Nov 29, 2009

Avenc dels Guerrillers - la Guerrilla

Die drei vom EDES
Ich weiss, es ist ruhig geworden im Blog. Ich mache eindeutig weniger Höhlenausflüge und gehe fast gar nicht mehr in die Berge. Woran das genau liegt kann ich gar nicht sagen. Die Wohnung möchte sauber gehalten werden, ich auch mal lange schlafen und finanziell war das letzte Jahr eher belastend. Seit etwa 6 Wochen arbeite ich ausserdem als Maurer bzw. Maschinist, was sowohl an der Zeit als auch an der Kraft zerrt ..... Ausreden lassen sich viele finden.

Simon (mein offiziell einziger regelmässiger Leser) war in der Zwischenzeit zu Besuch. Das ist nun keine Ausrede, sondern bereits die Überleitung zum Text. Das war ziemlich cool und wir haben endlich mal wieder gemeinsam Sachen unternehmen können aber da werde ich noch versuchen einen eigenen Eintrag drüber zu verfassen. Mit Fotos.

Am letzten Sonntag, einen Tag vor meinem 33. Geburtstag machte ich mal wieder einen Höhlenausflug. Die Höhle hat den schönen Namen Avenc dels Guerrillers (Höhle der Krieger) und liegt in der Nähe der Mülldeponie Garrafs, oder von Deutschland aus betrachtet knapp westlich von Barcelona.


Ver mapa más grande

Vor etwa 14 Monaten war ich bereits einmal in dieser Höhle, jedoch vergassen wir damals einen Rucksack am Höhleneingang, weshalb uns drinnen ein Seil fehlte und wir nicht bis zum tiefsten Punkt vordringen konnten. Die Höhle hat zwei unterschiedliche Einstiege, die sich in etwa 60m Tiefe miteinander verbinden. Die Idee war, zwei Gruppen zu bilden, eine für jeden Einstieg, und jeweils durch den Einstieg der anderen Gruppe auszusteigen.
Wir waren insgesamt 14 Personen. Ich stieg mit Lluís, Jordi, Eloi, Joan und Rafa durch Guerrillers - den im Plan orangefarbenen Teil der Höhle - ein. Nico, 3 weitere aus Granollers, Nuria und Ignacio entschieden sich für la Guerrilla als Einstieg. Bei uns lief bis in den reich versinterten Saal "M. Arbonés" alles nach Plan. Dies ist auch der Saal, wo wir beim ersten Besuch umgedreht waren. Ab hier geht es durch ein enges Loch im Boden in den Teil der Höhle, der im Topographieplan grün dargestellt ist. (Der Punkt direkt oberhalb des Schriftzuges "P.5"). Lluís seilte sich als Erster durch das enge Loch, zweifelte kurz, ob er es lassen solle, entschied sich dann aber doch dafür. Jordi folgte ihm. Ich kam zwar mit dem Körper ohne Probleme durch das Loch, jedoch blieb mein Helm an einem Vorsprung hängen, wodurch ich nun am Helm hing, dessen Halsschnalle mich strangulierte. Da ich frei in der Luft hing und weder mit den Beinen noch mit den Armen etwas zu fassen bekam, konnte ich mir nicht wieder hinaufhelfen. Da ich nicht atmen konnte und das Gefühl hatte ersticken zu müssen, versuchte ich die Helmschnalle zu öffnen, musste jedoch feststellen, dass dies unter Belastung und im Panikzustand nicht ohne weiteres möglich ist. Lluís erzählte mir später, dass er, als ich anfing zu zappeln, bereits versuchte an einer Wand in meiner Nähe hochzuklettern um mir zur Hilfe zu kommen. Dies tat letztendlich zum Glück nicht Not, denn durch meine Zappelei kam der Helm endlich frei und ich fiel einen halben Meter, bis ich wieder im Seil hing und atmen konnte. Als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte merkte ich, wie mein Herz raste und mein Körper Adrenalin ausstiess. Boahhh, da hatte ich mich ganz schön erschrocken. Rafa und Joan entschlossen sich dafür, uns nicht nachzukommen, Eloi allerdings kam ohne Probleme durch das Loch.
Nur noch zu viert seilten wir uns bis auf den tiefsten, noch gut zugänglichen Punkt auf etwa -90m ab. Bis hier gab es praktisch die ganze Zeit über schöne Tropfsteinformationen anzuschauen.
Als wir wieder unterhalb des engen Loches waren, stiess die Gruppe um Nico zu uns, die mittlerweile nur noch aus 3 Personen bestand, da sich der Rest an einer anderen Engstelle relativ kurz nach dem Einstieg dafür entschieden hatte doch lieber "Guerrillers" zu besuchen. Ohne Probleme zwängten sich die drei von unten durch das Loch in der Decke, während wir 4 uns auf den Weg zum Einstieg der Guerrilla machten. Nach der 7m hohen Anfangsrampe änderte sich der Aspekt der Höhle schlagartig: Nun herrschte Sand vor, der bei leichtesten Berührungen von den Wänden rieselte. Oberhalb des 26m-Schachtes kam die erste Engstelle (Pas de la Llosa) und wenig später die zweite, noch engere im sogenannten Blasrohr (Tub Bufador), die uns aber nicht vor grössere Probleme stellte, was besonders Lluís erfreute der sich sichtliche Sorgen um mich machte, da er wohl dachte ich würde nach meiner Beinaheerstickung an der ersten Engstelle nun hysterisch werden.
Als wir wieder das Tageslicht erblickten waren die meisten der anderen Gruppe bereits ebenfalls wieder draussen. Gemeinsam warteten wir auf die Letzten und ordneten das Material sowie uns selbst für den Rückzug.
Wiedermal ein schöner GEXXI-Ausflug mit einer Erfahrung, die ich nicht unbedingt wiederholen möchte.

