Sep 29, 2006

Ein schönes Wochenende!


Wir hatten uns viel vorgenommen und es klappte eigentlich alles wie geplant.
Die Sache fing mit einem Konzert meines niegelnagelneuen Mitbewohners Toni an. Er singt in einem in Barcelona ansässigen Chor namens St. Jordi, und zusammen mit einem Orchester führte dieser am Freitag abend Mozarts Requiem im Palau de la Música Catalana in Barcelona auf.
Lisa, Hector und ich wohnten diesem Ereignis bei. Interessant waren unsere Plätze: hinter der Bühne, oben, links neben der Orgel. Der einzige Mensch auf der Bühne, dessen Rücken wir nicht sahen, war der Dirigent. Heck langweilte sich glaube ich, aber ich fand’s famos.

Am nächsten Tag schliefen wir erst aus, dann packte ich meinen Rucksack und wir fuhren nach Queralbs, wo wir um etwa kurz vor 14.00 Uhr ankamen. Als wir das Auto parkten, da hörten wir schon die cremallera (Zahnradbahn) tuten, wie sie in den Bahnhof einfuhr. Eigentlich wollten wir mit der nach Nuria hochfahren, doch ich musste mich noch umziehen, die nötigsten Dinge in meinen kleinen Rucksack packen, mich organisieren, aaaah STRESS!

Ein paar Sekunden später liefen wir zur Bahnhof. Der Mensch dort wollte uns kein Ticket verkaufen, da er meinte, dass wir dadurch den Zug verpassen würden :“Kauft drinnen beim Schaffner!“ sagte er uns. Wir stiegen ein – der Schaffner war im anderen Waggon, eine transwaggonale Verbindung gab es nicht. Billiger geht’s nicht.
Im Zug wechselte ich mir die Socken und überprüfte meinen Rucksack: 1,5 Liter Wasser und Jacke sollten reichen. Hoffentlich fängt es nicht zu regnen an, denn die Regenhose war im Auto.
Nur 15 Minuten später waren wir in Nuria auf 2000m Höhe – zu Fuss braucht man 2,5 Stunden. Um halb 3 fingen wir zu laufen an. Wir wollten mal wieder auf den 2909m hohen Puigmal. Auch das klappte eigentlich ganz gut. Erst ziemlich weit oben wurde es windig und äusserst wolkig und ich rechnete damit, dass es jeden Moment zu regnen beginnt. Doch das blieb uns erspart und um halb 5 waren wir auf dem Gipfel. Der 6. der 100 cims! Kalt war es hier, noch windiger und neblig. Doch ab und zu klarte es ein wenig auf und wir sahen Landschaft.

Runter ging es. Kurz bevor wir nach Núria kamen fuhr der letzte Zug ins Tal, so dass wir zu Fuss absteigen mussten. Für den Weg brauchten wir zwar 45 Minuten weniger, als die Wegweiser es uns wegweisten, doch es wurde trotzdem dunkel, noch bevor wir in Queralbs ankamen. Die letzte halbe Stunde liefen wir auf den Schienen der Zahnradbahn, die uns direkt zum Bahnhof auf etwa 1200m Höhe und somit auch zum Auto führten.
Nun fuhren wir nach Ribes, wo wir etwas aassen, und dann über eine 50km lange, sehr kurvige Bergstrasse nach Puigcerdá. Hier trafen wir uns um etwa 22.30 uhr mit Ferran, Mireia, Manu, Mickey und Sara. Alle zusammen fuhren wir dann in den Ferienpalast von Mireias Onkel.

Am Sonntag fuhren wir ins nah gelegene Frankreich nach Llo, wo wir nach schier unendlichem Klettergurteinstellen und Klettergurtanlegen einen Klettersteig machten. Dieser kostete zwar 6 Euro Eintritt und fing sehr sehr leicht an, doch wurde er zunehmend eindrucksvoller und war ausserdem recht lang, so dass es sich voll gelohnt hat ihn kennenzulernen.

