Xavi, sein Kumpel Josep (dem von den 129 Primärgipfeln nur noch ca. 4 fehlen) und ich wollten am vergangenen Samstag eine etwas kompliziertere Route in den französischen Pyrinäen machen, da wir mit Josep jemanden dabei hatten, der weiss, wie man Verankerungen setzt und der keine Hemmungen hat, als erster vorauszuklettern.
Es standen der Pic Long auf dem Zettel und ausserdem eine Gratwanderung zum Pic Badet und dem Pic Maou, wobei wir auch die zweitrangige Aiguille Badet nicht ausgelassen hätten. Je nach Zeit, Lust und Wetter hätten wir dann noch den Campbieil und seinen Vorgipfel machen können, doch kam es dazu bei Weitem nicht.
Wir parkten am Freitagabend am Parkplatz des Stausees Cap de Long, auf 2175m Höhe, wo wir neben dem Auto zelteten. Der Parkplatz ist übrigens ganz in der Nähe eines anderen Parkplatzes, von dem aus Lisa und ich vor etwas über einem Jahr den Néouvielle bestiegen hatten - Lisas ersten 3000er.
Um 6.30 uhr des nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg. Josep fand sich auch im Dunkeln sehr gut zurecht, und bereits nach zwei Stunden kamen wir am Fusse unser Gipfelkette an.
Derweil beschlossen wir, einen anderen Schlot weiter rechts in Augenschein zu nehmen - sollte der nicht geeignet sein, so bliebe uns praktisch nur noch die Besteigung eines hinter uns gelegenen 3000ers. Und genau so kam es auch, da der Schlot ganz gewiss nicht derselbe war, den unsere Bücher uns vorschlugen.
Wir machten uns also daran, den Grat des Pic Maubic zu besteigen. Dort angekommen verstauten wir die Rucksäcke und kurz darauf waren wir in 3058m Höhe auf dem Gipfel des Maubic. Auf dem Weg dahin beobachteten wir immer wieder die anderen drei. Sie waren derweil an unserem Umkehrpunkt. Wir sahen, wie einer von ihnen stürzte, sich genau einmal überschlug und wieder fussfasste. Ich dachte, dass sich deren Aufstieg nun erledigt hätte, doch sie versuchten sich weiter... Von hier aus hatten wir eine Beeindruckende Sicht über den gesamten von uns gemachten Weg, die uns vorenthalten gebliebene Bergkette, den überwältigenden Pic Long, den eindrucksvollen, vergletscherten Vignemale in der Ferne (den ich auch schonmal mit Xavi versucht habe) und den relativ nahen Néouvielle.Mittlerweile hatten zwei der anderen Gruppe sogar den Punkt überwunen, an dem Josep aufgegeben hatte, doch der Dritte war weiterhin unterhalb des konfliktiven Punktes.
Als Schmankerl blieb uns nun noch der Grat zur Aguille Tourat. Dieser erschien mir vom Maubic aus zunächst zu schwer und gefährlich, doch merkte ich schnell, dass er eigentlich ganz einfach war.
Das letzte, was wir von der andern Gruppe sahen, das war, dass sie scheinbar wieder am Abstieg waren. Für weitere Versuche würde es nun eh zu spät sein, fehlte Ihnen doch ganz gewiss noch eine, wenn nicht gar zwei Stunden zum Gipfel des Pic Long, ganz zu schweigen vom heiklen Abstieg. Für heute blieb der Pic Long also unbezwungen - aber wir kommen wieder!
Josep war äusserst enttäuscht vom Tag, hatte er sich doch so viel für uns vorgenommen und wir hatten weder den Pic Long, noch den Grat gemacht. Ich für meinen Teil war total zufrieden. Mein erster 3000er dieses Jahr! Und es war interessant, denn noch nie habe ich in den Bergen ein Seil benutzen müssen. Auch das Abseilen mit einer 8 ist nichts Alltägliches für mich, denn in der Höhlerei benutzen wir stets Petzels STOP. Auch der Rückweg verlief ohne Probleme. Er war zwar lang, mir taten sowohl die Füsse als auch die Knie weh und alle hatten wir Kopfschmerzen, doch nach 11 Stunden im äusserst steinigen Terrain waren wir wieder am Auto. Es war besonders schön zu sehen, dass selbst Josep ein wenig geschafft war.