Jul 29, 2011

Bratislava, Wien, Prag, Stockholm - Herräng!



Wiener Laufrad
Im September 2010 überraschte Elisabet mich damit, dass sie uns für einen Tanzkurs eingeschrieben hatte. Verständlicherweise konnte ich mein Glück gar nicht fassen. Paartanz ist genau das Ding, dass ich seit meiner Kindheit machen wollte, was natürlich eine grosse Lüge ist.
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Es stellte sich heraus, dass der Tanz Lindy Hop heisst, und man ihn auf Swingmusik anwendet, tanzbaren Jazz also, Bigbands, Ella Fitzgerald und solcherlei Kram - das hätte durchaus schlimmer sein können. Auch stellte sich nach etwa 2 Minuten der ersten Tanzstunde heraus, dass man ständig seinen Tanzpartner wechselt, was mir zu jener Zeit als das Aller-Fürchterlichste erschien. 9 Monate, 30 reguläre Tanzstunden sowie  4 Masterclassstunden später habe ich zumindest Das allerdings überwunden.
Die Masterclassstunden, genau, wurden im Rahmen des Barswinglona Festivals durchgeführt. Zwei von einem schwedischen Tanzpaar namens Daniel und Asa (das erste A hat auf schwedisch einen Kringel obendrauf) und die anderen beiden von Pep und Emi, die in Barcelona eine Tanzschule haben. Daniel und Asa erwähnten während ihrer Stunde, dass im Sommer ein Dancecamp in einem schwedischen Dorf namens Herräng stattfinden würde, was uns irgendwie interessierte, und nachdem wir über Monate hinweg immerwieder die Idee, dort hinzufahren,  aufgegriffen und dann doch wieder verworfen hatte, kamen wir ende Mai schliesslich zu dem Schluss, das Herräng sehr cool sei und wir dort etwas Unterricht nehmen würden.

Das Herräng Dance Camp, so stellte sich heraus ist ziemlich berühmt. Es dauert in der Regel 4 bis 6 Wochen und findet 2011 bereits zum 29. Male statt. Neben berühmten Tanzlehrern werden dorthin auch Originale eingeladen - die grossen Figuren aus der goldenen Ära des Lindy Hop. Da diese jedoch in den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stattfand sterben sie langsam aus. Der godfather des Lindy z.B., Frankie Manning, ist seit einigen Jahren tot, einige seiner Tanzpartner und Kameraden kommen jedoch alljährlich nach Herräng. Das war eigentlich mehr oder weniger alles, was wir von Herräng wusste, als wir unsere Teilnahme für Woche 3 vom 16. - 23. Juli buchten.

Da Elisabet die Woche vor Herräng an einer Fortbildung in Wien teilnahm, fuhr ich sie bereits am Sonntag den 10. zum Flughafen nach Girona, dann ging ich noch dreimal arbeiten, und am Donnerstag machte auch ich mich auf den Weg. Wie auch Lisa ein paar Tage zuvor, flog ich zunächst nach Bratislava.
Wartezeit in Girona


Pozor heisst wohl Achtung Baby
Den Flughafen kannte ich bereits, da wir von dort aus vor ein paar Jahren mal nach Rom geflogen waren. Dort angekommen nahm ich einen Bus nach Wien. Den Abend verbrachten Lisa und ich in der Wiener Innenstadt, wo wir Zeugen eines sehr heftigen Gewitters wurden. Am nächsten Tag hatte Lisa vormittags noch etwas Fortbildung, und ich machte Sightseeing in jenem Stadtteil der Stadt, wo sich übrigens auch das Bellvedere befindet.