Während des Klettersteigs formten Lisa, Manu und ich ein Dreierteam. Wir nahmen gleich zu Beginn einen Abzweig, wodurch wir einen etwas heiklen Punkt umgingen. Das war gut, denn auf diese Weise konnten Lisa und Manu genug Selbstvertrauen gewinnen, bevor wir an Höhe gewannen und wo wir andere heikle Schritte machten.

Der Klettersteig überbrückt 270 Höhenmeter und endet an einer romanischen Kirchenruine namens St. Feliu auf einem Berggipfel. Von hier aus ging es zu Fuss hinunter zu den Autos, wo Lisa und ich uns nach einer Coca Cola von den anderen verabschiedeten.

Anstatt jedoch auf direktem Wege durch den Tunel de Cadí nach Hause zu fahren, fuhren wir wieder die kurvige Bergstrasse vom Vortag entlang. Auf 1800m Höhe nahmen wir den Abzweig nach Castellar de n’Hug. Eine wirklich schöne Strecke. In jenem pittoreskenBergdorf tranken wir bei einer leckeren Coca (eine Art Kuchen) einen Kaffee und sahen uns danach noch die Quelle des Llobregat an. Diese hatte ich das letzte Mal vor 5 Jahren gesehen, noch während des Solarenergieprojekts. Schön ist es dort – ein Ort, den ich mal meinen Eltern zeigen sollte.

Nun wurde es schonwieder dunkel. Als wir wieder am Auto waren ging es endgültig zurück nach Manresa. Ein schönes Wochenende!

Sep 24, 2006

100 cims - St. Sadurní de Gallifa

Am Samstag regnete es den ganzen Tag in Strömen. Das ist hier eher etwas Ungewöhnliches - nicht etwa weil es regnete, dass kommt schon ab und zu mal vor, sondern weil es den ganzen Tag lang regnete. Genau wie in Deutschland an einem regnerischen Tag. Nicht jedoch wie an jenem Tag im Jahr 2003, an dem Vitter und Julia gerade zu Besuch bei mir waren: Morgens um 11.00 Uhr wurde es in kürzester Zeit stockfinster und die Luft flüssig. Zum Glück waren wir in meiner Wohnung, denn ich glaube fest daran, dass Lungenatmen draussen nicht funktioniert hätte. Zwischen den Gebilden, die wir gemeinhin als Regentropfen bezeichnen war gar kein Platz mehr für Luft. Es ging viel zu Bruch an jenem Tag. Wälder zum Beispiel, und ganze Reihen von carports auf den Parplätzen der grossen Supermärkte; ich kann mich auch noch an eingestürzte Industriehallen in St. Fruitos erinnern. Trotz der geschlossenen Fenster und Türen regnete es übrigens in die Wohnung.
Genau so also war es am Samstag nicht. Es regnete schlichtweg in Strömen. Den ganzen Tag lang.
Und dieses Mal fielen Lisa und ich nicht darauf rein. Wir blieben zu Hause und fuhren nicht in die Berge, wie z.B. am Wochenende zuvor, als wir (mal wieder vergeblich) die Pica d'Estats bezwingen wollten. Diese fürchterlich stylischen und teuren Regenjacken jener hippen outdoor- Bekleidungsfirma in Boston sind gar nicht wasserdicht. Nach 4 Stunden im Regen wird man trotzdem nass. Da können die Gewebe noch so tolle Namen haben wie z.B. Hyvent oder Apex und teuer sein. Nunja, wir zelteten auf 2400m und kehrten am nächsten Tag um, anstatt in den nassen Klamotten und ohne passende Ausrüstung den von hohen Schneewehen bedeckten Aufstieg in Angriff zu nehmen.
Nein, dieses Mal blieben wir am Samstag zu Hause. Wir fuhren auch nicht nach Barcelona, wo das komplette Stadtfest eh wegen des Regens gecancelt war. Stattdessen rief ich Dani an, der - siehe da - letzten Montag 30 wurde. Das feierten wir stattdessen.
Am Sonntag jedoch war gutes Wetter, aufi, wir machen einen der 100 cims! Auch den 942m hohen St. Sadurní de Gallifa versuchten wir bereits zum zweiten Mal. Das erste mal war ein Frakasso, da wir durch die schrecklich kurvigen Strassen dort viel zu lang für die Annäherung brauchten, und als wir endlich vom Auto aus losgingen wurde es bereits dunkel. Als Möchtegernalpinisten waren wir natürlich nicht klug genug, unsere Stirnlampen einzupacken und mussten die Exkursion zugunsten eines tollen Abendessens in St. Feliu sein lassen.
Am Sonntag also - keine weiteren Abschweifungen - gingen wir um 14.00 Uhr hoch, kamen oben um 16.00 Uhr an und waren um 17.30 Uhr wieder am Auto. Fotos machten wir keine.
So weit zum Wichtigsten. Der Weg war schmal und glitschig, die Vegetation dicht und nass, die Aussicht von oben super und die Ruhe sehr sehr still. Trotz seiner eher drittklassigen Höhe scheint St. Sadurní de Gallifa ist ein sehr gefährlicher Berg zu sein. Zum ersten Mal tat ich mir bei einem Bergausflug weh. Ich rutschte an einer Stelle aus, hatte gerade noch Zeit einen Gesichtsausdruck totaler Überraschung aufzusetzen und fand mich urplötzlich 2 Meter weiter unten wieder. Da wollte ich allerdings sowieso hin. Und zum Glück versuchte ich, den Sturz mit dem linken Arm abzufangen, und nicht etwa mit dem Hinterkopf an den Felsen.
Durch all die herrlich Grüne Vegetation und die davon ausgehenden Gerüche war es ein sehr schöner (glitschiger) Ausflug. Und nun haben Lisa und ich immerhin schon 5 der 100 "cims" gemacht.

