Wiener Laufrad |
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Es stellte sich heraus, dass der Tanz Lindy Hop heisst, und man ihn auf Swingmusik anwendet, tanzbaren Jazz also, Bigbands, Ella Fitzgerald und solcherlei Kram - das hätte durchaus schlimmer sein können. Auch stellte sich nach etwa 2 Minuten der ersten Tanzstunde heraus, dass man ständig seinen Tanzpartner wechselt, was mir zu jener Zeit als das Aller-Fürchterlichste erschien. 9 Monate, 30 reguläre Tanzstunden sowie 4 Masterclassstunden später habe ich zumindest Das allerdings überwunden.
Die Masterclassstunden, genau, wurden im Rahmen des Barswinglona Festivals durchgeführt. Zwei von einem schwedischen Tanzpaar namens Daniel und Asa (das erste A hat auf schwedisch einen Kringel obendrauf) und die anderen beiden von Pep und Emi, die in Barcelona eine Tanzschule haben. Daniel und Asa erwähnten während ihrer Stunde, dass im Sommer ein Dancecamp in einem schwedischen Dorf namens Herräng stattfinden würde, was uns irgendwie interessierte, und nachdem wir über Monate hinweg immerwieder die Idee, dort hinzufahren, aufgegriffen und dann doch wieder verworfen hatte, kamen wir ende Mai schliesslich zu dem Schluss, das Herräng sehr cool sei und wir dort etwas Unterricht nehmen würden.
Das Herräng Dance Camp, so stellte sich heraus ist ziemlich berühmt. Es dauert in der Regel 4 bis 6 Wochen und findet 2011 bereits zum 29. Male statt. Neben berühmten Tanzlehrern werden dorthin auch Originale eingeladen - die grossen Figuren aus der goldenen Ära des Lindy Hop. Da diese jedoch in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stattfand sterben sie langsam aus. Der godfather des Lindy z.B., Frankie Manning, ist seit einigen Jahren tot, einige seiner Tanzpartner und Kameraden kommen jedoch alljährlich nach Herräng. Das war eigentlich mehr oder weniger alles, was wir von Herräng wusste, als wir unsere Teilnahme für Woche 3 vom 16. - 23. Juli buchten.
Da Elisabet die Woche vor Herräng an einer Fortbildung in Wien teilnahm, fuhr ich sie bereits am Sonntag den 10. zum Flughafen nach Girona, dann ging ich noch dreimal arbeiten, und am Donnerstag machte auch ich mich auf den Weg. Wie auch Lisa ein paar Tage zuvor, flog ich zunächst nach Bratislava.
Wartezeit in Girona |
Pozor heisst wohl Achtung Baby |
Den Flughafen kannte ich bereits, da wir von dort aus vor ein paar Jahren mal nach Rom geflogen waren. Dort angekommen nahm ich einen Bus nach Wien. Den Abend verbrachten Lisa und ich in der Wiener Innenstadt, wo wir Zeugen eines sehr heftigen Gewitters wurden. Am nächsten Tag hatte Lisa vormittags noch etwas Fortbildung, und ich machte Sightseeing in jenem Stadtteil der Stadt, wo sich übrigens auch das Bellvedere befindet.
Zunächst besuchte ich ein Internetcafé um etwas Zeit zu schinden, musste jedoch feststellen, dass ich gar kein Geld dabei hatte es zu bezahlen, ging ergo einen Geldautomaten suchen und entdeckte hinter ein paar Häusern in einem Park einen Luftschutzbunker, der im zweiten WK auch als Flakstellung diente - genau wie in Hamburg am Millerntor! Ich wusste zwar von einem Spiegel-Artikel von vor einen paar Monaten, dass es in Wien eine Reihe solcher Bunker gibt (Sieben, glaube ich), empfand es aber als einen sehr glücklichen Zufall, dass ich gerade hier auf einen traf. Genauer genommen auf zwei, da nur etwa 100m entfernt, ein weiterer stand.