Nov 28, 2009

Simon im Paradies

Bevor wir am kommenden Freitag nach Mallorca fliegen und es dann wieder was erwähnenswertes zu berichten gibt, sollte ich vielleicht mal die bereits erlebten Werte erwähnen... der Simi war nämlich zu Besuch. Es ist zwar schon eine Weile her aber ich glaube, dass ich mich immernoch an den groben Ablauf erinnern kann.
Vom Flughafen fuhren wir direkt nach Vic, wo einmal im Jahr ein Strassenmusikfest stattfindet, das eigentlich immer ganz cool ist. An jenem Donnerstag gab es allerdings nur Musik auf einigen der grösseren Bühnen und wir mussten länger bleiben als wir wollten, da es ausserhalb der Zirkuszeltartigen Überdachung in Strömen regnete. Leider konnte Simon an jenem Abend nicht sein Reisegepäck aus dem Auto holen, denn das Kofferraumschloss musste gerade dann kaputtgehen, wenn alle wichtigen Sachen im Kofferraum sind..... an Tag zwei konnten wir das Problem mit etwas professioneller Hilfe aber lösen.Selbstverständlich zeigten wir Simon Barcelona. Die obligatorische Rambla, der gothische Stadtteil um María del Mar, die Gaudí-Bauten im Passeig de Gracia, die Sagrada Familia, Tibidabo... die Stadt gibt ja durchaus einiges her. Der Besuch diente meinem Freund ausserdem als grobe Orientierung für seine folgenden Solo-Besuche. Zuhause sollten weder die neue Wohnung, noch das Essen darin, weder Garten, noch Pool darin und auh der am Dorf angrenzende Naturpark nicht zu kurz kommen. An Abendunterhaltung gab es etwas wenig Angebot, glaube ich, aber immerhin trafen wir uns mit meinen besten katalanischen Freunden Dani und Angels, die Simon allerfrühestens erst wieder zu Silvester zu Gesicht kriegen wird... ist ja bald.Eine Woche ist eben viel zu kurz.

Oct 31, 2009

Kläranlage

Modell
Josep vom GEXXI arbeitet in der Kläranlage in Prat de Llobregat. Es handelt sich bei dieser um eine der beiden Hauptkläranlagen Barcelonas und Umgebung, mit einer Behandlungskapazität der Abwässer von 2 Millionen Einwohnergleichwerten (420000 m3/d). Sie ist damit eine der grössten Anlagen Europas. Obwohl die Kläranlage ein Kunde der Firma ist, in der ich arbeite, kam ich noch nie in den Genuss, sie zu besichtigen, aber da Josep ein guter Mensch ist, bot er den Mitgliedern des GEXXI an, sie eines Samstags durch die Kläranlage zu führen.
In den Tunneln
Obwohl ich im Rahmen meines Studiums und der Arbeit bereits viele Kläranlagen besichtigen konnte, hatte ich grosse Lust darauf, mir auch diese anzuschauen. Ihre schiere Grösse ist wirklich beeindruckend und kommt sehr gut zur Geltung, wenn man durch die unterirdischen Tunnel von einem Ende zum anderen der Anlage läuft. Interessant anzusehen war auch, dass einige der Belebungsbecken leer waren, so dass man ihre ganzen Ausmasse erfassen konnte - echt eindrucksvoll. Der Bau einer solchen Kläranlage ist eine wirkliche Ingenieursmeisterleistung. Und sie funktioniert sogar!! Ich konnte leider nicht rauskriegen, wie viel Beton dort verbaut wurde, aber es muss echt viel sein.
Nachklärung
Mindestens genauso aufregend fand ich allerdings die Flugzeuge, die im Minutentakt über uns hinwegflogen, da sich die Kläranlage direkt in der Einflugschneise zweier Pisten des angrenzenden Barcelonaer Flughafens befindet. Schade nur, dass in Barcelona nur sehr wenige der wirklich dicken Flugzeuge landen. Einen A330, etwas vergleichbares oder gar grösseres konnte ich während meines Besuches nicht bestaunen. Auch wollte Josep mich nicht auf einen der Faultürme klettern lassen über den die Flugzeuge zum greifen nah hinwegfliegen .... naja, vielleicht nächstes Mal.
Biogasspeicher
Ebenfalls interessieren würde mich ein Besuch der noch grösseren Kläranlage auf der anderen Seite Barcelonas. Sie ist unterirdisch, und hat eine Behandlungskapazität für 3 Millionen Einwohnergleichwerte.
(Fotos: Joan Montoya)

Sep 28, 2009

Perillos

Am Freitag den 25.09. fuhren Joan, Asun, Nuria und ich um 16:00 Uhr gen Frankreich in die Nähe des schönen Dorfes Opoul-Perillos über das man auf Anfrage bei Fräulein Pedia erfährt, dass es das nördlichste Dorf des französischen Teils Kataloniens ist. Gern hätte ich etwas über den Flugzeugabsturz erfahren, der dort am 11.01.1963 passierte, doch Vicky ist ja nun auch kein Plappermaul. Etwas interessanter ist da die Perillos Societé, bei der es Dieses, nicht sonderlich Informatives zu lesen gibt.

Aber bleiben wir beim Ausflug. Wir hätten gern die mir bereits bekannte Höhle „Hydre“ in Angriff genommen – eine 400m tiefe Höhle mit vielen kurzen und wenigen tiefen Schächten, die ich vor einigen Jahren bis in etwa 275m Tiefe besuchte, doch waren wir dafür dieses Mal zu wenig Personen, da während der Planung des Ausflugs immer mehr Leute absprangen. Weil es jedoch viele Höhlen in jener Region zu begutachten gibt, änderte sich zumindest nicht der ganze Plan.

