Oct 4, 2011

Pica d'Estats - 3143m

Vom 23.09. bis zum 02.10. bekamen Elisabet und ich Besuch von Johannes, den wir diesen Sommer in Herräng kennengelernt hatten, und mit dem wir uns auf Anhieb gut verstanden. (Hätte ich aufmerksame Leser, so würden diese den Namen nun mit einem geliehenen Zelt in Verbindung bringen.)
Bereits in Herräng bemerkten wir, dass wir alle gern in Berglandschaften wandern, und so war es nur logisch, eine Tour für die Zeit Johannes' Aufenthalts bei uns zu planen. Da er kein komplettes Wochenende bei uns verbrachte und Elisabet als Lehrerin während der Woche nicht einfach freinehmen kann, sah die Planung nur zwei Tourteilnehmer vor, und ich dachte mir, dass dabei ein 3000er fallen sollte. Aus einer Vielzahl anfänglicher Ideen kristallisierte sich im Laufe mehrerer Wochen die Besteigung der Pica d'Estats heraus. Dieser Berg ist der höchste Kataloniens, wodurch ihm eine besondere Symbolträchtigkeit innewohnt, und es wurmte mich bereits seit Langem, dass ich ihn noch nie bestiegen hatte (wobei es an Versuchen dazu nicht mangelt).
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 Am vergangenen Donnerstag machten Johannes und ich uns kurz vor Mittagszeit auf den Weg nach Areu, wobei wir in Sort anhielten um etwas zu essen. Erst gegen 17.30 Uhr begannen wir am Ende einer langen Piste im Tal Vallferrera und auf etwa 1800m Höhe mit unserer Wanderung.
Zelt und Aufstieg von der Seeseite aus betrachtet
Ohne weitere Vorkommnisse gelangten wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit zum 700m höher gelegenen Estany d'Estats, an dessen Ufer wir unser Zelt aufbauten. Nach einer üppigen Portion Spaghetti Carbonara nächtigten wir eher schlecht als recht, was jedoch nicht an Johannes Kochkünsten lag, sondern viel mehr an der Inklination des Zeltplatzes, die dazu führte, dass wir auf unseren Isomatten beständig in Richtung kalter Zeltwand rutschten, deren Kontakt ebensolche Füsse, und ergo geringen Schlafkomfort zur Folge hatte.



Zu relativ fortgeschrittener Stunde nahmen wir am Freitag die Pica in Angriff, wobei es von unserem Platz am See zunächst zu einem 2893m hohen Bergsattel namens Coll de Sotllo ging. Um während des Rests des Aufstiegs etwas weniger bepackt unterwegs zu sein, entledigten wir uns hier unserer Schlafsäcke, Isomatten und des Zeltes. An dieser Stelle mussten wir uns ausserdem entscheiden, ob wir den Normalweg gehen wollten, der zunächst auf französischer Seite etwa 100m an Höhe verliert, und nach einem nördlich verlaufendem Bogen Kontakt mit dem von der Berghütte Pinet kommenden Weg herstellt, oder ob wir die direkte Route nehmen würden, die zunächst zum Pic Verdaguer aufsteig und dann über diesen zur nicht mehr weit entfernten Pica führt. Wir entschieden uns für die zweite Option, wobei wir während des ersten Teils des Aufstiegs jedoch keinesfalls deren Schwierigkeit abschätzen konnten. Selbige, so stellte sich bald heraus, war nicht zu hoch für uns. Ganz im Gegenteil: der Weg war durchaus unterhaltsam und schon bald standen wir auf dem 3125m hohen Pic de Verdaguer, unserem ersten 3000er des Tages.
Pic Verdaguer und Zeltplatz (am unteren Bildrand)
Nach dem Gipfelbild ging es sofort weiter zur nur 18m höheren Pica d'Estats, dem Dach Kataloniens. Gerade als wir am Gipfel ankamen, wurde dieser von 5 anderen Bergwanderern verlassen, so das wir ihn für uns ganz alleine hatten.
Westpanorama, links im Bild der Sotllo
Bei bestem Gipfelwetter genossen wir eine ganze Weile lang die Aussicht, die Stille und (zumindest in meinem Fall) ein gewisses Gefühl des Triumphs.

Unser Weg zurück zum Coll de Sotllo entsprach dem bereits erwähnten Normalweg auf dem die Sonne uns unbarmherzigst briet, was sie zwar auch zuvor schon getan hatte, doch was uns bis dato nur wenig gestört hatte.
Lila - der Normalweg
Nachdem wir am Coll unsere dort deponierten Utensilien eingesammelt hatten, starteten wir einen Frontalangriff auf den 3073m hohen Pic de Sotllo, der kurz vor dem Gipfel eine zwar leichte aber dennoch eindrucksvolle Kraxelei beinhaltete. Vom Gipfel hatten wir nun auch Ausblick auf einige bislang nicht einsehbare Täler, wie zum Beispiel das von Broate, in dem ich vor einigen Jahren mal mit Elisabet in der gleichnamigen Berghütte nächtigte.
Auf dem Sotllo
Da wir noch bis zur Baborte-Hütte wollten, und es bereits etwas spät war, setzten wir ohne viel Zeit zu verlieren unseren Weg fort. Zunächst verlief dieser auf dem Bergrücken zwischen dem Vallferrera und des Tals von Baborte, doch bald verliessen wir den Grat und begaben uns ins rechts von uns gelegene Tal. An einigen Bergseen vorbei führte uns der Weg in Richtung Coll de Baborte, einer Scharte, die uns psychologisch einiges abverlangte, da wir bei ihrem Anblick sowohl des Wanderns als auch sämtlicher weiterer Aufstiege leid waren. Um dieses Hindernis ohne bleibende Schäden überwinden zu können legten wir eine absolut notwendige Pause ein, nach der der Coll dann doch nicht mehr so unüberwindlich schien bzw. war. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir an der auf ca. 2400m Höhe gelegenen Babortehütte an, die, wie sich herausstellte, nicht korrekt in meiner Alpina Karte (Alpina, Pica d'Estats - Montroig, 2002) eingezeichnet ist. Die zwei wichtigsten, vor dem Schlafengehen verbleibenden Aufgaben - Wasserholen und Essen kochen - teilten wir gerecht untereinander auf.
Morgendlicher Blick aus der Hütte
Die Babortehütte
Komisches Bild
Nachdem wir ausgiebigst ausgeschlafen hatten, stand am Samstag der Weg zurück zum Auto an, der sich hauptsächlich durch intensiven Höhenverlust aber auch durch einen nicht zu vernachlässigenden Wandel von Landschaft und Vegetation auszeichnete. Es wurde zunehemend grüner um uns, und nachdem wir die Wiese des Pla de Basselló hinter uns gelassen hatten, bestimmte ein schattenspendender Mischwald (Haselnuss-, Apfel- und Ahornbäume inklusive) unser Panorama. An den Fluss "Noguera" gelangt, brauchten wir dessen Verlauf nur noch in Gegenrichtung zu folgen, um schon bald, über eine Brücke hinweg, zum mittlerweile völlig gefüllten Parkplatz zu gelangen.  Johannes hatte unterwegs ausserdem die Möglichkeit genutzt, Wacholderbeeren zu ernten, die es ihm irgendwie angetan hatten.
Rückblickend bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Bergausflug mit Johannes war, und dass auch Elisabet uns das nächste Mal wird begleiten können.
Eine elegante Rundroute, auf der wir nicht ein einziges Teilstück doppelt gegangen sind


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