wir an einen Punkt gelangten von dem aus wir zwar die 43º steile, jedoch kurze Normalroute sahen. Xavi kletterte voran und ich folgte ihm. Kurz bevor ich oben ankam, exklamierte er aufgeregt, dass er vom Gipfel bereits die Signalkuppe sehen könne, und tatsächlich offenbarte sich auch mir Momente später ein eindrucksvoller Ausblick. Ausser der Signalkuppe und der auf ihrem Gipfel gelegenden Berghütte "Capanna Regina Margherita" - unser Ziel für den folgenden Tag - beeindruckte uns ausserdem der atemberaubende Blick ins jenseitige, bewölkte Tal, in das die Ostflanke des Schwarzhorns hunderte von Metern tief nahezu senkrecht abfällt. Es schien als wollen all jene Wolken über den Gipfel auf unsere Seite gelangen, was mich durchaus nervös werden liess, hatte ich doch von Gruppen gelesen, die hier mitten im Sommer von Nebel und Unwetter überrascht wurden und es diese Erfahrung mit dem Leben bezahlten.

Während der ersten 30m des Abstiegs sicherten wir uns gegenseitig abwechselnd und unten angelangt beschlossen wir, mit der 4341m hohen Ludwigshöhe den letzten Gipfel des Tages zu erklimmen, bevor wir uns zurück zur Gnifettihütte begeben würden. Auf die Ludwigshöhe gelangt man über einen schmalen, verschneiten Grat, an dessem Ende sich ein kleiner Platz befindet, der gleichzeitig den höchsten Punkt dieses Berges markiert und von dem aus es in Richtung Osten wiederum abrupt sehr tief hinab geht. Ein netter Tscheche, mit dem wir ins Gespräch kamen erzählte uns hier übrigens von seinem Abenteuer des Vortages, an dem er 12 Stunden damit verbrachte den berühmten und technisch anspruchsvollen Lyskamm mit dem schönen Beinamen Menschenfresser in West-Ost-Richtung zu überschreiten, womit er mich sehr beeindruckte, nichtzuletzt da er dies mit schwerem, für Wind anfälligem Marschgepäck getan hatte.

Mittlerweile hatten wir vorerst genug, auch wenn das Wetter stabil blieb, und begaben uns auf den Weg hinab zur Gnifettihütte, an der wir bereits gegen 13.00 Uhr, wenn auch ausgelaucht, eintrafen. Der Tag hätte besser nicht verlaufen können, da wir bestes Wetter und insgesamt 4 Gipfel bestiegen hatten. Bis zum Abendessen (um 18.00 Uhr) verbrachte ich einige Stunden schlafend und auch die Nacht über hatte ich keinerlei Schlafprobleme.