Nachdem wir unseren Kram in einer verlassenen Steinhütte ohne Fenster und Türen untergebracht und unsere Schlafgemächer vorbereitet hatten, machten wir zu Fuss einen Ausflug nach Perillos – dem verlassenen Teil des Dorfes, der etwas oberhalb unserer Hütte liegt. Es gibt Dort nur 2 verschlossene Häuser, die scheinbar gerade restauriert werden, eine Kirche mit klitzekleinem Friedhof und eine halbe Mauer einer ehemaligen Burg. Alles in Allem eine interessante Nachtwanderung, die besonders auf dem Friedhof etwas lustig war.

Zurück an der Hütte trafen wir nicht ganz ohne Zufall auf Juanjo und Marina, die sich ebenfalls übers Wochenende in der Zone aufhielten, und die uns während des Abendessens erzählten, dass am nächsten Tag auch noch Vanesa und Antonio kämen. Während wir gemeinsam Pläne fürs Wochenende machten kam zwar noch einige Male der Name Hydre auf - genug Seile und Karabiner hatten wir schliesslich dabei - jedoch entschieden wir uns letztendlich für mehrere kleinere Höhlen, von denen ich noch keine kannte und liessen Hydre für ein anderes Mal.

Avenc del Plà de Perrillos:

Juanjo und Marina, die sich bereits seit Donnerstag in der Zone aufhielten hatten diese Höhle bereits am Freitag Abend installiert und Asun und ich hatten auch durchaus Lust sie sofort nach dem Abendessen am Tage unserer Ankunft zu besuchen, doch liessen wir uns von Joan und Nuria breitschlagen, die sich zu jenem Zeitpunkt nicht mehr aufraffen wollten und gingen stattdessen früh schlafen. Ich verlagerte mein Lager dafür nach draussen, da der klare Himmel einen schönen Blick auf die Sterne versprach. Das Versprechen hielt er auch, jedoch liess mich die örtliche Faune nicht zur Ruhe kommen. Ständig raschelten irgendwelche Tiere in meiner Nähe und ich malte mir aus, wie ich mich erschrecken würde, wenn ich von einem neugieren Wildschwein geweckt würde. Auch mein kleiner Munitionsvorrat an Steinen beruhigt mich kaum, so dass ich morgens beschloss, die nächste Nacht auf jeden Fall in der Hütte zu verbringen.

Am Samstag seilte ich mich gegen 10 Uhr als erster in die Höhle ein. Nach einer etwa 20 Meter langen Rampe im Einstiegstrichter kam ein senkrechter 20 Meter Abseiler, der mich in einem ziemlich grossen Saal platzierte, dem ich grob einen Durchmesser von 100 bis 150 Metern bescheinigen würde, wobei er natürlich nicht exakt rund ist. Nachdem wir 4 uns im Inneren befanden, begann eine akribische Erkundung des Saales, sowie sämtlicher Nebengalerien. Erst als wir ganz sicher waren, dass wie nicht ein einziges enges, schlammiges Kriechloch ausgelassen hatten, traten wir den Rückzug an. Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass besonders Asun einen regelrechten Eifer entwickelte sich selbst in die kleinste Öffnung zu zwängen, wodurch sie die Höhle von uns Vieren am Besten kennenlernte.

Von unserer Gruppe machte nur Joan Fotos. Da ich ihm nicht alle Fotos aus seinem blog klauen möchte, werde ich nur wenige präsentieren und an dieser Stelle stattdessen auf seinen Artikel unseres Ausflugs verweisen.

Als wir wieder am Ausgang ankamen, seilten sich gerade die anderen, mittlerweile 4 Personen ab, die uns zunächst verwundernd anschauten, dann aber respektvoll zugaben, dass sie es sicherlich nicht schaffen würden sich derart einzusauen.

Nachdem wir unsere Aufstiegsapparate, Zähne und Augenlider vom gröbsten Dreck gereinigt hatten, und ich mich versichert hatte, dass Antonio diesmal nicht vorhatte im Ausstieg steckenzubleiben, machten wir uns an den Aufstieg.

Später fanden wir 8 uns zusammen um uns möglichst praktisch zu organisieren, wobei wir entschieden, dass jede Gruppe am Nachmittag je eine Höhle installieren würde. Die Wahl fiel auf die Höhlen "Avenc d’en Joan" und "Gran Barrenc de Perillos", die sich in etwa 200 Meter Entfernung unserer Hütte und relativ nah zueinander befinden. Wir würden sie installiert lassen um am nächsten Tag die jeweils andere zu besuchen und erst dann die Seile wieder auszubauen.

Avenc d’en Joan:

Es handelt sich hierbei um keine besonders interessante Höhle. Schacht an Schacht reihen sich aneinander und ab etwa 90 Metern Tiefe führt ein recht enges, schlammiges Loch bis auf -94,8m hinab, wo es jäh endet. Zwei Schächte sind zwar hübsch versintert, jedoch nicht dermassen, dass sich eine Reise lohnen würde, wenn es nur diese Höhle zu besuchen gäbe. Joan installierte mit seinem jungfräulichen 100m Seil und fix ging es Stufe um Stufe hinab. Ein Pendel in etwa 55m Tiefe raubte Nuria sämtliche Kraft und Nerven, so dass sie beschloss an diesem Punkt umzudrehen, Das Seilende nutzten wir für einen Überholvorgang und ich installierte den Rest bis nach unten. Ohne weitere Vorkommnisse ging es nach einem Müsliriegel wieder nach oben, wo Nuria, inzwischen wieder gut gelaunt, auf uns wartete. Da ihr Geburtstag war, beschlossen wir, nach Opoul zu fahren und in einer kuriosen, konkurrenzlosen Bar gemeinsam etwas Bier zu trinken was auch ganz lustig war.

