Dec 4, 2006

La Grallera del Boixaguer

Ich hatte am Mittwoch bereits alles vorbereitet: einen Schleifsack mit 100m Seil, einen weiteren mit 120m, einen dritten mit 40m sowie 2 sets mit jeweils 15 plus 10 xapas (für spits) mit Karabinern. Am Samstag den 02.12. wurde es nun Ernst für Elisabet. Es stand ihre zweite Höhle an, nachdem sie vor kurzem ja bereits den sagenhaften -32 Meter tiefen Avenc del Llest gemacht hatte. Dieses Mal war die Sache jedoch Ernster - eine immerhin 45m lange Abseilung stand auf dem Plan. Ausser der Lisa nahmen neben meiner Wenigkeit noch JVili, Joan, Pau und Olga am Ausflug teil. Für Olga war es die allererste Höhle überhaupt, jedoch hat sie schon das eine oder andere mal "barranquismo" gemacht. Wie das auf deutsch heisst, weiss ich nicht, doch auf neudeutsch nennt man es bestimmt canyoning.
Eigentlich waren wir für um 7.00 Uhr morgens mit Joan und JVili verabredet, doch kamen Lisa und ich etwa 10 Minuten zu spät. Das machte aber gar nichts, denn Jordi war um halb 8 immer noch nicht aufgetaucht. Sein Telefon war abgeschaltet - wir fuhren ohne ihn los.
2 Stunden später kamen wir in Ager an, wo wir uns mit Pau und Olga trafen. Während des Frühstücks rief Jordi an, er sei bereits auf dem Weg und wir träfen uns an der Höhle.


So fuhren wir etwa 30 Minuten lang über eine Piste zum Ort, wo wir die Autos abstellten und uns umzogen. Durch ein dummes Missverständnis kam es dazu, dass Pau und Olga noch nicht umgezogen waren, als Lisa, Joan und ich uns bereits in voller Montur auf den Fussweg zum Höhleneingang machten. Wir warteten also etwa 45 Minuten, bis auch die beiden soweit waren. Gerade als wir losgehen wollten, kam der Jordi herangerauscht. Oh nein, weitere 45 Minuten...


Der Fussweg ist kurz aber heftig. Um den beiden Mädels aus der Nähe auf die ... ähm... Finger sowie die Ab- und Aufseilapparate gucken zu können, installierten Pau und Jordi 2 parrallele Seile. Um etwa 13.30 begannenElisabet und ich als letzte den Einstieg in die riesige Öffnung. Je näher wir uns der Vertikalen näherten, desto besser konnten wir das Innere der Höhle sehen. Da durch das grosse Loch in der Höhlendecke sehr viel Licht nach unten gelangt, kann man einen beträchtlichen Teil der wirklich eindrucksvollen Eingangshalle ausmachen. Genau aus diesem Grunde wurde ich am Tage zuvor teilweise stark von einigen Höhlenkumpanen kritisiert, denn ihrer Meinung nach ist die technisch zwar kaum anspruchsvolle Grallera del Boixaguer eben wegen der angsteinflössenden Dimensionen des Einstieges nicht für Unerfahrene geeignet.Natürlich ging das Abseilen nicht pim pam besonders schnell, doch um 14.00 Uhr waren auch wir nach einem kurzen Moment voller Zweifel in luftiger Höhe letztendlich 45 Meter weiter unten auf dem mit Geflügelkot bedeckten Höhlenboden. 45 Meter sind immerhin 15 Stockwerke eines Hochhauses - vertikale Meter kommen einem wesentlich länger vor, als ihre horizontalen Verwandten. Das freie Abseilen ohne Kontakt gefiel Elisabet zum Glück ganz gut. Erstaunlicherweise ist es ihr total egal, ob sie sich 5, 17, 150 oder eben 45 Meter tief abseilt. Recht hat sie damit aber warte erstmal den Aufstieg ab...!
Nun wanderten wir abwärts zum Ende des riesigen Eingangssaales. Auf halbem Weg hatten wir 68 Meter weiter oben den anderen Eingang über uns, durch den gleissend helles Licht strahlte, und das, obwohl draussen wirklich kein gutes Wetter herrschte. Weiter ging es. Am Ende des Saales angelangt führt der Weg an schönen Formationen vorbei durch einen Gang in einen weiteren Saal. Hier wurde flux das letzte Seil installiert, dass uns ohne Komplikationen eine Rampe hinabführte. Am Saalende angekommen warteten wir auf Pau, der noch kurz die Installation des Seiles modifizierte. Elisabet sang uns eine Arie von Händel, die wirklich schön war, und das lag nicht nur an der einmaligen Akustik dort. Der Applaus hallte noch nach als wir bereits über ein paar Felsbrocken in den nächsten grossen Saal krabbelten. Nach einem etwas komplizierten Abstieg über weiter Brocken tut sich am Ende ein Loch in der Wand auf, dass in den letzten Saal führt. Wie alle anderen Bereiche der Höhle hat auch jenes Loch durchaus einladende Dimensionen. Nach dem letzten Abstieg empfing uns ein See, über dem Stalagtiten von der Decke hingen.Hier waren wir also, etwa 135 Meter unterhalb unseres Einstieges. Super Lisa!!
Wir füllten das Wasser unserer Carburers nach und machten uns auf den Weg nach oben, wobei wir eine Halle weiter oben ausgiebig pausierten.Als wir am Seil zum Eingang der Eingangshalle ankamen ging es mir plötzlich schlecht, und nach einer Weile überkam mich ein sehr starker Brechreiz dem ich nicht weiter standhalten konnte. Nachdem ich mich eines klitzekleinen Bisschens Ekelschaum entledigt hatte ging es mir jedoch schon wieder besser. Letztendlich kletterten Elisabet und ich zusammen als erste das lange Seil gen Ausgang hinauf.
Langsam aber unaufhaltsam näherten wir uns der bereits dunklen Aussenwelt. Als wir die Vertikale überwunden hatten, kamen die letzten diagonalen Meter und kurz darauf hatten wir wieder sicheren, ebenen Boden unter den Füssen.
Elisabet hat der Ausflug (wie auch allen anderen) gut gefallen. Und sie hat das auch alles wirklich gut gemeistert, obwohl ich ihr Seil und dessen Installationen als für Anfänger weniger gut geeignet befand.
Hoffentlich veranstaltet die Höhlengruppe nun bald einen richtigen Kurs oder etwas ähnliches, damit Lisa den ganzen Höhlenkram von Grund auf erlernen kann!

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