Elisabet und ich hatten für meinen mir dieses Jahr zustehenden, spärlichen Urlaub geplant, zunächst die Wohnung zu streichen und dann einige Tage in die Berge zu gehen. Anstatt der geplanten zwei Streich- und 5 Bergtage wurden es letztendlich jedoch der ersten 5, sodass für die Berge nach den allgemein anerkannten Regeln der Mathematik nur 2 übrig blieben. Um diese jedoch möglichst vollständig auszunutzen fuhren wir bereits am Abend des 18.08. mit dem Ziel los, den Nationalpark von Aigües Tortes zu erreichen. Kurz vor der Seu d'Urgell zelteten wir auf einem Campingplatz. Gegen 12 Uhr mittags des nächsten Tages begannen wir dann vom auf 1639m gelegenen Parkplatz am Prat de Pierró (oberhalb des Dorfes Espot) unseren Fussweg zur Berghütte Amitges, in der wir eine Übernachtung reserviert hatten. Dummerweise nahmen wir vom Bergsee "Estany de St. Maurici" aus nicht den Wanderweg, der am Wasserfall de la Ratera vorbeiführt, sondern sie Piste, auf der auch die als Touritaxen genutzten Landrover Opis, Omis und Dicke weiter nach oben karren.
Ebenfalls dummerweise fanden wir einen auf der Wanderkarte verzeichneten Weg im Gelände nicht, so dass wir der Piste letztendlich bis zur Berghütte folgten.
Dort kamen wir nachmittags an, mittlerweile ziemlich genervt vom Pistenlatschen, da es einfach sehr viel erholsamer ist, sich auf kleinen Wanderpfaden inmitten der Natur fortzubewegen.
Die Amitges Berghütte ist eine der grössten oder gar die grösste der Pyrinäen. Wir beide würden uns unseren voll belegten Schlafsaal mit 90 anderen Personen teilen müssen. Doch zunächst strolchten wir noch etwas in der Nähe herum. Der kleine Stausee und ein kleines Gipfelchen mit guter Sicht auf die Agulles d'Amitges hielten uns bis zum Abendessen beschäftigt.Am uns zugeteilten Tisch sassen auch eine Frau und ihre etwa 14 jährige Tochter, und es stellte sich heraus, dass die beiden am nächsten Tag genau den gleichen Ausflug machen wollten, wie wir: den Tuc de la Ratera. Dieser laut Beschreibung leicht zu erklimmende, 2863m hohe Berg ist kein 3000er, es handelt sich ebensowenig um einen 100cim, doch ist er so gelegen, dass man von seinem Gipfel aus in drei Täler hinabblicken kann. Ganz besonders der Blick in den Circ de Colomers war uns dabei wichtig, denn dort machten Elisabet und ich 4 Jahre zuvor unseren ersten, gemeinsamen Bergausflug. Dort gibt es eine Vielzahl von kleinen und mittelgrossen Bergseen, die es nun galt von oben zu bewundern.
Zunächst jedoch stand uns die Nacht bevor, und die stellte sich als sehr lang heraus, denn unsere 90 Zimmergenossen schienen allesamt Schnarcher zu sein. Das war eine Scheisse wie ein Klavier würden die Spanier sagen. Und das sagen sie nicht, weil sie keine Klaviere mögen, sondern weil Klaviere gross und schwer sind.Mir kamen in jener Nacht seltsame Ideen mich an den anderen Zimmergenossen zu rächen, für das, was sie mir seit Stunden antaten und auch Elisabet erzählte mir am nächsten Tag ähnliches. Im Gegensatz zu ihr schlief ich zumindest einmal 5 Sekunden lang, doch da selbst ich aus unerklärlichen Gründen schnarchte (das tu ich fast nie) knuffte sie mir ins Gesicht. Mit all den anderen tat sie das nicht. La confianza da asco!
Man mag es nicht glauben, doch ist man morgens trotzdem irgendwie wacher, als hätte man die Nacht durchgezecht und, hence, ebensowenig geschlafen.
Blick zurück, Morgenwolken Nach dem Frühstück, das wir so lang wie möglich rausschoben, machten wir uns also auf den Weg zum am Vortag bereits lokalisierten Gipfel.
Dort geht's hinaufNach etwa 1,5 Stunden trafen wir an dessen Fuss unsere Bekannten aus Madrid, mit denen wir nun den etwa 30 Minuten langen Aufstieg begannen.
GipfelbildEinige Seen des Circ de Colomers, am See links oben sieht man sowohl die neue, als auch die alte Berghütte
Nach einer Vielzahl von Fotos und einem Picknick ging es dann wieder hinab bis zur Hütte. Hier lasen wir den zweiten Rucksack auf und machten uns an den Abstieg. Dieses Mal fanden wir von Beginn an den richtigen, abseits der Piste gelegenen Pfad, der so klein und schmal war, das er teilweise gar nicht sichtbar war. In den nächsten Stunden sahen wir in dieser quasi jungfräulichen Natur nur 3 Personen und hatten dafür einen super Ausblick auf den Estany de St. Maurici und den Doppelgipfel der Encantats. Woa, welch Unterschied zum Vortag!