Gran Barrenc de Perillos:

Nuria hatte am Sonntag, nach einer weitern, kurzen Nacht keine Lust auf Höhlen und blieb stattdessen in ihrem Schlafsack. Ich seilte mich als erster ein. Die Höhle ist mit -101m zwar nicht wesentlich tiefer als die zweite des Vortages, jedoch komplexer und dadurch interessanter. Auch gibt es zusätzlich zu den vielen Sinterinformationen seitliche Galerien und Kamine, die wir jedoch nur teilweise erforschten. Besonders der letzte Schacht ist wegen seines grossen Querschnitts eindrucksvoll und als kleines Schmankerl gibt es an seinem Boden eine Sinterformation, die wie eine zum Sitzen einladende Bank geformt ist. Während des Wiederaufstiegs baute ich die ersten beiden Seile aus. Dann überholte ich Joan und machte mich, in seiner Nähe bleibend, mit dem vollen Schleifsack auf den Weg nach oben, wobei dieser mich an 2 oder 3 etwas engeren Stellen durchaus störte. Draussen warteten bereits Asun, aber auch die anderen 4 auf uns, so dass wir sofort damit beginnen konnten, das ausgetauschte, vermischte Installationsmaterial wieder an die Besitzer zu verteilen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu den Autos wo wir uns bis zum nächsten Mal von Juanjo, Marina, Vanesa und Antonio verabschiedeten.

Nach dem Mittagessen beschlossen wir Übrigen noch etwas Tourismus zu machen, wofür wir in das Dorf Cotllioure fuhren, das in der Nähe Perpignans an der Mittelmeerküste liegt. Endlich gab es mal wieder richtigen Kaffee zu trinken!

Nach einer Erkundung der verschiedenen Teile der Strandpromenade mit Befestigungsanlagen und ein paar Fotos ging es ohne Eile zurück nach Hause.

Aug 24, 2009

Am Canigó ... und so

Am Freitag machten Lisa und ich uns um etwa 20:00 Uhr auf den Weg in die Nähe des Canigó. Wir hatten vor, uns dort in der Nähe auf einem Campingplatz einzuchecken, weshalb wir möglichst vor 23:00 Uhr ankommen wollten. Die Eile sollte sich allerdings als überflüssig herausstellen, da zumindest unser Platz bereits um 19:00 schliesst. Natürlich hielt uns das nicht davon ab, ihn trotzdem zu betreten und dort unser Zelt aufzustellen, wofür wir auch erst am nächsten Tag Ärger bekamen.
Si ferme c'est ferme! Oder so ähnlich.
Wir buchten dann gleich noch eine zweite Nacht dazu und kauften in der angeschlossenen Bar ein Petit Dejeuner, was die Wogen glättete.
Da wir am Samstag zu spät aus den Säcken kamen, war an einen Aufstieg des Canigó nicht zu denken. Wir machten stattdessen etwas Tourismus in Vernet. Später stiegen wir noch zu einem Kloster namens St. Martin auf, wobei wir zunächst an einer kleinen Kirche vorbeikamen.
Kleine Kirchekleiner SchmetterlingKloster St. Martin
Danach begaben wir uns zur recht enttäuschenden Cascade Dietrich
Auf dem Weg zur ...... und an der Cascade Dietrich
und am Nachmittag fuhren wir ins mehr als sehenswerte Vilafranca de Conflent (Villefranche de Conflent auf französisch) ein Dorf das zu 100% innerhalb der alten und komplett erhaltenen Stadtmauern liegt.
Ein Blich durch die Stadtmauer über den Fluss auf die Eisenbahn
Dieses Dorf war mir bereits vom Vorbeifahren bekannt, und zwar aus der Zeit, als ich meine Reisen von und nach Deutschland noch mit dem Auto machte. Aus diesem Grunde wusste ich auch, dass es dort eine touristische Höhle gibt. Was mir jedoch nicht klar war ist, dass es sich dabei um die Höhle Canalettes handelt, in die einer der GEXXI-Kollegen buchstäblich verliebt ist. Wir besuchten sie zwar nicht aber zumindest weiss ich nun, wo sie sich befindet.
Falls mal jemand der Deutschen Leser mit dem Auto in Richtung Barcelona fahren sollte, so kann ich ihm nur dringend empfehlen in Perpignan die Autobahn zu verlassen und auf der Landstrasse in Richtung Andorra zu fahren. Diese führt nämlich nicht nur am besagten Vilafranca vorbei, sondern ist auch ansonsten spektakulär, das sie praktisch einer Schlucht zu einem Bergpass folgt, in der auch die berühmte, pittoreske gelbe Eisenbahn fährt.