Zunächst besuchte ich ein Internetcafé um etwas Zeit zu schinden, musste jedoch feststellen, dass ich gar kein Geld dabei hatte es zu bezahlen, ging ergo einen Geldautomaten suchen und entdeckte hinter ein paar Häusern in einem Park einen Luftschutzbunker, der im zweiten WK auch als Flakstellung diente - genau wie in Hamburg am Millerntor! Ich wusste zwar von einem Spiegel-Artikel von vor einen paar Monaten, dass es in Wien eine Reihe solcher Bunker gibt (Sieben, glaube ich), empfand es aber als einen sehr glücklichen Zufall, dass ich gerade hier auf einen traf. Genauer genommen auf zwei, da nur etwa 100m entfernt, ein weiterer stand.



Nach ein Paar Fotos, und nachdem ich mich wieder mit Elisabet getroffen hatte, blieb gerade noch genug Zeit einen Kaffee im Garten des Bellvedere trinken zu gehen. Danach holten wir unsere Koffer ab und begaben uns zur Station Erdberg, wo wir einen Bus bestiegen, der uns in etwa 4,5 Stunden nach Prag brachte. Vor Jahren hatten wir diese Linie bereits schonmal in der Gegenrichtung benutzt.
Treppenhaus im Prager Hotel
Metrostation Mustek in Prag
In Prag angekommen hatten wir einen etwas längeren Fussmarsch zum sehr empfehlenswerten Hotel Otokarova (auch Merlin genannt) zu bewältigen. Abends fuhren wir zwar noch in die Altstadt um etwas Tourismus  zumachen, jedoch blieb uns nicht sonderlich viel Zeit, so wenig sogar nur, dass wir dieses Mal noch nicht einmal die Karlsbrücke sahen. Am nächsten Morgen nahmen wir einen Bus zum Prager Flughafen.

Dort gab es ein kleines Problem, da ich bei der Buchung unseres Fluges angegeben hatte, keinen Koffer zu haben, mich nun aber mit einem Koffer präsentierte. Zwischen dem Zeitpunkt der Buchung und dem tatsächlichen Flug wurde unser Gepäck nämlich mehr und mehr, so dass ich für die beiden Ryanair-Flüge bereits eine Koffer gebucht hatte. Ich weiss nicht warum, aber ich hatte in Erinnerung, dass man mit Norwegian Airlines diesen Koffer frei hat. Da dem nicht so war, musste ich etwa 25 Euro nachzahlen, was in keinster Weise einen Beinbruch bedeutete, jedoch waren unsere Koffer dadurch die letzten, die aufgegeben wurden, und eventuell ist das der Grund, warum sie nicht mit uns zusammen in Stockholm Arlanda ankamen. Da wir während des Dancecamps zelten wollten, vermissten wir zunächst am Allermeisten das Zelt, das mir mein Freund und Kollege Xavi geliehen hatte, gleich gefolgt allerdings von Dingen wie Kleidung, Handtuch, Zahnbürste, etc. Zum Glück hatten wir zumindest unsere Schlafsäcke im Handgepäck transportiert. Noch am Flughafen gaben wir trotzdem erstmal etwa 150 Euro für Unterwäsche, Hygieneartikel, Ohrenstöpseln und dergleichen aus, die wir jedoch vorhaben von Norwegian rückerstattet zu kriegen, auch wenn ich nicht glaube, dass das klappt. Dann begaben wir uns zum Treffpunkt, von wo aus wir vom Limoservice des Camps abgeholt werden sollten. Etwa 30 weitere Personen warteten dort bereits, im Gegensatz zu uns äusserst gut gelaunt.