Sep 11, 2006

L'avenc de la Bargadera (-568m)

Vor Kurzem berichtete ich bereits von der tiefsten Höhle Kataloniens. Für die, die jenen Artikel nicht lesen wollen, eine kurze Zusammenfassung. Es handelte sich um die alljährige Forschungsexpedition, die GIEG aus Granollers nun bereits zum 20. Mal durchführte, und an der seit drei Jahren auch EDES, meine Höhlengruppe, teilnimmt. Seit dem letzten Jahr ist die Bargadera durch das Auffinden einer Verbindung zweier Höhlenteile mit -400 Metern die tiefste Höhle Kataloniens, wobei zu bemerken ist, dass das die maximale überbrückbare Differenz ist, die Höhle aber auch einen Eingang auf ca. -160m hat.
Seit dem letzten post ist aber auch eine ganze Menge passiert, denn durch die Arbeit am Grund der Höhle wurde während der Expedition eine Verbindung zu neuen Höhlenteilen aufgetan, die nochmals weitere 168 Meter in die Tiefe führen.
Diese neuen Teile galt es dieses Mal eingehender zu untersuchen, denn dort könnte man eventuell weitere Wege finden. Etwa 20 Personen konnten sich für die Idee erwärmen, das lange Wochenende vom 9. bis zum 11.09. im Vall d'Aran zu verbringen. Txutxe, Marta un ich brachen am Freitag nach der Arbeit auf.
Als ich am Samstag aus dem Zelt kroch, machten sich gerade Toni, Jesus, Jordi V. und Andreu auf zur Höhle. Sie sollten die einzige Gruppe sein, die vorhatte, am Samstag bis nach ganz unten vorzudringen. Txutxe und Marta hatten keine Lust, bis nach ganz unten runterzugehen, sondern wollten lediglich bis ins Biwack und Yolanda und Victor noch nicht einmal das - sie wollten weiter oben einen Seitenarm erkunden.
Da ich nicht einen ganzen Tag ohne caven verbringen wollte um eventuell am Sonntag mit Joan Grund zu machen, machten Yolanda, Victor, Txutxe, Marta und ich eine Fünfergruppe. Etwa auf halbem Weg zum Biwack würden wir die beiden aus Granollers zurücklassen. Die fehlenden 120 Meter bis zum Biwack übernahm ich dann die Führung, da ich den Weg schliesslich bereits kannte.
Wir kamen relativ schnell zum Biwack. Dort gab es mittlerweile auch einen "warmen Punkt" - eine mit Plastikfolien so gut abgeschirmte Ecke, dass man sie halbwegs beheizen kann. Während der Expedition diente dieser Ort als Küche, in der das von der Arbeit zurückkehrende, dreiköpfige Team 1 sich stärkte und aufwärmte, bis das im Zelt schlafende Team 2 aufwachte und sich aus den Schlafsäcken pellte. Dann ging Team 1 schnell in den noch warmen Schlafsäcken schlafen und Team 2 zunächst frühstücken und an die Arbeit.
Im warmen Punkt liessen wir zwei trockene Schlafsäcke, für den eventuellen Notfall, in dem sie ein unterkühlter Verletzter gebrauchen könnte.