Am nächsten Tag wollten wir dann eigentlich den Canigó in Angriff nehmen, doch bahnte sich bereits an, dass Elisabets drei Tigermückenstiche sie daran hindern würden, denn durch die Hitze und die Anstrengung wurden die eh schon dicken Beulen noch huckeliger.
So war es dan auch. Am Sonntag war Lisas Gesicht immernoch deutlich schief, so dass wir zwar trotzdem zum Canigó fuhren, jedoch nur um dort etwas zu wandern, ihn jedoch nicht zu besteigen. Unser sehr sehr schöne Weg führte uns vom Parkplatz am Col de Jou durch teilweise recht dichten Wald zu einem tösenden Fluss in Richtung einer auf der Wanderkarte mit dem Namen "Moura" beschriebenen Ruine.
Man sieht es nicht, aber der Fluss töste ganz gut
Wir kamen zwar nicht bei Moura an, doch machte uns die Wanderung durchaus Lust auf mehr Entdeckungszüge in der Nähe. Und schliesslich muss ja auch der Canigó irgendwann noch bestiegen werden.
Fotos: Lisa

Aug 9, 2009

Avenc Montserrat Ubach

Diesmal waren wir nur zu dritt - JCC, Coves und ich. Die uns zur Verfügung stehenden Seile waren nicht ideal, und da wir nicht sicher waren, in wie fern wir mehrere, hintereinanderliegende Schächte mit einem und denselben Seil installieren können, nahmen wir folgende Seillängen mit:

-20m, 50m, 140m, 60m, 70m

Diese mussten wir erstmal durch das obere Teilstück einer glitschigen, steil abfallenden Schlucht zum Höhleneingang schaffen. Der Weg zur Höhle ist zwar nicht lang, er hat es aber in sich.Da die beiden ersten nicht in Rucksäcken verpackt waren, fingen wir mit denen an. Ich installierte. Mit dem 20m Seil kam ich bis zum Beginn des ersten Schachtes, wo ich es am Y mit dem zweiten Seil verknotete, wobei dies etwas länger dauerte, weil ich mich zweimal mit dem normalen 8er Knoten verhedderte, den ich in den doppelten 8er des nächsten Seils einbandt. Am 50m Seil seilten wir uns ab und ausserdem installierte ich mit diesem den Handlauf zum nächsten Schacht, wo wir auf das 140m Seil umstiegen. Hier hatte ich abermals Probleme, da ein Spit so gesetzt war, dass, egal wie ich installierte, der Karabiner schlecht arbeitete. Erst als JCC mir sagte, dass der Spit sicherlich für eine Umlenkung gedacht sei, verstand ich was zu tun war. Ohne weitere Probleme ging es nun einen Schacht nach dem nächsten hinab.
Da Coves jedoch noch am selben Tag nach Hause in seine Berge wollte, und es nicht allzu spät werden sollte, hatten wir die beiden Rucksäcke mit den übrigen Seilen inzwischen zurückgelassen.
Auf etwa -120m, am oberen Ende des P22 war dementsprechend Schluss, weil hier das 140m Seil endete.
Wir waren dennoch alle zufrieden, denn ein Schacht war reich sinterverziert und wir hatten sogar die Gelegenheit, uns in einem engen, schlammigen Krabbelloch mit einer Pfütze drinnen schön schmutzig zu machen - was will man mehr?

JCC und Coves teilten sich den Seilausbau, während ich bereits ausstieg und die erwähnten, zurückgelassenen Seile mitnahm. Während ich draussen etwa eine Stunde auf die beiden wartete bahnte sich ein Unwetter an, dass jedoch doch nicht stattfandt, was so auch besser war, denn der Rückweg durch die Schlucht war auch ohne Regen schon schwer genug.

