Jan 22, 2012

Màquina del Tren und Agulla Sense Nom

Xavi auf der Agulla Sense Nom
Gestern war ich mit Xavi endlich mal wieder klettern. Er hatte sich für uns zwei der leichteren Agulles (Felsnadeln) im Montserrat ausgesucht, von denen er ausserdem wusste, dass sie sonnenbeschienen sein würden. Die 956m hohe Màquina del Tren, sowie die Agulla Sense Nom von 1060m Höhe. 
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Bei der Kletterei ist diese Fixierung auf absolute Höhen natürlich Blödsinn, und es kommt stattdessen vielmehr auf die zu kletternden Höhenmeter an, die dieses Mal weniger waren als dies im November an der Magdalena Superior der Fall war. Die Route auf die Màquina del Tren ist laut Buch nur 45m lang, und mit einer Seillänge, ohne Zwischenstand machbar. 
Unsere Route (Quelle: esgarrapacrestes.blogspot.com)
Xavi kletterte vor, und beschloss, direkt oberhalb eines Vorsprungs, an dem man rechts vorbei klettert, an einem Busch einen Zwischenstandplatz zu bauen. Auf diese Weise konnten wir sicher sein, dass wir mit unseren Seilen auch bis nach oben kommen, da das kürzere nur etwa 47 Meter lang ist.
Gerade, als wir vom Standplatz aus weiterklettern wollten, sahen wir nur 3 Meter weiter, Ösen im Fels, die einen sehr viel gemütlicheren Standplatz erlaubten, und da uns etwas Praxis immernoch ganz gut tut, installierten wir ihn. Dann ging es weiter, bis Xavi zur zweiten Schlüsselstelle kam, die laut Buch IV+ ist, woanders aber auch mit V- angegeben wird. Xavi versicherte mir, dass er sie nicht überwinden könne und machte stattdessen einen recht langen Bogen nach rechts, wo das Gefälle etwas weniger wurde. So konnte er zwar die Schlüsselstelle umgehen, fand jedoch nur eine einzige Öse, an der er eine Zwischensicherung anbringen konnte. Die restliche Strecke musste er dadurch "frei" klettern, weshalb ein hypothetischer Sturz relativ heftig gewesen wäre. Dazu kam es jedoch nicht, tut es ja schliesslich nie, und nach einer Weile gab er mir das Signal, dass ich nachklettern könne. Ich hätte mich gern an der schweren Stelle versucht, musste allerdings Xavis Route folgen, da ich natürlich an der von ihm gesetzten Zwischensicherung vorbeimusste. Wissend, dass ich von oben gesichert wurde, war der Aufstieg kein grosses Problem. 
 
Blick von der Màquina del Tren, unten links sieht man die Hütte Vicenç Barbé
Der Gipfel war voller Ziegenkot, was darauf hindeutet, dass menschliche Kletterer nicht die einzigen sind, die sich hier her begeben, um die Aussicht zu geniessen. Von der anderen Seite aus ist der Aufstieg zwar leichter zu bewältigen, trotzdem ist es aber immer wieder verwunderlich, wohin es die Ziegen treibt. Im Gegensatz zu den Gämsen verzichteten wir darauf, Exkremente zurückzulassen und begaben uns stattdessen zur Abseilinstallation. Nachdem wir uns abgeseilt hatten, machten wir uns auf den Weg zur Agulla Sense Nom. Der Normalweg auf diese Felsnadel ist 110m lang und wird mit IV- angegeben. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich hier versuchen, eine Route komplett vorzuklettern.

Die Route beginnt direkt neben dem Weg, der zum Collet Estret führt und ist zunächst sehr leicht, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass es während der ersten 30m oder 40m keine einzige Öse gibt, an der man zwischensichern kann. Als ich am ersten Standplatz ankam war ich folglich durchaus erleichtert. Von hier aus waren einige Ösen bereits gut sichtbar und ohne Probleme ward der nächste Standplatz erreicht. Nun bahnte sich die erste schwere Stelle an, die jedoch relativ gut machbar war, nachdem ich meine Füsse richtig sortiert hatte. Die zweite Stelle war wesentlich trickreicher, denn mitten im schwierigsten Schritt musste ich eine Hand loslassen, um am Klettergurt eine Schlinge zu suchen und dann zu weit rechts von mir, als das es gemütlich gewesen wäre, eine Sicherung zu setzen. Nachdem ich das Problem überwunden hatte wurde es wieder leichter und bis zum Gipfel gab es keine einzige Öse mehr.
L'Agulla Sense Nom
Im Internet habe ich gelesen, dass diese Kletterroute, wie viele andere ebenfalls, irgendwann einmal sehr viel mehr Sicherungen hatte, die dann aber auf Geheiss der Puristen wieder demontiert wurden.
Aussicht auf einige weitere Agulles
Nach ein paar Fotos im Wind seilten wir uns auf der anderen Seite der Agulla etwa 30m ab und machten uns auf den Weg nach Hause.

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