Dec 11, 2006

Vulkane

Nun ging es daran, das Geschenk einzulösen, das mir Elisabet zu meinem 30. geschenkt hatte:
einen Heissluftballonflug in La Garrotxa, genauer gesagt in der Nähe von Olot inmitten der Vulkanzone!!
Yeah, der Flug war für Sonntagmorgen (10.12.) angesezt, doch wir machten uns bereits am Freitag auf den Weg nach Olot. Es regnete aber das machte uns nichts. Wir fuhren direkt zur Collada de Bracons, dem Ausgangspunkt einer Exkursion, die wir am Samstag machen wollten, um uns schonmal einen Überblick über die Zone zu verschaffen. Im nebligen Nieselregen machten wir etwa die Hälfte des Aufstieges zum 1514m hohen Puigsacalm. Als wir an der Quelle Tornadissa ankamen, wurde es jedoch dunkel und wir drehten um. Die Stirnlampen leuchteten uns den Rückweg, doch wurde es in kürzester Zeit so neblig, dass wir bald nur noch wenige Meter weit gucken konnten - 3 zum Beispiel. Zum Glück war der Weg wirklich einfach - ansonsten wären wir auch schon bei Helligkeit umgedreht - doch selbst so war es bereits zum Nervöswerden, wie schwierig es war, ihm zu folgen. Wie immer ging alles prima und wir kamen unversehrt zum Auto.
Wir quartierten uns auf demselben Campingplatz "Natura" in Les Preses ein, den wir bereits von unserer Fahrradtour her kannten. Zu Abend gab es leckere chinesische Gaskochernudeln. Morgens weckten uns die Gasbrenner von 5 Heissluftballons, wodurch wir nicht weniger Lust auf unseren Flug bekamen.
Nach Verlassen des Campingplatzes machten wir nochmal denselben Weg des Vortages und ausserdem die restliche Wegstrecke bis zum Gipfel, der uns eine super Aussicht bot. Unser 13. der 100 cims! Diesmal war das Wetter wirklich gut - kalt zwar aber wolkenlos. Wir sahen sowohl den Montserrat, als auch den Pedra Forca und den Puig Mal, aassen unsere belegten Baguettbrötchen und machten uns an den Rückweg.
Wieder am Auto angekommen fuhren wir nach Olot und weiter in Richtung Santa Pau. 7 km hinter Olot parkten wir auf einem Parkplatz. Von hier aus machten wir einen weiteren Ausflug, der uns zunächst auf den 682m hohen Vulkan Santa Margarida brachte, der vor etwa 20.000 Jahren zum letzten Mal ausbrach. Von hier aus stiegen wir in den Krater hinab, in dem sich eine Kapelle befindet und dann auf der anderen Seite wieder auf den Kraterrand. Wir machten einen Umweg um auch noch den Croscat zu besteigen - den mit 786m höchsten Vulkan der Zone. Auf seinem Gipfel steht die Ruine eine alten französischen Militärturmes, der während der Besatzung im 18. Jahrhundert gebaut wurde. Von oben hat man eine spektakuläre Sicht auf eine immense scwarze Narbe des Vulkans. Der Berg ist auf einer Breite von etwa 40º von der Spitze bis zum Boden geöffnet und ihm wurde über 20 Jahre hinweg Vulkanerde extrahiert um sie zu vermarkten. Es handelt sich dabei zwar um einen tiefgreifenden Eingriff in die Natur, durch seine Ausmasse und Schwärze ist die Wunde jedoch spektakulär schön. Es ist diese Art von Schönheit, wie sie auch ein Hochspannungsmast, ein Staudamm oder ein Windkraftpark inne hat.
Nun gut, hinab ging es einen anderen Weg, der uns direkt zum Auto brachte und dann fuhren wir nach Santa Pau, ein sehr gut erhaltenes mittelalterliches Dorf. Über kleine, enge Gassen kamen wir auf den Marktplatz, wo wir für die nächste Nacht ein Hotel (Cal Menció) reserviert hatten. Zu Abend gab es ein perfektes, blutiges, riesiges Steak. Puh, welch langer Tag!