Jul 29, 2009

Dôme de Neige des Ecrins - 4015m

Als Xavi und ich 2006 vom Gran Paradiso zurückkamen, fiel unser Blick auf ein paar sehr hohe Berge am Horizont - die sogenannten Ecrins, und wir beschlossen, sie irgendwann aus der Nähe sehen zu wollen. Dies sollte zwar 3 Jahre auf sich warten, doch alles kommt zu seiner Zeit...
Freitag Abend war ich mit Elisabet noch in Sant Feliu de Guixols um unter freiem Himmel Tschaikowski's Eugen Onegin, aufgeführt vom Münchener Ballet, zu sehen. Dies führte dazu, dass wir erst um 3 Uhr ins Bett kamen. Um 6.30 Uhr stand dann bereits Xavi vor der Tür um mich abzuholen. Unser Ziel: der "Parque National des Ecrins"!
Gegen Mittag kamen wir in Gap an. Dort hatten wir uns mit Craig, Xavis sudafrikanischen, in Schottland residierenden Kumpel, verabredet. Etwa um 16.30 Uhr machten wir uns mit gepackten Rucksäcken auf zum Refuge del Glacier Blanc. Wir hatten es etwas eilig die 700 Höhenmeter zu bewältigen, da wir spätestens um 18.30 einchecken sollten, und ich muss gestehen, dass wir uns um 2 Minütchen verspäteten - während der nächsten Stunde jedoch noch weitere Gruppen eintrafen.
Xavi vor dem zerklüfteten, unteren Ende des Glacier Blancs
Ich schlief in der folgenden Nacht sehr sehr gut. Morgens machten wir uns ohne Eile auf den Weg zum 600m höher gelegenen Refuge des Ecrins und schon bald führte uns der Weg auf den Glacier Blanc, der ab jenem Moment für die nächsten 2,5 Tage zum bestimmenden Element wurde. Gleich am Gletscherrand übten wir etwa 3 Stunden lang die verschiedenen Vorgänge der Spaltenrettung, doch muss ich zugeben, dass ich hoffe, dass ich nie auf sie angewiesen sein werde, da ich keineswegs das Gefühl habe besonders fit in jenem Thema zu sein. Und obwohl Xavi und Craig mehr Ahnung haben, würde ich doch lieber von jemand anders gerettet werden... Die Berghütte befindet sich auf einem 100 Meter hohen Felsen, der erstmal erklommen werden möchte.
Etappen- und Endziel
Oben angekommen bietet sie jedoch einen hinreissenden Blick auf die beiden 4000er namens Barre des Ecrins und Dome de Neige. Um 18.00 Uhr gab es Abendessen in der Hütte und danach ging es ab ins Bett - doch wie bitte soll man als Nachtmensch um halb acht nachmittags schlafen? Als um 01.00 Uhr morgens die ersten meiner 40 Zimmerkameraden anfingen rumzukramen und sich für die Gipfelattacke anzuziehen, war ich noch wach. Ich erinnere mich zudem an eine weitere Gruppe die sich vor uns auf den Weg machte. Um 2.40 klingelte auch unser Wecker. Dies war scheinbar ebenfalls das Signal für all die anderen Hüttenbewohner. Um 3.00 Uhr gab es Frühstuck im bereits vollen Speisesaal. Ich brachte keinen Bissen runter und selbst den Kaffee mochte ich kaum. Xavi und Craig jedoch frühstückten genüsslich und etwa eine Stunde lang .... was mich ehrlich gesagt nervös machte, da ich nicht einsehe, warum ich in aller Herrgottsfrühe aufstehen sollte um dann die Zeit zu verplempern. Um 4 gings los. Etwa eine halbe Stunde brauchten wir, um vom Hüttenfelsen auf den Gletscher zu gelangen uns die Steigeisen anzulegen und uns einzuseilen. Wir waren ungefähr im Mittelfeld aller, die es zum Berg trieb.
Erstes Licht am Horizont
Nach etwa 3 Kilometern befanden wir uns am Fuss des Berges auf 3200m. Wir hatten die Wahl zwischen einem Weg zur Rechten, der einen Schlenker unter einem wenig sicheren Eisfall macht, und einem Weg zur Linken, der durch ein Gebiet voller gut sichtbarer Gletscherspalten läuft. Wir hatten uns bereits am Vortag für den linken Weg entschieden und auch den meisten unserer Mitstreiter schien diese Option die bessere zu sein. Es wollten zwar einige Spalten um- und übergangen werden, doch stellte uns dies nicht vor erwähnenswerte Probleme und wir gewannen schnell an Höhe, was besonders Craig und ich auch zunehmend körperlich zu spüren begannen. Etwa um 8.00 Uhr befanden wir uns am Bergsattel zwischen dem Grat der Barre des Ecrins und dem einfach zu erreichenden Dôme de Neige auf 3974m. Kurz zuvor hatte ich bereits einen Blick auf den etwa 500m langen Grat werfen können, der mich sehr beeindruckte. In eine Richtung fallt er 800m steil ab, in die andere Richtung 1300m senkrecht.
Die Kletterstelle mit dem Grat im Hintergrund
Da dieser Grat nur durch Erklettern einer 10 Meter hohen, glatten Wand zugänglich war, die man nur mit Steigeisen erreichen konnte, und da man sich am Fusse der Wand nicht die Steigeisen abschnallen konnte und deshalb mit ihnen felsenklettern musste, beschloss ich, nicht die Barre erklimmen zu wollen und stattdessen nur den Dôme zu machen und dort auf Xavi und Craig zu warten. Die beiden machten sich also daran, die Wand zu erklettern, wobei allein Craig für die ersten 5 Meter bereits 45 Minuten brauchte. Als mir begann kalt zu werden, liess ich sie allein und machte mich auf den nur etwa 5 Minuten langen Weg zum 4015m hohen Dôme. Dort war ich etwa für eine halbe Stunde die einzige Person und konnte ungestört das Rundumpanorama geniessen.
Aussicht
Täler, Gletscher, schroffe Berge, Montblanc und (ich glaube) das Matterhorn in der Ferne und in die andere Richtung der Grat der Barre, auf dem sich die Alpinisten wie Käfer bewegten. Unglaublich eigentlich, dass dort nicht mehr Unfälle passieren. Aber gut so. Ein guter Ort für ein Picknick. Die ganze Zeit über konnte ich Craigs orangefarbenen Helm sehen, der irgendwie nicht merklich vorankam und sich stattdessen immernoch in der Nähe der Kletterstelle befandt. Um 11.oo Uhr machte ich mich zurück auf den Weg zum Sattel. Xavi und Craig waren nun bereits auf dem Rückzug, doch selbst für's Abseilen der 10 Meter brauchten sie etwa eine halbe Stunde. Wieder vereint beschlossen wir, nocheinmal schnell den Dôme zu besteigen, um zumindest ein Gruppengipfelbild zu haben, und machten uns daraufhin ohne Zeit zu verlieren an den schier endlosen Abstieg. Unten angekommen wurden wir Zeugen drei kleiner Eisabbrüche der hängenden Seracs - und obwohl es nur sehr kleine Abgänge waren haben diese mich akustisch beeindruckt. Auch der Weg zurück zur Hütte zog sich in die Länge und das Erklimmen des Hüttenfelsens erforderte die letzten Resourcen an Kraft und Motivation. Ich ging sofort schlafen und ward bis zum Abendessen nicht gesehen. Während des Abendessens kamen wir mit David und Irene aus Gavá ins Gespräch und es stellte sich schnell heraus, dass wir mit Juanjo und David vom GEXXI gemeinsame Bekannte haben. Die beiden sind übrigens absolute Cracks .... ich muss echt mal gucken ob sie ihre Expeditionen irgendwo im Netz veröffentlichen .... ich möchte nur ein Beispiel dessen nennen, was ich von ihnen erfahren konnte: Erstbesteigung eines indischen +6000m Gipfels! Und sehr nette Gesellen.
Zerklüftete Gletscherbereiche auf dem Rückweg
Am nächsten Tag ging es ohne Stress 1300 Höhenmeter zurück zum Auto. Nach einem blutigen Steak im ersten Dorf fuhren wir nach Avignon, wo wir Craig rausschmissen und zurück nach Hause, wo ich um 01.00 Uhr morgens ankam. Wir haben nicht die Barre des Ecrins besteigen können aber das machte gar nichts. Allein der Weg bis zum Sattel war jeden einzigen Schweisstropfen wert und auch der Dôme de Neige ist ein schmucker Gipfel. Ohne technische Schwierigkeiten zwar - aber auch er will erstmal erklommen werden....und vielleicht eine gute Übung für den Montblanc?