Mostra un mapa més gran Die Busfahrt nach Herräng dauerte etwa 1,5 Stunden und man sah grösstenteils Wälder und Seen, ab und zu aber auch mal ein Haus - wir befanden uns schliesslich in Südschweden, den bevölkerungsreichsten Teil jenes Landes. Nebenbei erwähnt war ich zwar schon einmal in Schweden, jedoch noch nie zuvor so weit nördlich auf dem Globus. Der Rest des Samstags war geprägt von Stress, Schlangestehen und allgemeiner Planlosigkeiten, was wahrscheinlich weniger an der dortigen Organistation als an uns und unseren speziellen Umständen lag, die möglichst noch vor Einbruch der Nacht gelöst werden wollten.
Das erste Mal am Strand
Eine der ersten Personen, die wir kennenlernten, war Johannes, gebürtiger Mainzer und wohnhaft in Stockholm. 
Wir freundeten uns sehr schnell mit ihm an und es stellte sich heraus, dass er ein Zelt hatte, dass er nur am Wochenende benötigte, da er während der Woche in Stockholm weilt und nur die weekendparties und -kurse in Herräng besucht. Das war cool, denn so brauchten wir nur noch eine Bleibe für eine Nacht und konnten somit schonmal das Thema Zeltmangel abhaken. Die Organisation des Camps stellte uns wenig später zwei Schlafplätze in Casablanca zur Verfügung, einem Grossraumzelt mit etwa 30 Doppelstockbetten, ich nehme an für Notfälle wie unseren, von denen jedoch nur etwa 4 belegt waren, wodurch es wider Erwarten eine recht gemütliche Nacht wurde.
Rehkitz
Am Sonntag begannen unsere Unterrichtsstunden des Lindy Hop Intermediate Kurses, von dem zwei parrallele Kurse angeboten wurden. Ich war etwas nervös, da ich mich im Beginner-Intermediate Kurs besser aufgehoben gefühlt hätte, es stellte sich jedoch heraus, dass unser Niveau durchaus dem der Restlichen entsprach, wobei es natürlich deutliche Ausreisser sowohl nach oben, als auch nach unten gab.
Während der Woche hatten wir folgende lessons bei folgenden Lehrern, wobei jede Unterrichtseinheit 1h und 20min betrug:

3 x Evita und Michael
3 x Peter Strom und Ramona
2 x Daniel und Asa
3 x Thomas und Alice Meï
2 x Richard und Jenny
2 x Peter Loggins und Katja
2 x Skye und Naomi
und ein "meeting" mit Dawn Hampton, einer der Ladies.

Alle Einheiten waren sehr geil, die von Peter Loggins überschritt meiner Meinung nach jedoch deutlich unser Niveau, da wir eigentlich noch genug mit den absoluten basics des Lindy Hop zu tun haben. Neue fancy steps haben wir eigentlich kaum gelernt., abgesehen vielleicht von ein oder zwei Kombinationen, die uns Peter Strom beibrachte. Es ging mehr darum uns mit verschieden styles zu inspirieren und uns dazu zu bringen mehr Gefühl für die Musik zu zeigen. Improvisation und Rythmusvariationen spielten eine recht grosse Rolle .... der Lindy Hop ist so gross und kompliziert, wenn man so neu darin ist wie wir, dass diese paar lächerlichen Punkte trotzdem schon viel zu viel sind. Ständig muss man auf 10 Sachen gleichzeitig achten, das geht zu Beginn gar nicht.
Zweiter Strandbesuch
Relativ schnell stellte sich heraus, mit welchen Followern ich am besten zurecht kam, was erstaunlicherweise in erster Linie gar nicht Elisabet beinhaltet, mit der es zwar auch sehr gut klappt, aber eben nicht am Besten. Mit Ellen aus Schweden und Anastasia aus Russland klappte eigentlich so gut wie immer alles, was wir versuchten. Ein Schweizer Paar wechselte ab und zu die Rollen, so dass auch mal der Junge als follower fungierte. Auch mit ihm hatte ich am letzten oder vorletzten Tag einen packenden Tanz - es liegt einfach daran, dass er und ich einen ähnlichen Stil favorisieren. Einen sehr schwungvollen in diesem Fall. Er schmiss sich mir total ungebremst in die Arme, und mit jeder Drehung konnte ich ihn wieder von mir wegkatapultieren .... das war sehr cool, so seltsam ich es zunächst auch fand, mit einem Mann zu tanzen. Meiner Meinung nach hätte er aber sowieso in einen höheren Kurs gehört. Er besuchte unseren wahrscheinlich nur, weil dieser dem Niveau seiner Partnerin entsprach.