Morgens dann standen wir bereits um 7.15 Uhr auf, denn um Viertel vor acht waren wir bereits mit den Heissluftballonmenschen verabredet. Klirrend kalt war es. Am Treffpunkt waren ausser uns beiden noch viele andere Menschen, und dann kamen 5 Allradlieferwagen (L300) mit Anhängern daher, auf denen riesige Heissluftballonkörbe waren. etwa 15 Leute des Unternehmens machten sich dann daran, die 5 riesigen Heissluftballongs aufzublasen, während mehr und mehr Kunden eintrudelten. Im Nu waren wir über 30 Personen, die wir um ein Lagerfeuer herumstanden, während unsere Fluggefährte vorbereitet wurden. In jeden Korb passten 8 Passagiere und ein Pilot und nach und nach waren die Ballons startklar und hoben hab.
Wir flogen um etwa 9.00 Uhr als letzte los, als der erste Ballon bereits ausser Sicht war. Es ging am Croscat vorbei und über den Santa Margarida hinweg in Richtung Santa Pau, während einer der Ballons hoch über uns zunächst in die andere Richtung flog. (Ich weigere mich, bei der Ballongfliegerei von "Fahren" zu sprechen, wie ich mich auch weigere für Höhlenausflüge "Höhlenbefahrung" zu sagen) Die machen das immer so, dass einer der Ballons weit nach oben steigt um sich einen Überblick über die unterschiedlichen Winde der verschieenen Luftschichten zu verschaffen. Davon profitierten wir als letzte natürlich. Unser Pilot Toni brachte uns schnurstracks in die Höhe eines nicht sehr starken aber stetigen Windes, der uns in Richtung Santa Pau blies. Natürlich bemerkt man den Wind im Ballon nicht, da man sich ja in ihm mit genau derselben Geschwindigkeit bewegt. Wir flogen genau über Santa Pau hinweg und sahen das Dorf wie auf einem Stadtplan unter uns. Etwa hier überholten wir auch all die anderen Ballons, die seltsamerweise nicht richtig vorwärts kamen. Auf dem Weg nach Banyoles gab es dann (endlich) Sekt und Coca de Llardons, eine Art Lebkuchen. Das war ganz nett.
Toni hatte (neben eines GPS-Empfängers mit Höhenmesser und eines Beschleunigungsmessers) zwei Funkgeräte dabei; auf einer Frequenz funkten die Ballons und die Bodenteams, die sich daran machten zu den ungefähren Landezonen zu fahren und auf der anderen Funkte der Flughafen im nur 30-40 Kilometer entfernten Girona die anfliegenden Flugzeuge an. Und auf genau diesem hörten wir auch, dass der Tower zwei "globos sueltos" auf dem Radar habe, womit er seinen Unmut über die unangemeldeten Intruder ausdrückte.Toni nutzte diese Gelegenheit dafür, sich beim Tower zu identifizieren und unsere baldige Landung anzumelden.
Dann war's soweit, wir setzten kurz hinter dem See von Banyoles zur Landung an. Toni liess den Ballon sehr sehr schnell sinken. Als ich meine Hand ausstreckte spürte ich einen starken aufwärts gerichteten Windstrom und schon bald war der Boden gar nicht mehr weit weg. Souverän gab Toni wieder Gas, um uns nicht am Boden zerschellen zu lassen, doch hatten wir ausserdem eine relativ hohe Horizontalgeschwindigkeit. Wir begaben uns also in Landeposition (Knie stark anwinkeln und hinter der Korbwand in Deckung gehen) und flogen auf einen Baum zu. Wegen unserer Geschwindigkeit rechnete ich damit, dass der Korb umkippen würde, doch kippte er nur etwa 30 Grad und ditschte wieder vom Boden ab. Nach 3 oder 4 Ditschern blieben wir schliesslich kurz vor dem Baum stehen - zwar geneigt, weil der immernoch vom Wind erfasste Ballon uns zur Seite zog, aber wir standen. Langsam fiel der Ballon nun in sich zusammen und wir standen aufrecht. Nun half ich Toni (und den beiden vom Bodenteam, das bereits eingetrudelt war) dabei, zu verhindern, dass sich der Ballon im Baum verhedderte und als die heisse Luft endgültig aus dem Tuch war packten alle mit an, den Ballon einzupacken und auf den Anhänger zu hieven.Nach etwa 30 minütiger Fahrt kamen wir an meinem Auto an. Ab hier folgten wir etwa 5 Minuten lang den Ballongmenschen, bis wir zu einem Restaurant kamen, in dem wir ausgiebigst frühstückten. Zum Wein gab es leckere embutits mit Pa tomaquet und danach butifarra amb mongetes. Köstlich! Lisa und ich schlugen reichlich zu, da dies auch unser Mittagessen war, und wir noch vorhatten, einen weiteren der 100 cims zu besteigen.
Nachdem man sich bei uns für unser Geld bedankt hatte und wir ein "Zertifikat" überreicht bekommen hatten, machten wir uns auf in Richtung Rupit, um noch den Cabrera zu besteigen.
Wir parkten neben einer kleinen Kirche und der Weg führte uns zunächst über Wiesen unterhalb der Steilwand in einen Wald. Hier gewannen wir rasch an Höhe, und als wir den Wald verliessen befanden wir uns bereits auf dem Coll. Ab hier fehlten noch 170 Höhenmeter bis zum Gipfel, die man mit Hilfe von Stufen überbrückt. Stufen hören sich zwar nicht übermässig spektakulär an, doch befinden sie sich relativ nah an der Steilwand, so dass man zumindest eine schöne Aussicht hat.
Genau die wird noch besser, wenn man oben ankommt. Der 1308 Meter hohe Cabrera ist ein Gipfel, den es sich echt zu besteigen lohnt - und nebenbei erwähnt unser 100 cim Nummer 14! Ich gehe mal stark davon aus, dass es dieses Jahr auch nicht mehr werden werden.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir zurück zum Auto - ein wirklich gut ausgenutztes Wochenende!

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