Jul 13, 2009

L'Arcada Gran, -102m

Am 11.07.2009 machten JCC, Joan, Javier, Francesc R., Mercè, Nuria, Manel, Mary, Toni und ich einen Ausflug zur mir bereits bekannten Arcada Gran. Dieses Mal installierte ich mit JCC's 130m Seil die Via Directa zum Tiefpunkt der Höhle. Francesc installierte eine andere, seitliche Route, die er, Joan, Javier und Toni machten und die bis auf -75m absteigt. Ich habe ja noch keine grosse Erfahrung mit dem Installieren, doch Im Grossen und Ganzen verlief alles ganz gut, abgesehen davon, dass ich die Spits teilweise nicht dort vorfand, wo ich sie erwartete und dass das Seil nicht ganz bis zum Boden reichte und ich den letzten Meter springen musste. Bis Mary mit einem zweiten Seil nach unten kam mussten auch JCC, Mercè und Nuria die letzten 1 bis 2 Meter (je nach Gewicht) etwas unkonventionell überbrücken. Ich weiss nicht, ob es daran lag, dass ich wenig geschlafen hatte, oder dass mich das Installieren nervös macht, doch unten angekommen wurde mir sehr schlecht und ich machte mir etwas Sorgen wegen des Aufstiegs. Nach dem Gruppenfoto war ich dann der Erste, der sich auf den Weg nach oben machte und mein Befinden besserte sich glücklicherweise sofort. Draussen angekommen hörte ich ein gedämpftes Stöhnen, von dem ich dachte, es seien Geräusche der von Francesc geführten Gruppe, die durch ein etwa 5 Meter weiter entferntes Loch im Boden zu mir gelangen. Doch als ich zu jenem Loch ging, stellte ich fest, dass das Stöhnen aus der Nachbarhöhle namens Topogràfs in 15 Metern Entfernung stammt. Dort angekommen sah ich in etwa 4 Metern Tiefe einen Typen, der sich sehr über meine Präsens freute, da er bereits seit über einer halben Stunde erfolglos versuchte, sich durch den engen Höhlenausgang zu zwängen. Mit ein paar Schlingen und einem Karabinerhaken zog ich ein wenig an einer seiner Steigklemmen - und siehe da - konnte ihm gerade das Bisschen Kraft leihen, das ihm fehlte um die Engstelle zu passieren. Nach Antonio (so heisst er) lernte ich auch noch Vanessa (seine Frau) kennen, die sich das Spektakel von unten angeguckt hatte. Es stellte sich heraus, dass wir einige gemeinsame Höhlenkollegen haben und ich gehe durchaus davon aus, dass wir uns nochmal wiedertreffen werden.Nach und nach kamen nun auch meine Höhlenkollegen zurück ans Tageslicht. Wir verlagerten uns in eine Bar in Vallirana, wo wir noch stundenlang zusammensassen und über Höhlenkram philosofierten.
Ein Dankeschön an Manel und Joan für die Fotos!

