Ziemlich genau vor 5 Jahren machte ich mit T1 - Santa Elena meine erste Integralhöhle., doch zunächst möchte ich das Drumherum erklären: Eine Intergralhöhlentour ist eine, bei der man die Höhle durch einen Ausgang verlässt, der nicht der Eingang ist. Bei vertikalen Höhlen hat dies den Vorteil, dass man die nötigen Seile nicht fest einbaut, wie man es tun würde, wenn man wieder zum Eingang zurückgelangen muss, sondern nach jeder Abseilstelle das Seil von unter her einholt. Dadurch benötigt man viel weniger Seile (im Prinzip würde eines ausreichen) und Karabiner und ist ergo weniger bepackt unterwegs. Der Nachteil liegt natürlich darin, dass es kein Zurück gibt, sobald das erste Seil eingeholt wurde.
Im, bzw. unter dem Nationalpark Ordesa befindet sich das "Arañonera Höhlensystem" das insgesamt über etwa 43km unterirdischer Galerien mit einem Höhenunterschied von mehr als 1300m verfügt. Insgesamt sind 9 begehbare Zugänge bekannt. Der am niedrigsten gelegene ist die "Cueva Sta. Elena" und der zweitniedrigste nennt sich "Grallera del Turbon", ist jedoch besser bekannt unter der Bezeichnung T1.
Höhenprofil der unterschiedlichen Eingänge des HöhlensystemsNur zwischen diesen beiden Zugängen sind sämtliche Schächte der Höhle mit solchen Verankerungen ausgestattet, die es erlauben das Seil "doppelt" zu installieren. Doppelt bedeutet, das beide Seilenden bis zum Schachtboden reichen. An einem Ende kann man sich abseilen, doch wenn man am anderen Ende zieht, holt man das Seil ein. (Sich an diesem Ende abzuseilen hätte dementsprechend einen Sturz zur Folge)
Im Prinzip hatten sich 8 Personen (Núria (aus Mallorca), Eva (Tarragona), Iñaki (Bilbao), Vicente (Alicante), Joan, Niko, Ángel und ich (Raum Barcelona)) zusammengefunden um die Höhle zu machen, doch noch vor dem Aufstieg zur T1 entschied Núria sich um.
In weniger als 2 Stunden machten wir die etwas mehr als 700 Höhenmeter des Aufstiegs bis zur T1. Hier angekommen ruhten wir uns etwas aus, stärkten uns und kleideten uns für die Tour ein. Da wir 7 Personen waren, hatten wir uns dafür entschieden 3 Seile von 60, 55 und 40 Metern Länge mitzunehmen, sowie eine 40m Schnur, an der man sich zwar nicht abseilen kann, die jedoch beim Seileinholen nützlich sein kann. Zusammen mit den normalen Höhlenutensielien wie z.B. Helm, innerer und äusserer Höhlenanzug, Abseilapparate und Klettergurt, der Verpflegung und besonders dem Neoprenanzug trugen wir dennoch ziemlich volle Rucksäcke mit uns herum.
Gegen 13:00 Uhr waren wir ausgeruht, gestärkt und eingekleidet und seilten uns durch das kleinere der beiden Löcher im Boden in die Höhle ab. Die erste Hälfte der Höhle ist mit einem Höhenunterschied von 450m vertikal ausgeprägt, während der zweiten Hälfte legt man auf 1750m Strecke nur noch 110 Höhenmeter zurück. Die Route ist normalerweise als 10 - 12 Stundentour ausgeschrieben, wobei meine Gruppe vor 5 Jahren jedoch 18 Stunden benötigte, und auch Vicente, der die Tour mit einer Gruppe von Freunden vor 6 Wochen durchführte hatte dazu 16 Stunden gebraucht.