Nach ein Paar Fotos, und nachdem ich mich wieder mit Elisabet getroffen hatte, blieb gerade noch genug Zeit einen Kaffee im Garten des Bellvedere trinken zu gehen. Danach holten wir unsere Koffer ab und begaben uns zur Station Erdberg, wo wir einen Bus bestiegen, der uns in etwa 4,5 Stunden nach Prag brachte. Vor Jahren hatten wir diese Linie bereits schonmal in der Gegenrichtung benutzt.
Treppenhaus im Prager Hotel |
Metrostation Mustek in Prag |
Dort gab es ein kleines Problem, da ich bei der Buchung unseres Fluges angegeben hatte, keinen Koffer zu haben, mich nun aber mit einem Koffer präsentierte. Zwischen dem Zeitpunkt der Buchung und dem tatsächlichen Flug wurde unser Gepäck nämlich mehr und mehr, so dass ich für die beiden Ryanair-Flüge bereits eine Koffer gebucht hatte. Ich weiss nicht warum, aber ich hatte in Erinnerung, dass man mit Norwegian Airlines diesen Koffer frei hat. Da dem nicht so war, musste ich etwa 25 Euro nachzahlen, was in keinster Weise einen Beinbruch bedeutete, jedoch waren unsere Koffer dadurch die letzten, die aufgegeben wurden, und eventuell ist das der Grund, warum sie nicht mit uns zusammen in Stockholm Arlanda ankamen. Da wir während des Dancecamps zelten wollten, vermissten wir zunächst am Allermeisten das Zelt, das mir mein Freund und Kollege Xavi geliehen hatte, gleich gefolgt allerdings von Dingen wie Kleidung, Handtuch, Zahnbürste, etc. Zum Glück hatten wir zumindest unsere Schlafsäcke im Handgepäck transportiert. Noch am Flughafen gaben wir trotzdem erstmal etwa 150 Euro für Unterwäsche, Hygieneartikel, Ohrenstöpseln und dergleichen aus, die wir jedoch vorhaben von Norwegian rückerstattet zu kriegen, auch wenn ich nicht glaube, dass das klappt. Dann begaben wir uns zum Treffpunkt, von wo aus wir vom Limoservice des Camps abgeholt werden sollten. Etwa 30 weitere Personen warteten dort bereits, im Gegensatz zu uns äusserst gut gelaunt.
Mostra un mapa més gran Die Busfahrt nach Herräng dauerte etwa 1,5 Stunden und man sah grösstenteils Wälder und Seen, ab und zu aber auch mal ein Haus - wir befanden uns schliesslich in Südschweden, den bevölkerungsreichsten Teil jenes Landes. Nebenbei erwähnt war ich zwar schon einmal in Schweden, jedoch noch nie zuvor so weit nördlich auf dem Globus. Der Rest des Samstags war geprägt von Stress, Schlangestehen und allgemeiner Planlosigkeiten, was wahrscheinlich weniger an der dortigen Organistation als an uns und unseren speziellen Umständen lag, die möglichst noch vor Einbruch der Nacht gelöst werden wollten.
Das erste Mal am Strand |
Wir freundeten uns sehr schnell mit ihm an und es stellte sich heraus, dass er ein Zelt hatte, dass er nur am Wochenende benötigte, da er während der Woche in Stockholm weilt und nur die weekendparties und -kurse in Herräng besucht. Das war cool, denn so brauchten wir nur noch eine Bleibe für eine Nacht und konnten somit schonmal das Thema Zeltmangel abhaken. Die Organisation des Camps stellte uns wenig später zwei Schlafplätze in Casablanca zur Verfügung, einem Grossraumzelt mit etwa 30 Doppelstockbetten, ich nehme an für Notfälle wie unseren, von denen jedoch nur etwa 4 belegt waren, wodurch es wider Erwarten eine recht gemütliche Nacht wurde.
Rehkitz |
Während der Woche hatten wir folgende lessons bei folgenden Lehrern, wobei jede Unterrichtseinheit 1h und 20min betrug:
3 x Evita und Michael
3 x Peter Strom und Ramona
2 x Daniel und Asa
3 x Thomas und Alice Meï
2 x Richard und Jenny
2 x Peter Loggins und Katja
2 x Skye und Naomi
und ein "meeting" mit Dawn Hampton, einer der Ladies.