Jul 5, 2009

Avenc de la Sivinota

Am Samstag besuchte ich mit Joan, JCC und Toni eine Höhle, die mich schon seit Jahren reizt. Im Avenc de la Sivinota befindet sich der längste Schacht des Naturparks Garraf (in dem es über 300 Höhlen gibt), und ich glaube, dass es auch der längste Schacht Kataloniens ist. Er ist 106m tief und absolut vertikal. In etwa 15 Metern und 20 Metern Tiefe kommen zwei Zwischeninstallationen und ab dort geht es ohne Kontakt zur Höhlenwand nach unten. Doch ist dies noch nicht das Beste. In 34 Metern Höhe über dem Boden des ersten Schachts befindet sich ein Loch in einer der Seitenwände. Um dort hin zu gelangen muss man ein Pendel durchführen und hat dann die Möglichkeit, sich vom "Fenster" genannten Loch aus 55 Meter tief im Nachbarschacht abzuseilen. Während man sich im Fenster befindet, steht man also auf einer Wand, von der aus es in eine Richtung 34 Meter tief und in die andere Richtung 55 Meter tief hinab geht. Um sich zum Fenster zu pendeln ist der Pendler auf Hilfe vom Schachtboden angewiesen, weshalb sich mindestens einer bis dorthin abseilt. Dann seilt sich der Zweite bis auf die Höhe des Fensters ab. Nun fängt der Erste an, mit dem Seil, an dem der Zweite hängt, solche Bewegungen durchzuführen, die bewirken, dass der Zweite zum Fenster schwingt, wo er sich irgendwo festhält und das Seil zwischen-installiert. Unser Plan war, das sich alle abseilen, dann jemand bis auf Fensterhöhe hochklettert und ihn die anderen rüberschaukeln. Danach hätten wir uns auch noch den Nachbarschacht hinabgeseilt und alle Teilnehmer unseres Ausfluges hätten die gesamte Höhle zu Gesicht bekommen.
Hätten...
Im Garraf treten immer wieder Fälle von Hypoxie, also Sauerstoffmangel, in den Höhlen auf. Allerdings hatte ich stets den Eindruck, dass es sich mehr um einen Exzess an CO2 handelte, als um ein O2 Defizit. Joan hatte extra ein Feurzeug mitgenommen, um zu prüfen, ob es sich im Inneren der Höhle benutzen lässt, doch hielt ich von der Idee nicht viel, da sich dadurch ja kein CO2-Exzess feststellen lässt.
Toni wusste, wo sich die Höhle befindet und führte uns unter der brennenden Sonne, durch die dichte, pieksende und kratzende mediterrane Vegetation. Ich trug als Einziger lange Hosen und kam mit nicht blutenden Beinen am Ziel an. Der Einstieg ist ein etwa 1 Meter mal 1 Meter grosses Loch im Boden, von dem man niemals vermuten würde, dass es 106 Meter tief, und weiter unten ausserdem wohldimensioniert ist. Toni installierte. Zunächst machte er eine einfache Verankerung an der Felswand neben dem Loch, als er anfing sich ins Seil zu hängen um die Verankerung über der Vertikalen zu suchen, schrien wir auf.
"Was machst Du? Da gehört eine doppelte Installation hin!"
Statt eines Y installierte er dann 2 einfache 8er-Knoten. Immer noch nicht optimal. An der Vertikalen machte er ebenfalls kein Y sondern wiederum 2 8er. Hier merkten wir, dass er nicht weiss, wie man ein Y macht. Nicht schön, aber nun gut... zumindest doppelte Verankerungen. Dann seilte Toni sich ab, um die Zwischeninstallationen in 15 Meter bzw. 20 Metern Tiefe zu suchen. Ich seilte mich als Zweiter ein. In 15 Metern Tiefe fand ich sowas in der Art vor, nur noch etwas prekärer.: Da Toni unter mir am Seil hing konnte ich die Installation nicht ändern, doch wurde mir während des Wartens immer klarer, dass ich mich nicht dranhängen würde. Ich sagte Joan über mir bescheid, dass ich wieder hochkomme. Er solle es sich ansehen. Als ich wieder draussen war, seilte sich Joan ein. Mittlerweile war Toni unten angekommen, weshalb Joan sich entschloss, die Installation zu Gunsten eines Y zu ändern. Dasselbe tat er auch mit der Installation in 20 Metern Tiefe, jedoch nicht ohne sie vorher fotografisch festzuhalten (s. Foto). Dann seilte er sich die 80 Meter ab. JCC befand sich an der letzten Zwischeninstallation, ich mich 5 Meter über ihm, als Joan aus der Tiefe rief wir sollen aufsteigen. Ich fragte nach, ob ich richtig verstanden hatte, doch nun dachte der fast taube JCC ich würde mit ihm reden und fragte mich, was ich wolle, weshalb ich Joans Antwort nicht verstehen konnte. Ich sagte JCC, er solle stoppen, sich sichern und ruhig sein, fragte Joan abermals und dieser sagte mir: "Es gibt hier keine Luft, klettert wieder hoch!" Bereits zum zweiten Mal an diesem Tag kletterte ich also aus 15 Metern Tiefe wieder hinauf. Auch JCC war bald wieder draussen in der brennenden Sonne. Auf meine Nachfrage versicherte mir Joan, dass es ihm und Toni gut ginge, jedoch beide zeitgleich, am selben Seil hängend die 80 Meter hochklettern (!).
Nur gut, dass er die Installaton verbessert hatte, was er eventuell nicht getan hätte, wenn ich mich nicht geweigert hätte mich von dort abzuseilen... und gut, dass jemand nicht taubes in JCC's Nähe war, da dieser bereits in Begriff war sich abzuseilen...
Als die beiden fast oben waren rief ich ihnen zu, dass sie schnell rauskommen sollen, den Seilausbau würde ich erledigen.
Später berichtete Joan: beim Abseilen hatte er an den beiden Zwischeninstallationen Zündversuche durchgeführt. Das Feuerzeug funktionierte. In 106 Metern Tiefe angekommen fanden Toni und Joan zwar eine lebendige Schlange, Jedoch war Toni schon eine Weile schwindelig (und er wollte es nicht sagen!?!) und das Feuerzeug funktionierte dort nicht. Nach ein paar Versuchen rief Joan uns zu, wir sollen umkehren. Während er hochkletterte machte er etwa alle 10 Meter eine Probe, doch erst an der oberen der beiden Installationen, in 15 Metern Tiefe, bildete sich eine Flamme, die jedoch sofort wieder erlosch. Das Feuerzeug funktionierte erst wieder, als er vollkommen ausserhalb der Höhle war. Joan hat nicht das Gefühl, dass er körperlich irgendwas wegen der Atemluft bemerkt hatte - Toni war zwar schwindelig, jedoch war das Seil während seines Abstiegs sehr verdrillt, weshalb er kreiselnd an Tiefe gewann, und er ist sich nicht sicher, ob ihm vielleicht deshalb schwindelig war.
Ich schliesse aus den gewonnenen Informationen, dass es sich tatsächlich um Sauerstoffmangel handelte, da das Feuerzeug nicht funktionierte, der Sauerstoffmangel jedoch nicht sehr ausgeprägt war, denn die Schlange am Höhlenboden war lebendig und sowohl Joan als auch Toni konnten ohne grössere Probleme die 106 Meter hinaufklettern. Dennoch halte ich es für glücklich, dass Joan ein Feuerzeug dabei hatte und er sich im Endeffekt als Zweiter einseilte. Ansonsten wäre es dazu gekommen, dass sich 4 Personen wesentlich länger in der sauerstoffarmen Atmosphäre befunden hätten...