Direkt nach dem Einseilen ist es erstmal sehr sehr kalt, da man sich bis in etwa 100 Meter Tiefe auf einer schneebedeckten Rampe befindet und in den so genannten "Windröhren" von einem eisigen Wind empfangen wird. Weiter unten jedoch lässt das Lüftchen nach und die Rampe ist schneefrei. In etwa 160 Metern Tiefe endet die Rampe. Hier befindet man sich an der "Bifurcación", der Verbindung mit den oberen Eingängen des Höhlensystems, die jedoch alle sehr, sehr weit weg sind. Zum ersten mal geht es nun zu Fuss weiter und schnell befanden wir uns an einem 9m tiefen Schacht (P9), in dem wir ein Fixseil vorfanden. Niko, Ángel, Iñaki und ich gingen bereits weiter zum P29. Dies war der letzte Schacht, in dem wir eines unserer Seile installieren mussten, denn in allen folgenden Schächten fanden wir ebenfalls Fixseile vor. Während Niko hier auf den Rest der Gruppe wartete, folgten wir anderen 3 der Route durch einen recht engen Mäander, der zunächst zu einem P30 und später zu einer Reihe von Fixseilen führt. Diese verlaufen erst horizontal über eine Spalte hinweg und gewinnen etwas später an Höhe, wodurch dieses Stück recht kräftezehrend resultiert, doch Iñaki, Ángel und ich brachten es dennoch schnell hinter uns. Da wir nun keinen akustischen Kontakt mehr zum Rest der Gruppe hatten, beschlossen wir auf diesen zu warten, womit wir erstaunlicherweise an die 40 Minuten verbrachten, und das, obwohl wir später erfuhren, dass die anderen gar nicht getrödelt hatten. Nach 3 weiteren Schächten und kurzen waagerechten Stücken erreichten wir schliesslich den P90, den mit Abstand eindrucksvollsten der Schächte: durch ein Loch knapp unterhalb der Decke gelangt man in einen riesigen, 90m tiefen Saal. Den Höhenunterschied überbrückt man in drei Abschnitten, deren erster nicht nur 40 Meter hinab geht, sondern ausserdem über 10 Meter seitwärts, wobei man sich von einem gespannten Seil führen lässt. Unten angekommen findet man eine Art kleinen Strand vor, und das Plätschern eines unterirdischen Flusses lässt uns wissen, dass nun der aquatische Teil der Höhle ansteht. Laut Routenbeschreibung benötigt man bis hier in einer Vierergruppe zwischen 5 und 8 Stunden - wir hatten zu siebt 5 Stunden gebraucht und waren allerseits bester Laune. Nach etwa einer Stunde hatten wir alle etwas gegessen und - wichtiger - uns die Neoprenanzüge angelegt. Was folgt ist ein laaanges auf und ab über Steinblöcke, Bergen von Blöcken, Hindurchkriechen unter Bergen von Blöcken, Gehen zwischen Bergen von Blöcken und Durchwaten des Flusses, wobei das Wasser meist nur bis zum Knie reicht. Ab und zu jedoch, und zwar praktischerweise immer dann, wenn man im Neoprenanzug an Hitzestau leidet, reicht das Wasser doch mal bis zur Brust. An solchen Stellen sind zwar horizontale Seile oberhalb des Wasserspiegels gespannt, an den man sich auf kräftezehrende Weise fortbewegen kann, ohne sich zu baden, doch ist man im Neopren besser beraten einfach durchs Wasser zu waten. Schneller ist es ausserdem. Irgendwann kommt man an einer Abzweigung vorbei aus der ein anderer, rauschender Zufluss kommt. Ein Blick auf den Topographieplan verrät, dass wir uns an der "Via Mojada" befinden und somit fast das Ende des Flusses erreicht haben. Kurze Zeit später verlassen wir das Wasser, klettern über einen letzten Berg von Steinblöcken und befinden uns am aufsteigenden P20. Auch der ist dank der Fixseile schnell überwunden. Nun fehlen lediglich 250 meist ungemütliche Meter durch niedrige Galerien, die durchkrochen werden wollen und ein stetig stärker werdender Rück-, bzw. Po- oder Fusswind, da wir schliesslich kriechen, kündigt den Ausgang an. Hier bläst es so stark, dass selbst kleine Steinchen vom Wind mitgerissen werden, wobei diese meist genau in die Nase und Augen fliegen, wenn man nach hinten guckt und versucht den Rucksack zu lösen, der sich beim Hinterherschleifen mit einer Schnalle an einem Felsvorsprung verheddert hat. Und plötzlich Liegt man unter freiem Himmel und hat gerade T1 - Santa Elena gemacht. In 9 Stunden und 20 Minuten, ohne Eile und zu siebt. 12 Stunden, wenn man den Aufstieg dazu zählt. Was fehlt ist ein etwa halbstündiger Weg durch den Wald hinab zur Strasse, die man nicht weit vom Campingplatz entfernt erreicht. Dort wiederum hatte sogar die Bar noch halbwegs geöffnet, deren griesgrämiges Personal uns murrend 7 Tortillasandwiches zubereitete und 14 Bier verkaufte, die wir glücklich, mitten in der Nacht auf der Strasse sitzend - da mittlerweile vom Platz verwiesen - verspeisten.