Krabbeltier
Während der Woche lernten wir weitere nette Menschen kennen, meistens dadurch, dass wir während des Frühstücks oder des Abendessens einen Tisch miteinander teilten. Frank aus Stuttgart zum Beispiel, den wir sogar sehr oft trafen, und mit dem wir uns richtig anfreudeten, Daphne aus Singapur, eine Gruppe von Katalanen (Hector, Ricard und Xenia) sowie zwei Schweizer Mädels (Bea und Esther), die zur Zeit in Barcelona wohnen, sollten da erwähnt werden. So wie auch Martin aus Schweden, bei dem ich gar nicht so genau weiss, wodurch wir ins Gespräch kamen, ausser dass wir am ersten Tag nebeneinander in einer Schlange standen. Mit der Zeit lernten wir natürlich auch die anderen etwa 60 Personen aus unserem Kurs immer besser kennen. Alles in Allem haben wir eine Menge interessanter Kontakte geknüpft, und ich hoffe, dass ich all diese Leute nochmal wiedertreffen werde. Hector überliess uns netterweise ein Handtuch und Xenia lieh Elisabet einen Pullover und ein paar Shirts, womit das Kofferproblem wiederrum ein bisschen entschärft wurde.

Öffentliches Telefon
Das Dancecamp ist erstaunlich gut organisiert. Da Herräng als Dorf nur um die 400 Einwohner hat, fehlt es im Grunde an Allem um 5 Wochen lang etwa 1000 Menschen zu beherbergen, wobei es an den Wochenenden noch mehr sind und ausserdem eine nicht geringe Anzahl an volunteers vor und nach dem Camp vor Ort ist um es vorzubereiten und/oder es zu beseitigen. Eigentlich gibt es nur einen kleinen Supermarkt, einen Kiosk sowie zwei Bushaltestellen im Dorf. Gut, etwas ausserhalb, am Yachthafen, sah ich noch einen Kiosk und sogar ein Restaurant, doch das war es dann auch schon. Das Camp bedient sich zweier fixer Stätten, der Dorfschule und des Folkethus, was wahrscheinlich so eine Art Gemeindehaus ist. Letzteres bietet Platz für drei Tanzsääle, eine Softdrink-Kuchen-Bar namens Ble Moon Cafe sowie ein Bar Restaurant und je einem WC für  Damen und Herren. In den Räumlichkeiten der Schule sind Hauptsächlich Schlafsääle voll mit Doppelstockbetten untergebracht, der grösste von ihnen in der Sporthalle.  Natürlich werden auch die vorhandenen WC's vom Camp genutzt. Ausserdem jedoch bieten die unterschiedlichen Gebäude der Schule Raum für eine Saft-Eis-Bar, den Ice Cream Parlor (ICP), einem Buffet-Restaurant namens Heaven's Kitchen, dessen "Speisesaal" sich in einem weiteren Grossraumzelt befindet, und einer Arztpraxis. Ausserdem gibt es hinter der Sporthalle Gemeinschaftsduschen, weitere WC's und sogar eine Sauna, die je nach Tageszeit männlich, weiblich oder gemischt ist. Die Unterrichtseinheiten werden in 5 weitern Grossraumzelten durchgeführt, die allesamt mit Parkett ausgelegt sind. Desweiteren gibt es in der Nähe des Folket Hus einen Crepe-Stand, einen Mexican-Food-Stand und einen Lindy Hop Shop. Ein Laundryservice, ein Highspeed Internetcafé, ein Massagesalon, ein Fahrradverleih, die Organisation, die Reception und das Headquaters, ein Frisiersalon und ein Gratisstand für jegliche Art von Verkleidungen, Propshop genannt, runden das Camp ab. runden das Camp ab. Nein, ich vergass eine Reihe von Grossraum-Schlafkontainern mit sanitären Anlagen, eine als Caravanparkplatz fungierende Wiese sowie mehrere Wiesen, die als Campingplatz benutzt werden. Ausserdem werden Service-leistungen angeboten, von denen mir gerade nur der Airport-lomo-service einfallen. All dies wird von volunteers betrieben, instand und saubergehalten. Achja, der Laundryservice wäscht nicht nur die schmutzige Wäsche, sondern trocknet sie bei Bedarf sogar und legt sie ordentlich zusammen. Einen Tag gaben wir dort Wäsche ab und hatten das Glück, die vorletzten zu sein, bevor das Tagespensum erschöpt war. Unsere Nummer war 133, woraus ich schliesse, dass jeden Tag 134 Waschmaschinenladungen gewaschen, getrocknet und zusammengelegt werden wollen. Da sind also die ganze Nacht fleissige volunteers am Werke, die Wäsche falten, was ich gelinde gesagt enorm finde.