Da wir bis hierhin relativ schnell waren konnte ich die beiden überreden noch ein bischen tiefer vorzudringen. Es folgte eine sich stetig verengende Spalte in der wir uns zwei weitere Male abseilten, bis sie so eng wurde, dass ich nicht mehr weiterkam. Die Pause, während der ich zweifelte, ob es nun krabbelnd weitergeht oder stattdessen vielleicht ohne das ganze störende Höhlenzeug am Körper nutzten wir für eine Planänderung zugunsten einer Pause am Biwack und des anschliessenden Wiederaufstiegs. Auch der ging reibungslos vonstatten, bis ganz genau zu dem klaustrophobischen Punkt kurz vor dem Ausgang, an dem man hoch oben in einer Spalte von einem eingeklemmten Fels einen Schritt über ein Loch hinweg machen muss um in den wirklich engen Teil der Spalte zu gelangen aus dem heraus man 3 Meter emporklettern muss - schwierig, wenn man sich weder bewegen kann, noch gute Kletterhilfen findet.
Txutxe versuchte es zunächst vergebenst über den Fels hinweg bis er beschloss, Marta den Vortritt zu lassen. Sie kam ohne jegliche Probleme über den Fels in die Spalte und hinauf. Nun war Txutxe wieder an der Reihe, der es dieses Mal bis auf den Fels schaffte, wo er im Reitersitz Platz nahm. Nun stemmte er sich mit dem rechten Fuss in die Hocke und rutschte ab. Die Erde zerrte seinen Körper mit anhaltenden 9,81 Meter pro Sekunde quadrat nach unten, dieser - noch im Begriff zu beschleunigen - sah sich nun abermals mit dem Fels konfrontiert auf dem er mit einem CRUNCH wieder im Reitersitz abrupt zu sitzen kam. Autsch, ich bin mir sicher, dass Txutxes Nachkommen damit aus dem Genpool eliminiert sind. Die Zeit, die er durch die Nicht-Vaterschaft gewinnt sollte er eventuell in einen Jodelkurs investieren, denn dazu hat er wirklich Talent.
Nachdem er wieder beisinnen und erst einmal am Ende de Spalte war kam auch er schnell und problemlos hinauf.
Ich hatte dieses Mal keine Probleme über den Fels hinweg in die Spalte, wohl aber aus dieser heraus nach oben. Dank der Ratschläge der beiden schaffte ich es dann aber auch und kurz darauf waren wir nach etwa 5 Stunden wieder an der frischen Luft und etwa 1,5 Stunden später am Parkplatz. von dem aus wir vielleicht 8 oder 9 Stunden zuvor gestartet waren.
Ich sah zwar nicht die neuen Teile der Höhle, doch auch so war ich wirklich geschafft. Und zum Glück war ich morgens nicht mit den anderen 4 aufgebrochen, denn die kamen erst um 2.00 uhr nachts nach 17 Stunden zurück!

Sep 3, 2006

100 cims - Montcau

Am 2. September machten wir noch einen Berg im Naturpark St. Llorenç de Morunys, der ebenfalls zu den 100 cims zählt: den 1056m hohen Montcau. Da man jedoch auf 870m und nur 20 Minuten entfernt parken kann (und wir das auch taten), war es nur ein kurzer Ausflug. Eine schöne Gegend dort, die ich durchaus etwas eingehender erkunden sollte. Wir haben jetzt 4 Gipfel auf dem Konto - fehlen also nur noch 96!