Ein Blick auf die obere Grafik mit den unterschiedlichen Zugängen des Höhlensystems macht nun klar, wie riesig dieses ist, wenn man sich vor Augen hält dass man für das Stückchen zwischen T1 und Santa Elena zwischen 8 und 18 Stunden benötigt.
So weit ich weiss sind all die schönen Fotos von Joan.
Im Prinzip hatten sich 8 Personen (Núria (aus Mallorca), Eva (Tarragona), Iñaki (Bilbao), Vicente (Alicante), Joan, Niko, Ángel und ich (Raum Barcelona)) zusammengefunden um die Höhle zu machen, doch noch vor dem Aufstieg zur T1 entschied Núria sich um.
In weniger als 2 Stunden machten wir die etwas mehr als 700 Höhenmeter des Aufstiegs bis zur T1. Hier angekommen ruhten wir uns etwas aus, stärkten uns und kleideten uns für die Tour ein. Da wir 7 Personen waren, hatten wir uns dafür entschieden 3 Seile von 60, 55 und 40 Metern Länge mitzunehmen, sowie eine 40m Schnur, an der man sich zwar nicht abseilen kann, die jedoch beim Seileinholen nützlich sein kann. Zusammen mit den normalen Höhlenutensielien wie z.B. Helm, innerer und äusserer Höhlenanzug, Abseilapparate und Klettergurt, der Verpflegung und besonders dem Neoprenanzug trugen wir dennoch ziemlich volle Rucksäcke mit uns herum.
Gegen 13:00 Uhr waren wir ausgeruht, gestärkt und eingekleidet und seilten uns durch das kleinere der beiden Löcher im Boden in die Höhle ab. Die erste Hälfte der Höhle ist mit einem Höhenunterschied von 450m vertikal ausgeprägt, während der zweiten Hälfte legt man auf 1750m Strecke nur noch 110 Höhenmeter zurück. Die Route ist normalerweise als 10 - 12 Stundentour ausgeschrieben, wobei meine Gruppe vor 5 Jahren jedoch 18 Stunden benötigte, und auch Vicente, der die Tour mit einer Gruppe von Freunden vor 6 Wochen durchführte hatte dazu 16 Stunden gebraucht.
Direkt nach dem Einseilen ist es erstmal sehr sehr kalt, da man sich bis in etwa 100 Meter Tiefe auf einer schneebedeckten Rampe befindet und in den so genannten "Windröhren" von einem eisigen Wind empfangen wird. Weiter unten jedoch lässt das Lüftchen nach und die Rampe ist schneefrei. In etwa 160 Metern Tiefe endet die Rampe. Hier befindet man sich an der "Bifurcación", der Verbindung mit den oberen Eingängen des Höhlensystems, die jedoch alle sehr, sehr weit weg sind. Zum ersten mal geht es nun zu Fuss weiter und schnell befanden wir uns an einem 9m tiefen Schacht (P9), in dem wir ein Fixseil vorfanden. Niko, Ángel, Iñaki und ich gingen bereits weiter zum P29. Dies war der letzte Schacht, in dem wir eines unserer Seile installieren mussten, denn in allen folgenden Schächten fanden wir ebenfalls Fixseile vor. Während Niko hier auf den Rest der Gruppe wartete, folgten wir anderen 3 der Route durch einen recht engen Mäander, der zunächst zu einem P30 und später zu einer Reihe von Fixseilen führt. Diese verlaufen erst horizontal über eine Spalte hinweg und gewinnen etwas später an Höhe, wodurch dieses Stück recht kräftezehrend resultiert, doch Iñaki, Ángel und ich brachten es dennoch schnell hinter uns. Da wir nun keinen akustischen Kontakt mehr zum Rest der Gruppe hatten, beschlossen wir auf diesen zu warten, womit wir erstaunlicherweise an die 40 Minuten verbrachten, und das, obwohl wir später erfuhren, dass die anderen gar nicht getrödelt hatten. Nach 3 weiteren Schächten und kurzen waagerechten Stücken erreichten wir