Man beachte das Krustentier in der Fischsuppe
Es gibt eine ganze Menge volunteers. Es geht los bei Leuten, die die Toiletten sauberhalten, Angestellten in den Bars, der reception, Technikstaff für Sound und Licht, Fahrern für die Ladies, Passportcontrol um sicherzugehen, dass zu den Parties und den Unterrichtsstunden auch nur Leute kommen, die dafür gezahlt haben und schliesst bestimmt noch viele weitere Einheiten ein. Heaven's Kitchen war glaube ich ein professioneller Cateringservice, der by the way sehr sehr gut funktionierte und uns für 950 SEK pro Person sieben Tage lang je zweimal täglich mit vorzüglichem Essen versorgte. Von Allem konnte man soviel nehmen, wie man wollte. Es gab sogar Kaffee! Die meisten volunteers zeichneten sich durch sehr gute Laune aus, was eventuell daran lag, dass sie extra Schlafsääle und sogar eine Extraversorgung mit Essen hatten, die ich bislang unerwähnt gelassen habe. Sie kriegen für eine Woche Arbeit (was schätzungsweise 84 Stunden sind) 4500 SEK, was genau einem einwöchigen Tanzkurs entspricht, wobei ich davon ausgehe, dass sie nicht extra für die Verpflegung zahlen müssen. Die meisten nehmen ergo eine Woche Unterricht und machen eine Woche volunteering, womit sie zumindest den Kurs gratis kriegen. Für den Abbau des Camps, in der Woche nach der letzten Unterrichtswoche gibt es die doppelte Bezahlung.

Blue Moon Café
Zwei Uhr nachts
Jeden Abend ist in den drei Ballrooms des Folket Hus Social Dance angesagt. Wir empfanden die Musik als sehr schnell und wenig für unser Niveau geeignet und ich hatte ausserdem panische Angst davor, dass eine follower auf mich zukommt um mich um einen Tanz zu beten. Ich tat also die ganze Zeit über so, als wäre ich in ein tiefgründiges, sehr unterhaltsames Gespräch mit Elisabet vertieft, um dem entgegenzuwirken. Das klappte so gut, dass mich an den ersten 2 Tagen niemand fragte. Allerdings konnte ich auch nicht zusehen, wie all die Profis dort hoppten, da es ja so aussehen sollte als wäre ich von Lisas Worten äusserst fasziniert. Ich fühlte mich dort die ganz Zeit über äusserst uncomfortable und wollte möglichst viel Zeit in der Bar verbringen. Die letzte Nacht, Freitag also, ist Themenpartie. In unserem Fall war das Thema "Alice in Wonderland". Fast alle Besucher verkleiden sich und das Ambiente ist total ausgelassen. Ich tanzte sogar ein paar Tänze mit Fremden, naja, ehrlich gesagt nur einen mit einer mir total fremden follower. Die anderen waren entweder mit followern aus unserem Kurs oder mit Daphne, dem netten Mädel aus Singapur, was by the way mein bester Tanz so far war. Da die Musik sehr schnell war, war mein leading auf Charleston, Sixcounts und Kicks basiert. Das klappte eigentlich sehr gut, obwohl wir davon während der ganzen Woche so gut wie gar nichts gemacht hatten, und Daphne machte mir sogar Komplimente.