Alle Einheiten waren sehr geil, die von Peter Loggins überschritt meiner Meinung nach jedoch deutlich unser Niveau, da wir eigentlich noch genug mit den absoluten basics des Lindy Hop zu tun haben. Neue fancy steps haben wir eigentlich kaum gelernt., abgesehen vielleicht von ein oder zwei Kombinationen, die uns Peter Strom beibrachte. Es ging mehr darum uns mit verschieden styles zu inspirieren und uns dazu zu bringen mehr Gefühl für die Musik zu zeigen. Improvisation und Rythmusvariationen spielten eine recht grosse Rolle .... der Lindy Hop ist so gross und kompliziert, wenn man so neu darin ist wie wir, dass diese paar lächerlichen Punkte trotzdem schon viel zu viel sind. Ständig muss man auf 10 Sachen gleichzeitig achten, das geht zu Beginn gar nicht.
Zweiter Strandbesuch |
Krabbeltier |
Öffentliches Telefon |
Man beachte das Krustentier in der Fischsuppe |
Blue Moon Café |
Zwei Uhr nachts |
Achja, unsere Koffer hatten wir übrigens bereits Sonntagnacht wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatten uns verschiedene Personen bereits drei unterschiedliche Zelte angeboten, wobei wir aber nur auf Johannes Zelt zurückgegriffen hatten. Auf dem nächtlichen Weg zum Folkethus sah ich die Koffer bereits von Weitem vor dem Eingang der reception stehen. Niemand wusste wann und wie sie dorthin gekommen waren, doch unsere Laune verbesserte sich von einem Moment auf den nächsten schlagartig, was hauptsächlich an der Kleidung lag, die wir im Gepäck hatten, und von der man wegen der schweisstreibenden Aktivität des Lindy hoppings ziemlich viel benötigt. Ich könnte noch viel übers Camp schreiben, z.B. wie ich mich mit kaltem Wasser in einer nicht abschliessbaren Kabine duschte, es zwei Nächte und einen Tag lang regnete, wir während der letzten Nacht fast mit zwei schwedischen Mädels namens Steffanie und Agnes zusammen "unser" Zelt teilten, doch wüsste ich nicht, wo ich aufhören sollte. Um die letzte Nacht nicht zu viert in Johannes' Zelt zu verbringen bauten wir letztendlich doch noch "unser" Zelt auf, dass sich als sehr gross und gemütlich herausstellte. Hätten wir gewusst, dass wir es eh noch brauchen würden, dann hätten wir es bereits für die zweite Nacht bezogen.
Am Yachthafen |
Yachthafen |
Als sich unsere Woche im Camp dem Ende näherte trafen wir Martin wieder, der sich bereiterklärte, uns am Samstag zum Flughafen Arlanda zu bringen, von wo aus wir einen Bus nach Stockholm hätten nehmen können. Dies kam zwar nicht so, jedoch oranisierte er uns einen noch viel besseren Direkttrip nach Stockholm, da Anders, ein Kumpel seinerseits, dort sowieso hin musste. Anders stellte sich als sehr nett und interessant heraus, und genau das war auch die zweistündige Fahrt mit ihm nach Stockholm.
In Stockholm hatten wir nun noch etwa einen halben Tag um die Stadt zumindest oberflächlich kennenzulernen. Nachdem wir unsere Koffer im Hostal, einem Boot, abgegeben hatten, machten wir uns auf, einen recht zentral gelegenen Berg zu besteigen, von dem wir annahmen, dass sich dort die Altstadt befinden würde, was so aber nicht der Fall war, der aber trotzdem eine so gute Aussicht bot, dass wir ihn Abends nochmal bestiegen. Ausserdem gingen wir zum Palast und dem Stadtteil um diesen herum, was wohl die Altstadt ist, aber das war es auch schon an Sightseeing.
Ein geräumiges, voll ausgestattetes Bad |
Die Kajüte für drei Personen |
Wieder am Mittelmeer |
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