schliesslich den P90, den mit Abstand eindrucksvollsten der Schächte: durch ein Loch knapp unterhalb der Decke gelangt man in einen riesigen, 90m tiefen Saal. Den Höhenunterschied überbrückt man in drei Abschnitten, deren erster nicht nur 40 Meter hinab geht, sondern ausserdem über 10 Meter seitwärts, wobei man sich von einem gespannten Seil führen lässt. Unten angekommen findet man eine Art kleinen Strand vor, und das Plätschern eines unterirdischen Flusses lässt uns wissen, dass nun der aquatische Teil der Höhle ansteht. Laut Routenbeschreibung benötigt man bis hier in einer Vierergruppe zwischen 5 und 8 Stunden - wir hatten zu siebt 5 Stunden gebraucht und waren allerseits bester Laune. Nach etwa einer Stunde hatten wir alle etwas gegessen und - wichtiger - uns die Neoprenanzüge angelegt. Was folgt ist ein laaanges auf und ab über Steinblöcke, Bergen von Blöcken, Hindurchkriechen unter Bergen von Blöcken, Gehen zwischen Bergen von Blöcken und Durchwaten des Flusses, wobei das Wasser meist nur bis zum Knie reicht. Ab und zu jedoch, und zwar praktischerweise immer dann, wenn man im Neoprenanzug an Hitzestau leidet, reicht das Wasser doch mal bis zur Brust. An solchen Stellen sind zwar horizontale Seile oberhalb des Wasserspiegels gespannt, an den man sich auf kräftezehrende Weise fortbewegen kann, ohne sich zu baden, doch ist man im Neopren besser beraten einfach durchs Wasser zu waten. Schneller ist es ausserdem. Irgendwann kommt man an einer Abzweigung vorbei aus der ein anderer, rauschender Zufluss kommt. Ein Blick auf den Topographieplan verrät, dass wir uns an der "Via Mojada" befinden und somit fast das Ende des Flusses erreicht haben. Kurze Zeit später verlassen wir das Wasser, klettern über einen letzten Berg von Steinblöcken und befinden uns am aufsteigenden P20. Auch der ist dank der Fixseile schnell überwunden. Nun fehlen lediglich 250 meist ungemütliche Meter durch niedrige Galerien, die durchkrochen werden wollen und ein stetig stärker werdender Rück-, bzw. Po- oder Fusswind, da wir schliesslich kriechen, kündigt den Ausgang an. Hier bläst es so stark, dass selbst kleine Steinchen vom Wind mitgerissen werden, wobei diese meist genau in die Nase und Augen fliegen, wenn man nach hinten guckt und versucht den Rucksack zu lösen, der sich beim Hinterherschleifen mit einer Schnalle an einem Felsvorsprung verheddert hat. Und plötzlich Liegt man unter freiem Himmel und hat gerade T1 - Santa Elena gemacht. In 9 Stunden und 20 Minuten, ohne Eile und zu siebt. 12 Stunden, wenn man den Aufstieg dazu zählt. Was fehlt ist ein etwa halbstündiger Weg durch den Wald hinab zur Strasse, die man nicht weit vom Campingplatz entfernt erreicht. Dort wiederum hatte sogar die Bar noch halbwegs geöffnet, deren griesgrämiges Personal uns murrend 7 Tortillasandwiches zubereitete und 14 Bier verkaufte, die wir glücklich, mitten in der Nacht auf der Strasse sitzend - da mittlerweile vom Platz verwiesen - verspeisten.
Ein Blick auf die obere Grafik mit den unterschiedlichen Zugängen des Höhlensystems macht nun klar, wie riesig dieses ist, wenn man sich vor Augen hält dass man für das Stückchen zwischen T1 und Santa Elena zwischen 8 und 18 Stunden benötigt.
So weit ich weiss sind all die schönen Fotos von Joan.
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