Achja, unsere Koffer hatten wir übrigens bereits Sonntagnacht wieder zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatten uns verschiedene Personen bereits drei unterschiedliche Zelte angeboten, wobei wir aber nur auf Johannes Zelt zurückgegriffen hatten. Auf dem nächtlichen Weg zum Folkethus sah ich die Koffer bereits von Weitem vor dem Eingang der reception stehen. Niemand wusste wann und wie sie dorthin gekommen waren, doch unsere Laune verbesserte sich von einem Moment auf den nächsten schlagartig, was hauptsächlich an der Kleidung lag, die wir im Gepäck hatten, und von der man wegen der schweisstreibenden Aktivität des Lindy hoppings ziemlich viel benötigt. Ich könnte noch viel übers Camp schreiben, z.B. wie ich mich mit kaltem Wasser in einer nicht abschliessbaren Kabine duschte, es zwei Nächte und einen Tag lang regnete, wir während der letzten Nacht fast mit zwei schwedischen Mädels namens Steffanie und Agnes zusammen "unser" Zelt teilten, doch wüsste ich nicht, wo ich aufhören sollte. Um die letzte Nacht nicht zu viert in Johannes' Zelt zu verbringen bauten wir letztendlich doch noch "unser" Zelt auf, dass sich als sehr gross und gemütlich herausstellte. Hätten wir gewusst, dass wir es eh noch brauchen würden, dann hätten wir es bereits für die zweite Nacht bezogen.
Am Yachthafen
Erwähnen möchte ich jedoch unser Ausflüge zum Strand und zum Yachthafen, sowie zu einer angeblich 300m tiefen Eisenerzmine, nur wenige 100m vom Folkethus entfernt. Seit dem Mittelalter, und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Herräng nämlich ein wichtiger Eisenerzabbaugebiet. Da dann jedoch der Abbau nicht mehr lohnend war, wanderte die Minenindustrie ab und es kehrte Stille ein. Heutzutage ist die Mine geflutet und dient als Trinkwasserdepot Herrängs.
Yachthafen

Als sich unsere Woche im Camp dem Ende näherte trafen wir Martin wieder, der sich bereiterklärte, uns am Samstag zum Flughafen Arlanda zu bringen, von wo aus wir einen Bus nach Stockholm hätten nehmen können. Dies kam zwar nicht so, jedoch oranisierte er uns einen noch viel besseren Direkttrip nach Stockholm, da Anders, ein Kumpel seinerseits, dort sowieso hin musste. Anders stellte sich als sehr nett und interessant heraus, und genau das war auch die zweistündige Fahrt mit ihm nach Stockholm.

In Stockholm hatten wir nun noch etwa einen halben Tag um die Stadt zumindest oberflächlich kennenzulernen. Nachdem wir unsere Koffer im Hostal, einem Boot, abgegeben hatten, machten wir uns auf, einen recht zentral gelegenen Berg zu besteigen, von dem wir annahmen, dass sich dort die Altstadt befinden würde, was so aber nicht der Fall war, der aber trotzdem eine so gute Aussicht bot, dass wir ihn Abends nochmal bestiegen. Ausserdem gingen wir zum Palast und dem Stadtteil um diesen herum, was wohl die Altstadt ist, aber das war es auch schon an Sightseeing.
 
Ein geräumiges, voll ausgestattetes Bad

Die Kajüte für drei Personen
 Am letzten Tag unseres Urlaubs brachte uns ein Bus von Stockholm in etwa 90 Minuten zum Ryanair Flughafen Skavsta, in der Nähe der Stadt Nyokoping. Mein 82. Flug dauerte mit 3 Stunden länger als die 80 vorherigen, und gegen 19:00 Uhr waren wir und unsere Koffer pünktlich zurück in Girona. Auch mein Auto war noch da, so dass der Urlaub genau wie geplant zuende ging.
Wieder am Mittelmeer

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