Die Pflichtprüfung des nächsten Tages war der Aufstieg zur Berghütte auf der 4559m hohen Signalkuppe, in der wir die nächste Übernachtung reserviert hatten. Auf dem Weg dorthin würden wir versuchen die Gipfel der Parrotspitze und der Zumsteinspitze zu besteigen. Aufbruchzeit war abermals gegen 7.30 Uhr, womit wir wie bereits am Vortag etwa die letzten waren, die die Hütte verliessen. Bis zum Fusse der Parrotspitze war es nun ein ziemlich langer Weg, den wir bereits grösstenteils kannten. Die Parrotspitze ist oberhalb eines steilen Anstiegs ähnlich der Ludwigshöhe. Es handelt sich um einen schmalen Grat, jedoch ist dieser wesentlich länger, höher und etwas schmaler mit steiler abfallenden Flanken. Während wir ihn beschritten konzentrierte ich mich fast ausschliesslich auf meine Füsse und auf den Wind, der aber wegen seiner Gleichmässigkeit kein besonderes Problem darstellte. Als Xavi das nebenstehende Foto machte und ich wartete, hockte ich mich dennoch etwas hin, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Am höchsten Punkt angelangt merkten wir, dass eine Gipfelüberschreitung möglich ist, jedoch hatten wir am Bergfuss unsere Rücksäcke zurückgelassen die zu holen es umzukehren galt. Während des Rückwegs kamen uns mehrer Seilschaften entgegen, was zunächst ein Problem zu sein schien, jedoch merkten Xavi und ich rasch, dass es uns unsere Steigeisen erlaubten, den Grat seitlich zu verlassen und, am bis zum Anschlag in den Schnee gestossenen Eispickel gesichert die Meute passieren zu lassen. Abermals bepackt mit unseren Rucksäcken machten wir uns auf den Weg in Richtung Capanna. Mittlerweile schnaufte und pustete ich stark und benötigte deutlich mehr Pausen als am Vortag. Am letzten Bergsattel angekommen hatte ich ehrlich gesagt keine grosse Lust noch die 4561m hohe Zumsteinspitze zu besteigen, jedoch wusste Xavi mich dennoch zu motivieren. Ohne Rucksäcke ging es abermals hinauf. Im Grossen und Ganzen einfach, hält dieser Gipfel ein etwa 30m langes Gratstück bereit, das wirklich sehr beeindruckend ist und ich fragte mich ernsthaft, wie es möglich sei, dass sich der ganze Schnee dort hält und nicht einfach - sämtliche Bergsteiger mitnehmend - die steile Flanke in Richtung Doufourspitze hinabfällt. Oben angelangt hatten wir eine super Aussicht auf die Signalkuppe und mittlerweile grosse Lust uns endlich zu ihr zu begeben auch wenn uns klar war, dass mindestens ein Jahr (den Idealfall angenommen) vergehen würde, bis wir uns mal wieder auf einem so hohen Gipfel befinden. Während des Abstiegs sicherten wir uns wieder während zweier Seillängen und begaben uns abermals zu unseren Rucksäcken. Der letzte Aufstieg des Tages war zwar anstrengend aber trotzdem relativ schnell geschafft und bald befanden wir uns an der bereits gut gefüllten, berühmten Berghütte Regina Margherita, dem am höchsten gelegenen Gebäude Europas. Die uns zugewiesenen Betten im oberen Schlafsaal sahen so einladend aus, dass ich meines erstmal während zwei Stunden ausprobierte. Ich erwachte mit Nasenbluten, was mich zunächst etwas besorgte, da es jedoch nach kurzer Zeit von allein nachliess kam ich schnell wieder zur Ruhe. Wegen der Höhe und der Anstrengung der letzten Tage war ich zwar recht matschig im Kopf, konnte aber dennoch gut zu Abend essen und hatte auch Durst, der sicherstellte dass ich genug Wasser trank. In beiden von uns besuchten Berghütten muss man sein Wasser übrigens käuflich erwerben. Das Leitungswasser in der Gnifettihütte ist nicht trinkbar und auf der Signalkuppe gibt es bereits gar kein fliessendes Wasser mehr, dafür aber ein Schild am Eingang, das einen auffordert bitte keinen gelben Schnee zu essen. Während Deutschland im Halbfinale gegen Spanien verlor, begaben wir uns nochmal nach draussen, um die von der untergehenden Sonne beschienenen Gipfel zu bestaunen. Besonders das Matterhorn tat es uns dabei an. Beim zu Bett gehen konnte ich den Morgen ehrlich gesagt kaum erwarten, da ich grosse Lust verspürte endlich wieder in normale Höhen abzusteigen. Ich hatte das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bevor ich der Höhenkrankheit zu Opfer falle, wie übrigens ein anderer der Hüttenbesucher, der morgens, als wir uns gerade für den Abstieg vorbereiteten, von einem Hubschrauber eines Zermatter Hospitals abgeholt wurde, wobei man ihm Sauerstoffmasken übers Gesicht stülpte. Der Abstieg zur Seilbahnstation am Paso di Salati kam uns sehr lang vor, jedoch befanden wir uns bereits gegen 11.oo Uhr wieder in Staffal und nach einer Dusche im Fluss, an der Stelle wo wir 4 Tage zuvor gezeltet hatten, und einer Pizza in der Bar New York begaben wir uns auf den Heimweg. Nachts gegen halb zwei kam ich zu Hause an.